Praktikum finden leicht gemacht!

Praktikum finden leicht gemacht!

Dank des Projekts Praktikum Westküste ist die Suche nach einem Praktikumsplatz schnell erledigt

Ina Kruse ist eine waschechte Husumer-Deern. Dennoch zog es sie nach dem Abi zunächst nach Hamburg, wo sie eine dreijährige Kombi-Ausbildung als Kauffrau im Einzelhandel und Handelsassistentin im Einzelhandel bei Gebr. Heinemann im Duty-Free-Bereich am Hamburger Flughafen machte. Dann ging sie als Sortimentsmanagerin für Parfum und Kosmetik nach Wien. Danach folgten Stationen wie Vertriebsmanagerin für die Fanartikel von Red Bull in Salzburg und ein Studium der Wirtschaftswissenschaften in Leipzig. Aber der „Ruf der Heimat“ war stärker, und seit 2019 ist sie Projektmanagerin bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland.

Haben Sie sich einfach hier auf eine Stelle beworben?

Ja und gleich eine Zusage bekommen. Jetzt kümmere ich mich um Praktikum Westküste in Nordfriesland und den Neubürgerservice im Zusammenhang mit der Imagekampagne des Kreises ‚Moin Lieblingsland’.

Wie kam es zu dem Projekt Praktikum Westküste und wer finanziert das?

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert und 2016 ins Leben gerufen. 2019 verstetigten die Kreise Nordfriesland, Dithmarschen, Steinburg und Pinneberg das Angebot. Mittlerweile sind 1900 Unternehmen mit dabei, und wir haben 4400 Praktikumsangebote für Schüler sowie Studierende und decken zusätzlich die Bereiche Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ), Freiwilliges Kulturelles Jahr (FKJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD) ab.

Das erste Schulpraktikum findet in der 8. Klasse statt. Gehen Sie gezielt in die Schulen mit Ihren Angeboten ?

Grundsätzlich müssen sich die Schüler selbst ihre Praktikumsstellen suchen. Das gehört, wie ich finde, zum Erwachsenwerden dazu. Wir bieten unsere Plattform zur Orientierung an. Hier sind die teilnehmenden Unternehmen mit ihren Praktikumsmöglichkeiten erfasst. Zeiträume sind nicht genauer definiert, also muss der Schüler selber das Telefon in die Hand nehmen oder eine E-Mail schreiben und nachfragen.

Wie funktioniert das Tool?

Unternehmen, die Plätze anbieten, sind hier nach Berufszweigen geordnet. Es findet eine Verlinkung zum Eintrag des Betriebes statt, wo der Schüler Ansprechpartner und andere wichtige Infos finden kann.

Ab welcher Jahrgangsstufe wird das Thema Praktikum interessant?

Wir starten in Klasse 7 mit einer sogenannten Mobilisierung.  Dabei geht es um Fragen:  Welches Praktikum kann ich machen? Wo kann ich mein Praktikum machen? Wie komme ich dahin? Ich erkläre die Plattform und lasse die Schüler ausprobieren, wie die Seite funktioniert. Wir möchten, dass die zukünftigen Praktikanten über den Tellerrand schauen und nicht aus Bequemlichkeit einfach nur irgendetwas in ihrer unmittelbaren Umgebung machen. Seien wir ehrlich, wer jedes zweite Wochenende selbständig nach Flensburg oder Hamburg fahren kann, schafft es auch zwei Praktikumswochen lang eine Stelle im weiteren Radius anzunehmen. Schwerpunkt meiner Arbeit ist aber der Praktikumsknigge ab Klasse 8.

Der Name Knigge geht auf das Werk von Adolph Knigge (1751-1796) zurück, der 1788 ein Buch mit dem Titel ‚Über den Umgang mit Menschen’ veröffentlicht hat. Was genau bedeutet das in Ihrem Zusammenhang?

Einige Wochen vor dem Praktikum besuchen wir die Schulen und vermitteln in Gruppenarbeit richtiges Verhalten im Praktikum. Dabei geht es darum, gemeinsam mit den Schülern zu klären, wie man sich präsentiert, warum es so wichtig ist, freundlich und motiviert zu sein, und was passieren kann, wenn man eben genau das nicht ist. Wir vermitteln, wie wichtig diese Außenwirkung ist und fördern damit auch indirekt Übernahmemöglichkeiten für spätere Ausbildungsplätze. Wer sich hier gut präsentiert, hat beste Übernahmechancen nach dem Schulabschluss.

Dieses Format war aber während Corona nicht durchführbar?

Größtenteils nicht, aber wir haben die Zeit genutzt, um unsere Plattform zu erweitern. Unter anderem haben wir das Angebot Sommerpraktikumswoche der Jugendberufsagentur unterstützt und unsere Praktikumsbörse um die Gebiete HanseBelt und die Region Rendsburg-Eckernförde erweitert. So haben die Jugendlichen, die in Grenzregionen wohnen, noch mehr Möglichkeiten und Angebote auch über die Kreisgrenzen hinweg.

Sind Sie auf allen Ausbildungsmessen mit dabei?

Ja, genauso wie ME2BE. Wir schätzen unsere Vernetzungen über Social Media, Berufsberater, Ausbildungsmessen und natürlich alle digitalen Tools wie Check-U oder DIGI.BO. Wir arbeiten Hand in Hand, und ein persönlicher Kontakt ist hierbei enorm wichtig. Wir sind der Baustein Praktikum und die Zusammenarbeit im Sinne der Zukunftsgestaltung ist ein Zusammenspiel von uns allen.

 

TEXT Anja Nacken
FOTO Reinhard Witt