Die Zeit des unbegrenzten Wachstums scheint endgültig an ihr Ende gekommen zu sein. Transformationsprozesse durchdringen immer mehr Bereiche des täglichen Lebens und fordern Antworten für ein neues Verständnis von Wohlstand, Lebensformen und gesellschaftlichem Zusammenhalt: Wie wollen wir künftig leben und arbeiten?
Fundierte Antworten liefern Forscherinnen und Forscher, die sich intensiv mit dem Klimawandel, der Digitalisierung, der Nachhaltigen Gebäudetechnik und vielen weiteren Themen auseinandersetzen, um zukunftsorientierte Lösungen zu entwickeln. Nie zuvor wirkten sich wissenschaftliche Erkenntnisse so gravierend auf unsere alltägliche Lebenssituation aus wie in der Coronapandemie. Nie zuvor war die Art und Weise, wie Forschungsergebnisse kommuniziert werden, so bedeutsam für politische und gesellschaftliche Entscheidungen.
Auch in Talkshows, Podcasts, auf YouTube und in Zeitungen werden hochkomplexe Zusammenhänge so kommuniziert, dass ein fachfremdes Publikum diese einordnen und verstehen kann. Laut dem Wissenschaftsbarometer 2022 geben 62 Prozent der Befragten an, dass sie der Wissenschaft und der Forschung eher oder voll und ganz vertrauen und dass dieser Bereich sehr viel mehr Gehör in der Öffentlichkeit bekommen sollte. Mit dem CAMPUS-Magazin gibt ME2BE jenen Forschenden daher eine Stimme, die sich mit zukunftsrelevanten Themen wie Windkraft, Ressourcen und Weltwirtschaft auseinandersetzen. Wir eröffnen Schülerinnen und Schülern Einblicke in vielfältige Studiengänge und Themengebiete, so dass sie aktiv ihre Zukunft gestalten können.
Welche beruflichen Möglichkeiten das Thema Wissenschaftskommunikation bietet, erfahren wir von Johanna Helbing. Sie studierte europäische Medienkultur in Weimar und Lyon und arbeitet heute als Kommunikationsreferentin an der TH Lübeck.
Frau Helbing, nachdem Sie Ihr Studium beendet haben, bewarben Sie sich um ein Volontariat an der TH Lübeck. Was macht das Volontariat an einer Hochschule aus?
Das Volontariat an einer Hochschule ist thematisch enger gefasst als bei einer Zeitung und beschäftigt sich vorrangig mit den Fachgebieten der Hochschule. An der TH Lübeck sind das die Bereiche Angewandte Naturwissenschaften, Bauwesen, Maschinenbau, Elektrotechnik, Wirtschaft und Informatik.
Wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit mit den Professorinnen und Professoren?
Ich arbeite sehr eng mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Forschung zusammen. Meine Aufgabe ist es, mithilfe unterschiedlicher Medien und Veranstaltungsformen der Öffentlichkeit die neuesten Erkenntnisse zugänglich zu machen. Dabei stellt sich immer zuerst die Frage, wen wollen wir erreichen und welche Form der Kommunikation eignet sich dafür am besten?
Wie wecken Sie das Interesse für komplexe Themen bei unterschiedlichen Zielgruppen?
Um beispielsweise die Akteure der Baubranche über neue Erkenntnisse zum Thema nachhaltiges Bauen aufzuklären, organisierte ich in Zusammenarbeit mit Professor Fiedler ein Symposium für die Vertreter der Handwerkskammer und der Handelskammer. Das erklärte Ziel: In einen offenen Dialog mit den Menschen zu treten, die unsere Erkenntnisse aus der Forschung in die Tat umsetzen.
Geht es jedoch darum, bei einem fachfremden Publikum Interesse zu wecken, bietet sich ein Science-Slam (Anm. der Red.: Dabei handelt es sich um ein populärwissenschaftliches Format, bei dem Wissenschaftler ihre Forschungsthemen in Kurzform dem Publikum präsentieren, das die Beiträge anschließend bewertet.) in entspannter Atmosphäre an.
Aber auch unser Junior Campus an der TH Lübeck ist eine Form der Wissenschaftskommunikation. Kürzlich organisierten wir eine Weihnachtsexpedition, bei der Kinder lernen konnten, wie Licht entsteht und sich verhält.
Was macht den Reiz der Wissenschaftskommunikation an einer Hochschule aus?
Besonders interessant an meiner Tätigkeit als Kommunikationsreferentin ist es, über die Begeisterung der Professorinnen und Professoren einen Zugang zu komplexen Themengebieten zu erhalten und diese für eine breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen und in eine verständliche Sprache zu übersetzen – Denn Wissen schafft Zukunft!
TEXT Sophie Blady
FOTO Sebastian Weimar