Berufsorientierung und Ausbildungsvermittlung liegen Berufscoach Ingmar Jonsson und Berufsorientierungs-Lehrerin Claudia Freickmann von der Schule im Augustental in Schönkirchen sehr am Herzen. Deshalb füllen sich die Klassenräume des Schulzentrums in Schönkirchen am 23. Februar 2024 nicht wie üblich nur mit Schülern und Lehrern, sondern auch mit Vertretern verschiedener Unternehmen. Sie dürfen diesen Vormittag Vorträge halten, um den Schülerinnen und Schülern des 8., 9. und 10. Jahrgangs die Möglichkeiten von Ausbildung und Studium in ihrem Unternehmen nahezubringen. Das Besondere: Die Schülerinnen und Schüler konnten im Vorhinein selbst für die Unternehmen abstimmen, die sie am meisten interessieren. Wer die meisten Stimmen bekommen hat, wurde zur Messe eingeladen. So entstand ein spannender Vormittag der selbstbestimmten Berufsorientierung.
Die Reise zur Berufsorientierung beginnt
Wir von ME2BE begleiten an diesem Tag Angelina (16) und Julian (16) aus der 10. Klasse und Ümmühan (15) aus der 9. Klasse. Sie haben die Möglichkeit, an zwei 60-minütigen Vorträgen von den Ausstellern teilzunehmen, für die sie sich vor der Messe entschieden haben.
Philipp Mayworm von der DFDS möchte die Schülerinnen und Schüler für die Arbeit am Hafen begeistern.
Wir heften uns an die Fersen von Angelina und Ümmühan. Julian hat die erste Stunde der Jobmesse bei der ThyssenKrupp AG verbracht. Ihn treffen wir erst später wieder. Die Jugendlichen machen sich auf den Weg in die Klassenräume. Da sie sich für kaufmännische Berufe interessieren, begleiten wir die beiden Schülerinnen zuerst in den Klassenraum, in dem Nicola Tietgen-Pretsch, Philipp Mayworm und Auszubildende Janin die Reederei DFDS (steht für: Det Forenede Dampskibs-Selskab) vorstellen. Zum Einstieg wird ein atmosphärisches Video von der Arbeit am und um den Hafen gezeigt. Philipp Mayworm und Nicola Tietgen-Pretsch wollen den Schülerinnen und Schülern den Beruf des Schifffahrtskaufmanns (m/w/d) näherbringen. Die dreijährige Ausbildung kann bei der DFDS in den Bereichen Customer Service oder Fracht absolviert werden. Es werden im Vortrag allerdings nicht nur die Rahmenbedingungen erläutert, sondern auch individuelle Berufswege von ehemaligen Auszubildenden gezeigt, die durch Weiterbildungen und Auslandsaufenthalte verschiedene Berufswege innerhalb der DFDS eingeschlagen haben. Janin, die im ersten Ausbildungsjahr ist, schwärmt von ihrer Arbeit bei der DFDS und legt die Ausbildung als Schifffahrtskaufmann (m/w/d) jedem ans Herz, der einen abwechslungsreichen Arbeitsalltag sucht und ein Herz für das Meer hat. „Der Vortrag hat mir gefallen. Gerade, dass die Auszubildende selbst über ihre Erfahrungen gesprochen hat und berufliche Wege von Mitarbeitern gezeigt wurden, war ein sehr interessanter Einblick”, fasst Ümmühan den Besuch bei der DFDS zusammen.
Etappe 2: Zusammenkunft in der großen Pause
Zwischen den beiden Vorträgen findet in der großen Pause in der Aula dieses Jahr erstmals ein sogenanntes Coming Together der Unternehmen und der Schülerinnen und Schüler statt. Hier haben die Messebesucher die Möglichkeit, ganz ungezwungen in das Gespräch mit den Ausstellern einzusteigen. Stefan Borchert, Ausbilder für Industriemechaniker bei ThyssenKrupp, freut sich sehr über diese Möglichkeit des Austausches mit den Schülerinnen und Schülern: „Wir haben viele nette Gespräche geführt!” Dem schließt sich Philipp Mayworm von der DFDS an: „Nach fünf Minuten Anlaufzeit haben wir von dem Moment an, als der erste Schüler auf uns zukam, durchweg Gespräche geführt. Das war klasse! Ein großes Kompliment auch an die Schülerinnen und Schüler, die sich sowohl beim Coming Together als auch während der Vorträge toll eingebracht haben.” Nach einer gelungenen Pause voller inspirierender Gespräche leert sich die Aula wieder, denn die Messebesucher brechen zu den zweiten Vorträgen des Tages auf.
