Christian Stecker ist der ‚Neue’ im Team der Berufsberater an der Isarnwohld-Schule.
Der gebürtige Schweriner ist nach seinem Abitur zunächst zur Bundeswehr gegangen und war dann dort vier Jahre als Zeitsoldat im Einsatz. Nach einer kurzen Zwischenstation als BWL-Student entschied er sich für ein Studium im Bereich Arbeitsmarktmanagement bei der Bundesagentur für Arbeit. Nach abgeschlossenem Studium war er vier Jahre als Arbeitsvermittler in der Arbeitsagentur tätig und wechselte im August in die Berufsberatung.
Herr Stecker, hatten Sie schon seit August viel Kontakt mit den Schülern der Schule?
Zum Glück war seit dem wieder Präsenzunterricht möglich. Insofern hätte ich mir keinen besseren Zeitpunkt für meinen Einstieg wünschen können. So konnte ich direkt mit Herrn Meyer-Jessen die Planung für das kommende Jahr in Bezug auf die Berufsberatung an der Schule durchsprechen. Bislang haben unsere Sprechstunden ebenso wie die Berufsorientierungsveranstaltungen in den einzelnen Klassen stattfinden können.
Die Isarnwohld-Schule ist ein Gymnasium mit Gemeinschaftsschulteil. Kümmern Sie sich um alle Jahrgänge?
Nein, ich begleite die Sekundarstufe I, also die Klassen 8 bis 10, und mein Kollege Martin Bodenstein betreut die Sekundarstufe II.
Wie oft sind Sie vor Ort?
Da gibt es individuelle Absprachen mit den Schulen. Unser Einsatz richtet sich nach den Wünschen und dem Bedarf. In der Isarnwohld-Schule bin ich momentan einmal wöchentlich und halte dort unter anderem eine offene Sprechstunde ab.
Ist der Zulauf bei den Sprechstunden groß?
Das Interesse ist sehr groß. Es gibt Schüler, die sich zu einem Gesprächstermin vorher angemeldet haben und auch Schüler, die einfach vorbeikommen. Das sind dann größtenteils die älteren Jahrgänge, die mit konkreten Fragen auf uns zukommen. Bei den Jüngeren sieht das naturgemäß etwas anders aus – sie haben meist noch keine Vorstellung, was man in einer Berufsberatung macht oder welche beruflichen Möglichkeiten es überhaupt gibt. Deshalb gehe ich zusätzlich in die Klassen, stelle mich persönlich vor und erarbeite mit den Schülern zusammen den Einstieg in das Thema Berufsorientierung. Daraus erwächst ein persönlicher Kontakt, und die Schüler wissen, dass ich, neben ihren BO-Lehrern, ihr Ansprechpartner für alle Fragen bezüglich ihrer beruflichen Orientierung und Ausbildungsvermittlung bin.
Wir stellen Berufe vor und begleiten die Schüler bei der Vorbereitung auf die Praktika. Praktikumsstellen selbst vermitteln wir nicht. Durch unsere vielen Kontakte zu Ausbildungsbetrieben können wir den Schülern aber einen guten Überblick über Möglichkeiten für Bewerbungen geben. Ab der 9. und 10. Klasse geht es dann verstärkt um die Suche nach einer Ausbildungsstelle oder die passende Bewerbung. Wir geben Tipps und beantworten Fragen zum Ablauf eines Vorstellungsgesprächs.
Wie viel Zeit können Sie sich für jeden Einzelnen in der Beratung nehmen?
Das kommt ganz darauf an. Wenn ich während der Beratung in der Schule feststelle, dass es noch viele Fragen zu klären gibt oder dass bei den Eltern Gesprächsbedarf besteht, vereinbaren wir gesonderte Termine in der Arbeitsagentur. Letztendlich geht es darum, alle mit ins Boot zu holen und das bestmögliche für die Schüler zu erreichen. Dafür nehmen wir uns viel Zeit. Für diejenigen, die nicht persönlich kommen können, gibt es übrigens auch die Möglichkeit der Videokommunikation.
Gibt es Projekte digitaler Art, und zeigen Sie den Schülern, wie sie sich auf den BO-Plattformen zurechtfinden können?
Wir bieten ganz unterschiedliche Formate an. Diese sind an den jeweiligen Informationsstand der Schüler angepasst. Unser Credo lautet: Wir holen die Schüler dort ab, wo sie gerade stehen. Zu Beginn der 8. Klasse erforschen wir zunächst die individuellen Stärken und Interessen und überlegen, in welche berufliche Richtung es gehen könnte. Dafür nutzen wir zum Beispiel Check-U. Ein Testportal, um herauszufinden, welches Studium oder welche Ausbildung zu den Stärken passt. Unsere Plattformen wie Planet Beruf, BERUFENET oder Berufe.TV unterstützen uns dabei in unserer Arbeit.
Kennen Sie auch unsere BO-Plattform DIGI.BO?
Ja, die kenne ich, und mir gefällt besonders der regionale Charakter der Seite.
Haben Sie das Gefühl, dass die Schüler verstärkt an Stellen in der Umgebung interessiert sind?
Das hat natürlich etwas mit der persönlichen Reife in diesem Alter und den finanziellen Möglichkeiten zu tun. Es gibt aber durchaus auch Fälle, wo selbst Jüngere ihren Traumberuf schon stark im Fokus haben und – mangels regionaler Möglichkeiten – auch bereit sind, den Suchradius auszuweiten.
Hat sich Ihrer Wahrnehmung nach der Wunsch nach zukunftssicheren Berufen durch Corona verstärkt?
Das habe ich persönlich bisher nicht als großen Trend wahrgenommen. Natürlich fragen Eltern in Sprechstunden schon mal eher danach, aber vorwiegend stehen bei den Schülern andere Gründe für eine Berufswahl im Fokus.
Wie bewerten Sie den BO-Unterricht hier an der Schule?
Ich halte ihn für sehr gut. Die Berufsorientierung ist ein großes Thema an dieser Schule, und es wird sehr viel dafür getan, möglichst viele Partner mit einzubinden, damit alle Angebote gut abgedeckt sind. Solche Zusatzveranstaltungen wie die Messe sind in diesem Zusammenhang ebenfalls ein wichtiger Baustein. Die Schüler lernen, ihr BO-Wissen konkret anzuwenden und persönlich auf die Betriebe zuzugehen. Gerade nach der Corona-Pause ist es wichtig, alle Chancen wieder wahrzunehmen – das gilt für die Schüler ebenso wie für die Betriebe.
Was haben Sie als Aussteller für die Messe geplant?
Einerseits präsentieren wir uns hier als attraktiver Arbeitgeber mit interessanten Ausbildungswegen. Geplant ist außerdem unter anderem die Durchführung eines Workshops, zu dem wichtigen Thema Bewerbungsgespräche. Alle diese Bausteine führen letztlich dazu, dass der Schüler eine genauere Vorstellung davon bekommt, was er kann und möchte. Wir unterstützen den Schüler darin, seine Stärken zu entdecken. Kennt er diese, findet er – auch mit unserer Unterstützung – heraus, welches sein Traumjob ist. Dann begleiten wir ihn bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Wir helfen aber auch, wenn es mal nicht klappt oder es Schwierigkeiten in der Ausbildung gibt.
TEXT Anja Nacken
FOTO Privat