Wiebke Hikade arbeitet als Lehrerin für Mathematik und Wirtschaftslehre am BBZ Rendsburg-Eckernförde. Zudem ist sie die Abteilungsleiterin für das berufliche Gymnasium. Sie erklärt, wie sie die aktuelle Arbeitsmarktsituation zwischen Schülern und Unternehmen wahrnimmt und welchen Tipp das BBZ ohne Worte geben kann.
ME2BE: Wie ist die Lage im beruflichen Gymnasium?
Wiebke Hikade: Die Lage hat sich im Vergleich zu den letzten Jahren verändert. Meine Schüler werden auf einmal hofiert, und sehr viele Unternehmen bemühen sich, die Schüler für eine Ausbildung in ihr Unternehmen zu bekommen. Auf der anderen Seite gibt es eine Vielzahl an Ausbildungsberufen und Studienmöglichkeiten, so dass meine Schülerinnen und Schüler überwältigt sind von den Möglichkeiten, die sich ihnen bieten. Sie haben die Möglichkeit, wirklich jeden Beruf zu ergreifen und jedes Studium aufzunehmen, denn sie erlangen ja die allgemeine Hochschulreife. Ich finde diese Dualität einfach super.
Haben Sie denn den Eindruck, dass die Unternehmen ihr eigenes Verhalten gegenüber potenziellen Auszubildenden verändern müssen?
Das ist schwer zu beurteilen, aber es gibt ein großes Interesse, dass Unternehmen in die Schulen kommen wollen. Wir haben im letzten Jahr eine Alumni-Veranstaltung gemacht, also mit ehemaligen Schülerinnen und Schülern, die die Unternehmen unterstützt und Werbung für eine Ausbildung in der Firma gemacht haben. Das hatten wir sonst nicht. Zum Beispiel kommt auch eine dänische Hochschule in die Schulen und wirbt um Studenten. Man kann sagen, dass die Unternehmen quasi im Moment die Schüler in der Schule abholen, was die Hochschulen noch nicht tun.
Sprechen Sie direkte Empfehlungen raus, wer lieber eine Ausbildung machen oder an eine Universität gehen sollte?
Im Einzelfall kann das schon mal vorkommen, aber normalerweise nicht. Wir machen immer deutlich, dass eben beides möglich ist. Ich glaube, an den allgemeinbildenden Gymnasien wird noch sehr viel mehr immer in Richtung Studium unterrichtet. In der Berufsschule oder dem beruflichen Gymnasium ziehen Schülerinnen und Schüler eine Ausbildung in Betracht, weil sie sehen, dass auch dieser Weg funktioniert. Sie erleben hier Lehrkräfte, die eine Ausbildung gemacht haben und dann ins Studium gegangen sind.
TEXT Markus Till
FOTO Henrik Matzen