Wie junge Menschen aus Kiel auch Ältere dazu motivieren können, heute noch „einen Baum” zu pflanzen!

Wie junge Menschen aus Kiel auch Ältere dazu motivieren können, heute noch „einen Baum” zu pflanzen!

Die Schülerinnen und Schüler des WPU-Unterrichts „Lernen fürs Leben“ der Jahrgangsstufe 10 an der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule in Kiel haben als Erste am neuen Schulprogramm „Lernen durch Engagement“ teilgenommen. Während ihrer zweimonatigen Projektarbeit haben sie erlebt, wozu sie fähig sind und wie gut es sich anfühlt, etwas für andere zu tun.

Mia, Elina und Janne planen eine Ausbildung in einem sozialen Beruf, deshalb fiel ihre Wahl schnell und einstimmig auf ein Seniorenheim, um ihre LdE-Projektarbeit durchzuführen. Sie haben mit den Senioren gemeinsam Blumentöpfe verziert und diese mit Blumensamen bepflanzt. Was sich zunächst wie ein launiger Basteltag anhört, hat in Wahrheit viel Arbeit bezüglich der Organisation und jede Menge Einfühlungsvermögen bei der Durchführung erfordert. Die Schülerinnen haben sowohl mit agilen als auch mit gesundheitlich stark eingeschränkten Menschen gearbeitet und ein Projekt auf die Beine gestellt, welches im wahrsten Sinne des Wortes „Früchte trägt“ und zur Nachahmung dringend empfohlen wird.

Warum habt ihr euch für eine Blumentopf-Bastelaktion im Altenheim entschieden?

Mia: Frau Gebel hat sehr deutlich erklärt, dass es bei unseren LdE-Projekten darum gehen soll, andere Menschen zu unterstützen und ihnen mit einer schönen Aktion etwas zurückzugeben. Deshalb haben wir uns für ein Projekt im Altenheim entschieden.

Elina: Viele alte Menschen werden nicht mehr wahrgenommen und selbst von Angehörigen nur selten oder gar nicht besucht – dagegen wollten wir etwas tun.

Janne: Wir haben uns überlegt, dass eine gemeinsame kreative Aktion eine Abwechslung in deren Alltag bringen könnte und damit vielleicht auch die Verbindungen der Bewohnerinnen und Bewohner untereinander fördern könnte. Unsere Deko- und Pflanzaktion sollte aber auch über die Zeit unseres Besuchs wirken und den älteren Menschen durch die eigenständige Pflege ihrer Anpflanzungen Freude bereiten.

Wie seid ihr bei der Projektplanung vorgegangen?

Janne: Das Projekt wurde zunächst in der Schule vorbereitet. Wir haben die einzelnen Schritte im Unterricht durchgesprochen, geplant und die Kosten kalkuliert. Dann haben wir eine Spendenaktion durchgeführt und in der Nachbarschaft Geld gesammelt. Wir waren sehr froh über die große Spendenbereitschaft der Menschen!

Mia: Bei dieser Spendenaktion haben wir insgesamt 80 Euro eingenommen und konnten von diesem Geld das notwendige Bastelmaterial wie Töpfe, Dekorationselemente, Stifte, Erde, Blumensamen und so weiter anschaffen. Wir hatten sogar noch Geld übrig und haben dieses anschließend für kranke Kinder gespendet.

Elina: Vorher haben wir uns natürlich mit der Leitung des Altenheims telefonisch in Verbindung gesetzt und die Durchführung genau durchgesprochen. Das schöne ist, dass unsere Aktion sogar in der Hauszeitung des Seniorenheims veröffentlicht wird und hoffentlich noch mehr Bewohnerinnen und Bewohner zum Mitmachen an Gemeinschaftsprojekten animieren wird.

Guter Punkt! Wie haben die Bewohner auf die Aktion reagiert und wie viele haben teilgenommen?

Elina: Insgesamt haben 12 Bewohnerinnen und Bewohner an unserem Projekt teilgenommen. Während der Durchführung mussten wir natürlich auf die persönlichen Kapazitäten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Rücksicht nehmen und so waren nicht immer alle gleichzeitig anwesend.

Janne: Man muss auch zugeben, dass nicht alle Senioren sofort Feuer und Flamme waren und wir einige zum Mitmachen zunächst motivieren mussten. Nachdem wir ihnen aber zunächst in Ruhe erklärt haben, was wir vorhaben und wie ihr Mitwirken aussehen könnte, haben sie alle mit Freude an der Aktion teilgenommen.

Wie würdet ihr eure persönlichen Erfahrungen bezüglich des LdE-Projekts zusammenfassen?

Janne: Ich würde sagen, dass ich für mich persönlich die Erfahrung machen konnte, dass ich die Fähigkeit besitze, einen sozialen Beruf auszuüben und mir dabei selbst kleine Erfolgserlebnisse, wie ein Lächeln, große Freude bereiten.

Elina: Ich habe gesehen, dass speziell der Umgang mit Demenzpatienten nicht immer leicht ist und es viel Einfühlungsvermögen seitens des betreuenden Personals erfordert, aber ich habe auch erfahren, dass sich dieser Einsatz lohnt.

Mia: Ich hatte gedacht, die Aufgabe würde mehr Anstrengung bei mir erfordern, aber es war eine durchweg positive Erfahrung für mich und die älteren Leute haben so viel Interessantes zu erzählen, dass Berührungsängste schnell verloren gehen.

Mia, Elina und Janne starten mit diesen positiven LdE-Projekterfahrungen nach ihrem Schulabschluss in ihre Ausbildungen. Sie haben erlebt, dass sich nicht alle Menschen gleich verhalten und wie wichtig die Fähigkeit zur Empathie für ihre Berufswahl ist. Sie waren sowohl vom Ergebnis ihrer Projektarbeit begeistert als auch von den gestalterischen Freiräumen und dem Vertrauen, das ihre Lehrerin in sie gesetzt hat.

Mehr zur Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule:
Im Oktober 2023 betreten die Mitglieder des Rotary Clubs Kiel-Eider und des jungen Rotaract Club Kiel gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern des 10. Jahrgangs die Bühne der Berufswelt.

TEXT Anja Nacken
FOTO Sebastian Weimar