Der 18-jährige Bennet Severin ist nicht nur ein begabter Abiturient, sondern auch ein wahres Multitasking-Talent, das sich mit vollem Herzblut für ehrenamtliche Jugendarbeit in seiner Heimat Eutin einsetzt. Neben seinem Engagement als Badminton-Trainer und als Teamer beim städtischen Ferienpass und der örtlichen Kirchengemeinde zeigt er besonderen Einsatz im Vorstand des Eutiner Kinder- und Jugendparlaments.
Doch das ist noch nicht alles: Bennet engagiert sich ebenso intensiv in der Schülervertretung (SV) seiner Schule sowie in der Kreis- (KSV) und Landesschülervertretung (LSV). ME2BE hat ihn nach seiner Motivation gefragt, sich in so vielen Bereichen gleichzeitig einzubringen, und wie er es schafft, Engagement und Freizeit erfolgreich miteinander zu vereinen.
Lieber Bennet, als Landesschülervertreter trittst du aktiv für deine Schule ein. Was bedeutet Schule für dich?
Meiner Meinung nach darf man Schule nicht nur als reinen Lernort verstehen, sondern auch als einen Ort, an dem man viel Zeit mit seinen Mitschülern und Freunden verbringt und an dem es viele andere Angebote gibt. Das kann von den Pausen über Aktivitäten wie der Schulsanitätsdienst bis hin zu tollen Projekten und natürlich auch der SV reichen. An diesen Punkten der Mitgestaltung und des Austauschs wird Schule überhaupt erst einzigartig und vielfältig.
Warum braucht Schule eigentlich Menschen, die ehrenamtlich Engagement zeigen? Reicht es nicht einfach nur zu lernen?
Engagement gibt der Schule einen besonderen Charakter – ehrenamtliche Tätigkeiten verleihen einem vermeintlich eintönigen Lernort eine einzigartige Atmosphäre, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Inspiration und Kreativität fördert.
Erzähle uns mehr über deine Projekte. Wie setzt du dich für deine Schule ein?
Als Teil der Schülervertretung übernehme ich viele verschiedene Aufgaben. Im Mittelpunkt steht das Vertreten der Interessen der Schülerinnen und Schüler auf Konferenzen. Während der Sitzungen bekommen wir die Möglichkeit, das Schulleben mitzugestalten und unsere Ideen einzubringen. Für Ausnahmefälle gesteht einem das Schulgesetz auch ein Vetorecht ein. So kann ich den Ort Schule durchaus nach Vorstellung der Schülerschaft verändern, wie ich ihn mir selbst gewünscht habe. Natürlich können sich auch Eltern und Lehrer auf diese Weise engagieren.
Kannst du ein paar Beispiele nennen?
Nach Corona mussten wir die gesamte Schülervertretung neu organisieren und im Zuge dessen eine neue Satzung und Wahlordnung konzipieren. Das war einer der ersten Schritte. Dann kamen weitere Themen wie das Erstellen eines neuen Fahrtenprogramms für Klassenfahrten unserer Schule dazu. Zusätzlich haben wir in Kooperation mit zwei anderen weiterführenden Schulen eine in meiner Heimatstadt traditionsreiche Nikolaus-Aktion geplant: Schülerinnen und Schüler können Freunden aller teilnehmenden Schulen einen Gruß inklusive Schokoladenlolli am Nikolaustag senden. Damit alles funktioniert, planen wir diese Aktion bereits im September. Weitere Veranstaltungen waren beispielsweise Fasching für die Orientierungsstufe, ein Burgballturnier oder die erstmals durchgeführte Wahlveranstaltung zur Kommunalwahl. Seitdem das Wahlalter auf ein Mindestalter von 16 Jahren herabgesetzt wurde, ist ein großer Teil unserer Gymnasiasten wahlberechtigt und wir finden es wichtig, niedrigschwellige Angebote zur Auseinandersetzung mit der Lokalpolitik zu schaffen. Dafür haben wir eine Veranstaltung in der Sporthalle geplant und alle Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien eingeladen. Wir haben im Vorfeld Schülerinnen und Schüler aufgerufen, Fragen zu formulieren, um diese zu sammeln und im offenen Plenum an die Politiker zu stellen. Währenddessen wurden derart viele Schülerfragen gestellt, dass am Ende nicht genug Zeit für die Beantwortung aller offenen Fragen zur Verfügung stand. Diese große Anzahl an Fragen zeigt ein beeindruckendes Interesse, das äußerst motivierend wirkt.
Beeindruckende Leistung! Wie bist du denn überhaupt zum Amt des LSV gekommen?
Da wir vor der Neuorganisation eine relativ kleine Schülervertretung waren, besteht der Vorstand jedes Jahr aus fast komplett neuen Mitgliedern. Meine Klassenlehrerin hat mich irgendwann darauf angesprochen und vorgeschlagen mitzumachen. 2022 wurde ich dann zum SV-Vorsitzenden und zum Delegierten des Landesschülerparlaments gewählt, aus dem wiederum der Vorstand der Landesschülervertretung gewählt wurde.
Welche Aufgaben bringt das Amt mit sich?
Für mich ist die Arbeit in der Schülervertretung eher eine Passion, über die ich weitere Kontakte für verschiedene Lebensbereiche knüpfen kann. Darüber hinaus sind Freundschaften mit Gleichgesinnten entstanden. Im Allgemeinen erfordert es eine aktive Kommunikation. Insgesamt komme ich auf bestimmt rund 2000 Ehrenamtsstunden mit allen Ämtern im Jahr, wobei die meisten Konferenzen und Netzwerktreffen nachmittags, manchmal aber auch am Wochenende stattfinden. Ich achte jedoch darauf, mir trotz der vielen Aufgaben und Termine Freiräume für Freunde, Familie und Hobbys zu bewahren.
Was wünschen sich Schülerinnen und Schüler von dir als Landesschülervertreter?
Ich bin auf Landesebene als Referent für Oberstufe und Berufsorientierung eingesetzt. Hier habe ich den Eindruck, dass sich viele Schüler auf Gymnasien mit der Berufswahl allein gelassen fühlen und sich zum Beispiel eine stärkere Interaktion zwischen Schule und Wirtschaft oder mehr Praxiserfahrungen durch Praktika wünschen. Dies versucht man dann in Forderung zu formulieren, um darüber mit bildungspolitischen Akteuren und Organisation in Kontakt zu kommen und sich für diese einzusetzen.
Hast du das Gefühl, dass du durch dein Engagement in der Schule bereits eine gute Vorbereitung auf deine berufliche Zukunft erfährst?
Aus ehrenamtlichen Tätigkeiten lernt man viele wichtige Kompetenzen, die mir auch im späteren Berufsleben zugutekommen werden. Dazu gehören das Organisieren von Veranstaltungen, der Umgang mit Bürokratie oder auch mit Kommunikation. Zusätzlich erweitere ich mein Netzwerk und knüpfe viele Kontakte. Rein für den Lebenslauf sollte man dies aber nicht tun, da die mögliche extra Zeile in der Bewerbung in keinem Verhältnis zum Aufwand steht.
Hast du schon einen konkreten Berufswunsch?
Ja, ich möchte Verkehrsingenieurwesen studieren, da dieser Beruf viele meiner Interessen verbindet: die Möglichkeit des Gestaltens in Verbindung mit Mobilität und natürlich auch etwas Politik.
TEXT Jessie Sperling, Sophie Blady
FOTO privat