Auch Christian Stecker von der Bundesagentur für Arbeit und wir von ME2BE waren den ganzen Vormittag mit einem Stand in der Aula vertreten und standen jederzeit für Fragen zur Verfügung. ME2BE-Kollegin Monika stellte den interessierten Schülerinnen und Schülern unsere digitale Berufsorientierungplattform DIGI:BO vor. DIGI:BO bietet Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften Informationen und Materialien für eine umfassende und vielseitige Berufsorientierung. Vor allem der Ratgeber kam besonders gut bei den Jugendlichen an.
Die letzte Etappe des Tages
Für den zweiten Vortrag begleiten wir Angelina und Julian in den Klassenraum, in dem Ralf Bastian, Geschäftsführer von Elektro Steffen GmbH u. CO KG, zusammen mit seinen Auszubildenden Lasse und Leon von seinem Berufsalltag erzählt. Das Besondere hierbei: Lasse und Leon waren selbst beide auf der Schule im Augustental und haben durch die intensive Berufsorientierung zu Elektro Steffen gefunden. „Herr Jonsson hat mir sehr bei der Entscheidung geholfen, erst ein Praktikum bei Elektro Steffen zu machen und dann dort meine Ausbildung anzufangen”, erinnert sich Azubi Lasse, der Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik lernt. Während des Vortrags wird klar, warum Ralf Bastian eine selbstbestimmte Berufsorientierung der Jugendlichen am Herzen liegt: „Man kann alles erreichen und sein Tempo dabei selbst bestimmen! Mit 15 Jahren hatte ich natürlich noch nicht viel Ahnung und leider wenig Berufsorientierung erhalten. Mein Vater hat mich an die Hand genommen und einem Elektrobetrieb vorgestellt. Ich war noch zu jung für eine eigene Entscheidung.” Deshalb sei die Berufsmesse an der Schule im Augustental eine tolle Möglichkeit für die Jugendlichen, die ersten Schritte in die Arbeitswelt zu wagen. „Dieses Projekt ist einfach genial!”, meint Bastian am Ende der Messe. Um den Einstieg ins Arbeitsleben für die Azubis so angenehm wie möglich zu gestalten, wurde bei Elektro Steffen letztes Jahr die 4-Tage-Woche eingeführt. So können alle Mitarbeiter flexibler sein und es entsteht ein lockeres Arbeitsumfeld. Schülerin Angelina meint nach dem Vortrag: „Ich habe Freunde und Bekannte in der Firma und fand es deshalb interessant, hinter die Kulissen zu blicken und zu erfahren, was meine Freunde jeden Tag so machen.”
Ümmühan hat sich als zweites Unternehmen die Bartels-Langness Handelsgesellschaft mbH & Co. KG ausgesucht. Als wir von ME2BE den entsprechenden Klassenraum betreten, empfängt uns Antonia Doose, die uns zusammen mit einem Azubi, der Kaufmann für E-Commerce lernt, in der nächsten Stunde die zahlreichen Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten des Unternehmens vorstellt. Vom dualen Bachelor-Studiengang BWL über die Ausbildung als Kaufmann für Groß- und Außenhandelsmanagement (m/w/d) bis hin zur Ausbildung als Berufskraftfahrer (m/w/d) ist bei der Bela alles möglich. Auch dieser Vortrag wird mit einem informativen Video abgerundet, welches das Eintauchen in die Welt des Großhandels erlaubt. Bei einem Quiz dürfen Schülerinnen und Schüler außerdem raten, bei welcher Temperatur Champagner am besten getrunken werden sollte oder welche Inhaltsstoffe ein bestimmter Weichkäse hat. So sollen die Jugendlichen spielerisch kennenlernen, was für vielfältige Ausbildungsinhalte sie in einer Ausbildung als Kaufmann für Groß- und Außenhandelsmanagement (m/w/d) erwarten. Auch diesen Vortrag verlassen die Messebesucher mit neuen Erkenntnissen und Impulsen für ihren beruflichen Weg.
Wer war noch da?
Außer der DFDS, Elektro Steffen, ThyssenKrupp und der Bela haben noch elf weitere Aussteller aus verschiedenen Branchen und die Bundesagentur für Arbeit an der besonderen Berufsmesse teilgenommen.
