Eltern, die bewegen – Im Gespräch mit Schulelternvertreterin Jannie Sievert

Eltern, die bewegen – Im Gespräch mit Schulelternvertreterin Jannie Sievert

Wenn es um ihr Ehrenamt als Elternvertreterin an der Hans-Brüggemann-Schule geht, ist Jannie Sievert mehr als erfahren. Ist sie doch seit dem Jahr 2015 als Elternvertreterin – damals in der Klasse ihrer heute zwanzigjährigen Tochter – tätig und heute, während ihr Sohn den neunten Jahrgang der HBS besucht, als Schulelternvertreterin. Wir von ME2BE haben mit ihr über die vielfältigen Tätigkeiten von Elternvertretern, den Sprung ins kalte Wasser und aktuelle Pläne der Schulelternvertreter gesprochen.

Elternvertreter und ihre Vertreter

Die Elternvertreter der Klassen, meist sind es zwei bis drei, werden jährlich mit Beginn des neuen Schuljahres gewählt. Sie vertreten die Belange der 32 Klassen an der Hans-Brüggemann-Schule und helfen beispielsweise bei der Organisation von Veranstaltungen, der Verteilung von Mails und nehmen an Elternvertreterversammlungen teil. Sie nehmen neben einem Schüler oder einer Schülerin sowie den Fachlehrkräften auch an den Fachkonferenzen der einzelnen Fächer teil. Dort wird zum Beispiel besprochen, welche Bücher angeschafft werden sollen oder welche Themen im Schuljahr anstehen. So beteiligt sich Jannie Sievert an den WiPo-Fachkonferenzen. „Hier können auch eigene Ideen mit eingebracht werden. Ich möchte andere Eltern dazu ermutigen, sich zu trauen, mitzumachen. Als Elternvertreter können sie viel bewirken“, weiß die qualifizierte Elternvertreterin. Diejenigen, die die Elternvertreter aller Klassen betreuen und vertreten, nennen sich Schulelternvertreter. Sie bilden den Schulelternbeirat, über dem wiederum die Kreiselternvertreter und die Landeselternvertreter stehen.

Einblicke in die Arbeit einer Schulelternvertreterin

Als Vorstand, beziehungsweise erste Vorsitzende der Elternvertreter der Hans-Brüggemann-Schule engagiert sich Jannie Sievert seit 2020 als Schulelternvertreterin. So ist sie befugt, mit ihrem Team aus insgesamt sechs Schulelternvertretern stellvertretend für die Gesamtheit der Elternvertreter der HBS zu sprechen. „Zusammen nehmen wir an Schulkonferenzen teil, an denen theoretisch zwölf Elternvertreter teilnehmen dürfen, sowie zwölf Lehrkräfte und ebenso viele Schülervertreter. Im Rahmen der Schulkonferenzen, die zweimal im Jahr stattfinden, stimmen die drei Parteien dann über gestellte Anträge ab. Wir als Elternvertreter stehen bei solchen Versammlungen für das ein, was die Elternvertreterversammlung im Vorhinein als Konsens beschlossen hat. In meiner Rolle bin ich erste Ansprechpartnerin, wenn beispielsweise Organisatorisches ansteht, das alle Elternvertreter angeht.“ Der Schulelternbeirat unterstützt auch die jährlich anstehende Begrüßung der Fünftklässler, die von den Sechstklässlern ausgeht. Auch den Seelauf am Bordesholmer See unterstützen die Schulelternvertreter gemeinsam mit den Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern tatkräftig. „Manche Eltern laufen mit, manche stellen Getränke und Obst bereit. Als Schulelternvertreter konnten wir im letzten Schuljahr bewirken, statt der Einwegplastikbecher auf Mehrwegbecher zurückzugreifen, die das Logo der Hans-Brüggemann-Schule zieren“, erzählt die Hauswirtschaftskraft.

