Zur diesjährigen Europawoche im Mai hatte die Berufliche Schule des Kreises Nordfriesland in Husum zu einem interessanten Wettbewerb aufgerufen. Als „Europaschule“ nahm sie die aktuelle Diskussion um den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union (kurz „Brexit“, entstanden aus „British Exit“) zum Anlass, alle Schulklassen aufzurufen, sich kreativ mit der Frage: „Grexit, Brexit, Eurexit? Oder doch Europe forever?“ auseinanderzusetzen. Möglich war die Ausarbeitung von Plakaten, Reden, Kurzgeschichten, Songs, Karikaturen oder Videos. In einer feierlichen Ehrung wurden die siegreichen Projekte in der Aula der BS Husum ausgezeichnet und mit großem Applaus bejubelt!
Was passiert mit Europa und der EU? Diese Frage beschäftigt alle Bürgerinnen und Bürger, auch Schülerinnen und Schüler, denn laut Jugendstudien sind die jungen Generationen zwar politikverdrossen, aber nicht desinteressiert. Das Wettbewerbsthema um den Brexit war deshalb gut gewählt. Organisatorin Tanja Reitler, die als Englisch- und Dänischlehrerin sowie Europabeauftragte der Beruflichen Schule Husum den Schülerwettbewerb ins Leben gerufen hatte, moderierte die Ehrung und stellte zu Beginn gemeinsam mit Schulleiter Michael Kwauka und dem Vorsitzenden des Fördervereins, Melf Boyens, die Bedeutung Europas in den Vordergrund.
Platz 1 für „Yu-Gi-Oh Brexit“
Überragende Sieger des schulinternen Wettbewerbs war die Klasse GYWB9b aus dem 13. Jahrgang des beruflichen Gymnasiums. Sie hatte sogar zwei Beiträge eingereicht, die sowohl den ersten als auch den zweiten Platz belegten. Der erste Preis ging an das Projekt „Yu-Gi-Oh Brexit“, einer Kombination aus Fantasyfilm und Quartett-Kartenspiel. In diesem effektvoll produzierten Videofilm spielen zwei Schüler ein Quartett-Kartenspiel mit den Spitzenpolitikern der EU und der EU-Mitgliedstaaten. Mit von der Partie sind zum Beispiel Angela Merkel, Boris Johnson, Theresa May oder Jean-Claude Juncker. In der Story stechen sich die beiden Spielgegner mit den vermeintlich mächtigsten Politikern aus, doch es bleibt offen, welcher Politiker am Ende die Oberhand behalten wird!
Zu dem Kurzfilm stellte die Siegerklasse auch die laminierten Spielkarten her … dieser enorme Aufwand wurde mit einer Urkunde und 250 Euro für die Klassenkasse belohnt! In der Begründung der Jury hieß es: „Inhaltlich wird der Europagedanke deutlich. Die Umsetzung der Wettbewerbsidee war sehr aufwändig, sowohl das Video als auch das Kartenspiel waren in der Gestaltung ansprechend, die technische Umsetzung war anspruchsvoll und als digitaler Beitrag zeitgemäß!“
Den zweiten Preis erhielt ebenfalls die Klasse GYWB9b für ihr eigens konstruiertes „Europäisches Jenga“. Dies regt in Anlehnung an das gleichnamige Geschicklichkeitsspiel die Spielteilnehmer zum Nachdenken an, welches Land man aus dem „EU-Turm“ herausziehen kann, ohne dass das Gebilde zusammenbricht! Den geteilten dritten Platz belegten die Klassen SASP7 mit ihrem Kurzfilm „Brexiting“ sowie die 19ENGa mit einem „EU-Werwolfspiel“.
Europa geht uns was an!
Mit dem Kreativwettbewerb im Rahmen der Europawoche unterstreicht die Berufliche Schule Husum, ihren Anspruch als „Europaschule“, Schülerinnen und Schülern Europa näher zu bringen. Ziel des Wettbewerbs war es, dass sich Schülerinnen und Schüler näher mit der aktuellen Situation in Europa und möglichen Auswirkungen des Brexits auseinandersetzen. Die Ergebnisse und Aussagen der Schülerinnen und Schüler demonstrieren ein starkes Interesse an Europa sowie einen kritischen Umgang mit den aktuellen politischen Auseinandersetzungen.
Schüler Ayk zum Thema Europa:
„Ich fühle mich als Europäer und genieße es, im EU-Raum grenzenlos reisen zu können und die freie Berufswahl zu haben. Was ich kritisiere, ist das zu geringe Engagement im Umweltschutz, eine mangelnde soziale Gerechtigkeit und dass US-amerikanische Firmen bei uns keine Steuern zahlen.“
Christian war am Siegerfilm beteiligt:
„Schön, dass wir mit unseren Beiträgen den ersten und zweiten Platz gewonnen haben. Das hat Spaß gemacht! Ich beschäftige mich hobbymäßig schon seit 2011 mit Videofilm und –schnitt. Ab September werde ich „Visual Effects“ am SAE Institut im Hamburger Medienbunker studieren. Mein Berufsziel ist „Visual Effects Supervisor“, also die Arbeit an Effekten. Auch die Richtung Regie interessiert mich. Meine Haltung zu Europa: Ich finde, man muss die EU-Politik kritisch betrachten. Momentan halte ich es für sinnvoll, dass alle Staaten zusammenhalten, aber ich kann auch Staaten verstehen, die sich mit einem Austritt beschäftigen!“
Schülersprecher Nathaniel:
„Meine Haltung ist proeuropäisch und ich finde es wichtig, dass wir uns in einem permanenten Austausch mit allen EU-Ländern, befinden. Man merkt gerade, dass sich viele junge Leute wieder politisch engagieren. Das macht auch Sinn, denn wir sind es ja, die noch am längsten auf unserem Planeten leben werden.“
Lehrerin Tanja Reitler:
„Unser Wettbewerb zur Europawoche richtete sich an alle Klassen und bot eine gute Möglichkeit, Unterricht in anderer Form stattfinden zu lassen. Aus meiner Beobachtung beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler durchaus mit politischen Fragen. Insbesondere zum Thema Umwelt- und Klimaschutz, aber auch mit den Zukunftsfragen: Wie wollen wir zukünftig leben? Wie gehen wir mit unserer Umgebung um? Was passiert mit unserer Welt?
Text & Fotos: Christian Dorbandt