So zum Beispiel Kilian Härtel von der Addix GmbH. Die IT-Firma bildet in regelmäßigen Abständen Kaufleute für IT-System-Management und Fachinformatiker für Systemintegration, Anwendungsentwicklung oder Daten- und Prozessanalyse aus. Alles Berufe in einer Branche, die gerade in Hinblick auf die Entwicklung von KI immer mehr an Relevanz gewinnen. Härtel zieht am Ende der Messe folgendes Fazit: „Super, dass es dieses Angebot gibt! Wir haben sehr oft Praktikanten, die 18 Jahre alt sind oder älter und noch gar nicht wissen, was sie beruflich machen wollen. Es ist auf jeden Fall richtig, möglichst früh die Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler zu bieten, sich zu orientieren. Wir freuen uns über die Einladung zur Messe und die Gelegenheit, den Jugendlichen die Ausbildungsmöglichkeiten in der IT näherzubringen.”
Außerdem ist das UKSH vertreten. An der UKSH Akademie können von Diätassistenz (m/w/d) über Pflegefachkraft (m/w/d) bis hin zu Operationstechnischer Assistenz (m/w/d) verschiedene Ausbildungen in unterschiedlichen Fachbereichen absolviert werden. Auszubildende Laura und Merve aus dem ersten Lehrjahr als Pflegefachkraft zeigen den Jugendlichen während des Vortrags zum Beispiel, wie sie in ihrem Arbeitsalltag bei Patienten den Blutdruck messen. Doris Scharinger, verantwortlich für das Marketing der UKSH Akademie, erzählt am Ende der Messe, dass es während des ersten Durchlaufs so viele Fragen von Interessierten gegeben habe, dass sie kaum dazu gekommen wären, praktische Arbeitsbeispiele wie das Blutdruckmessen mit den Schülerinnen und Schülern zu unternehmen. Auch hier freut man sich über viele interessierte Jugendliche!
Für den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) war Thorsten Meyer auf der Berufsmesse. Ihm gehört das Hotel Strandräuber in Schönberg und er bringt einen interessanten beruflichen Werdegang mit sich. Zuerst gelernter Koch, entschied Meyer sich im Anschluss noch für eine kaufmännische Ausbildung, die ihn letztendlich zum Hotelbesitzer machte. Durch seinen persönlichen Weg kann er den Jugendlichen einen differenzierten Blick auf die beruflichen Möglichkeiten in Gastronomie und Hotellerie geben. Außerdem bringt er einen Fun Fact mit und lässt die Messebesucher raten, wie viele Bubble-Waffeln er im Monat für seine Gäste macht (Lösung: Es sind ganze 1.100).
Eine gelungene Reise

Berufscoach Ingmar Jonsson und Berufsorientierungs-Lehrerin Claudia Freickmann blicken auf eine erfolgreiche Messe zurück.
Am Ende bekommen Schülerinnen und Schüler, die besonders positiv während der Vorträge aufgefallen sind, von den jeweiligen Unternehmen ein Zertifikat, welches für zukünftige Bewerbungen verwendet werden kann. Die Berufsmesse in der Schule im Augustental bot den Schülerinnen und Schülern eine einzigartige Gelegenheit zur selbstbestimmten Berufsorientierung. Durch die Möglichkeit, im Vorfeld für die Unternehmen abzustimmen, die sie am meisten interessierten, wurden individuelle Interessen und Bedürfnisse berücksichtigt. Die Vorträge der Unternehmen lieferten wertvolle Einblicke in verschiedene Berufsfelder und Ausbildungsmöglichkeiten. Das innovative Format, das auch ein Netzwerken der Unternehmen und Jugendlichen ermöglichte, förderte den direkten Austausch und vertiefte das Verständnis für potenzielle Arbeitgeber. Die Vielfalt der teilnehmenden Unternehmen, darunter Vertreter aus dem Handwerk, der IT-Branche und dem Gesundheitswesen, spiegelte die breite Palette an beruflichen Perspektiven in der Gemeinde Schönkirchen und Umgebung wider. Insgesamt war die Berufsmesse ein erfolgreicher Schritt in Richtung einer fundierten und individuellen Berufsfindung für die Schülerinnen und Schüler der Schule im Augustental.
TEXT Mira Jacobsen
FOTO Sebastian Weimar