Im kalten Wasser lernt man das Schwimmen

Alles begann damit, dass sich Jannie Sievert mehr Informationen über die Belange der Klasse ihrer Tochter wünschte und beschloss, sich ab der siebten Klasse bei den Neuwahlen aufstellen zu lassen. „Durch die damalige engagierte Schulelternbeirätin bekam ich mit, wie spannend es ist, mehr aus der Schule zu erfahren. Als dann mein Sohn auf die Schule kam und die Schulelternbeiratsvorsitzende wechselte und diese Person zeitnah wieder ausschied, rutschte ich in die Position der ersten Vorsitzenden des Schulelternbeirats. Ich und weitere Vertreter waren Neulinge auf diesem Gebiet und mussten plötzlich einige Elternvertreterwahlen an der Schule durchführen. Als Team haben wir schließlich weitere Eltern motiviert, sich uns anzuschließen und seitdem viel gelernt“, erinnert sich die zweifache Mutter. Inzwischen haben sie eigene Traditionen wie das Elterncafé beim Sommerfest etabliert, das nun einen Ableger auf der neuen schulinternen Berufsmesse erhält.

Von Verantwortung und Herausforderungen

Wenn viele Wechsel stattfinden oder Eltern nur eine Wahlperiode von zwei Jahren dabei sind, gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Eltern und Lehrkräften nicht so einfach wie mit jahrelang erfahrenen Eltern. „Binnen zwei Jahren bekommt man selten weitreichende Entscheidungen mit und kann auf der anderen Seite nicht immer alle Konsequenzen einer Entscheidung zur Gänze absehen. Daher befürworte ich es, wenn Eltern länger im Amt bleiben. Wegen Corona sind viele Möglichkeiten der Zusammenkunft ausgeblieben. Deshalb haben wir uns vor Kurzem auf der Lehrerkonferenz vorgestellt. Es ist immer besser, wenn man ein Gesicht vor Augen hat und sieht, wer die Ansprechpartner sind.“ Die vielseitigen Aufgaben des Schulelternbeirates seien alleine nicht zu stemmen, sondern nur im Team von Eltern. So sei die Mithilfe der Eltern sowohl im Vorstand als auch bei Veranstaltungen sehr wichtig. „Nur gemeinsam schafft man es, die Anliegen zu bewältigen.“

Engagierte Pläne, gemeinschaftliche Veranstaltungen

Aktuell sind die Elternvertreter im Austausch über die Organisation möglicher Jahrgangstreffen, eines für die fünften bis siebten Klassen und eines für die achten bis zehnten Klassen. Die Idee: Eltern jüngerer Schülerinnen und Schüler könnten so von dem Wissen und der Erfahrung von Eltern älterer Schülerinnen und Schüler profitieren. Weitere Pläne drehen sich um die alljährlichen Abschlussfeiern. „Zukünftig werden wir hier jeweils eine Rede halten. Zudem ist im Gespräch, einen gemeinsamen Abschied der Absolventen von ESA, MSA und Abitur auszurichten. Wir sind eine Gemeinschaftsschule, doch die Abschlüsse finden an zwei verschiedenen Tagen statt. Wir möchten vor allem die Absolventen der ESA- und MSA-Abschlüsse und ihre Eltern unterstützen, da wir bei den Abiturienten aufgrund des höheren Alters schon mehr Eigeninitiative wahrnehmen. Wir sind dran, einen würdigen Rahmen zu gestalten.“ Mögliche Varianten sollen bei den geplanten Jahrgangstreffen abgestimmt werden. „Statt sich über derlei Entscheidungen mehr oder weniger anonym schriftlich auszutauschen, möchten wir Veranstaltungen wie diese nutzen, um lebendige Gespräche darüber zu führen“, betont Jannie Sievert. Von Seiten der Schulleiterin Frau Freund nehme man in der Elternvertreterschaft große Unterstützung und Offenheit gegenüber Ideen wahr. Perspektivisch würde sie es begrüßen, es gebe noch mehr elterlichen Austausch und Eltern würden – zum Beispiel in Bezug auf das Thema Berufsorientierung – auf die Schule zugehen und Einblicke in ihre Berufe geben.

TEXT Kristina Krijom
FOTO privat