Sieger der StartUp Challenge SH 2025

Sieger der StartUp Challenge SH 2025

Eine effiziente Methode zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen: Die Schülerfirma FoodGuard hat mit ihrer innovativen Idee zur besseren Lebensmittelverwaltung im Kühlschrank die Jury überzeugt und den ersten Platz bei der StartUp Challenge 2025 erzielt. Insgesamt nahmen 16 Schülerteams an dem Gründerwettbewerb am 21. März 2025 an der Fachhochschule Kiel teil.

Die StartUp Challenge SH wird von der Fachhochschule (FH) Kiel für Schülerinnen und Schüler ab der 11. Klasse in Schleswig-Holstein veranstaltet. Ziel des Wettbewerbs ist es, junge Talente an das Thema Unternehmertum heranzuführen und sie dabei zu unterstützen, ihre kreativen Geschäftsideen in tragfähige Konzepte umzusetzen. Besonders angesprochen werden Berufsschulen, Berufsbildungszentren und allgemeinbildende Schulen mit Interesse an unternehmerischen Themen.

StartUp Challenge SH 2025

Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler können ihre wirtschaftlichen Kenntnisse praktisch anwenden und im Regionalfinale vorstellen. Insgesamt nahmen in diesem Jahr rund 190 Teams mit 820 Schülerinnen und Schülern an den Regionalentscheiden teil. 16 der Teams qualifizierten sich für das Landesfinale, die StartUp Challenge Schleswig-Holstein, die am 21. Februar an der FH Kiel stattfand.

Bei diesem Finale bekamen die Teams die Gelegenheit, ihre Visionen sowohl den Experten als auch einem breiten Publikum in einem Pitch zu präsentieren und sich der Jury zu stellen. Die Fachjury bewertet dabei nicht nur die Innovationskraft der Geschäftsideen, Produkte oder Dienstleistungen und die Qualität der Businesspläne, sondern auch die Präsentationsfähigkeiten der Teams. Alle erfolgreichen Teilnehmer erhalten ein Teilnahmezertifikat als Anerkennung ihrer Leistungen, und die Sieger werden mit Preisen ausgezeichnet.

Jury der StartUp Challenge

Ein Blick im Audimax auf die Jury

Doch die StartUp Challenge SH ist mehr als nur ein Wettbewerb: Sie hilft jungen Menschen, ihre unternehmerischen Fähigkeiten weiter auszubauen, ihre Ideen zu entwickeln und sich auf die Zukunft im Wirtschaftsleben vorzubereiten. Die Teilnehmer profitieren von wertvollen Kontakten zu potenziellen Arbeitgebern sowie dem Austausch mit Entscheidungsträgern der regionalen Wirtschaft.

Unternehmerischen Fähigkeiten fördern

Prof. Dr. Kay Poggensee, Direktor des Instituts für Internationale Betriebswirtschaftslehre an der FH Kiel erklärte, dass der Wettbewerb den Teilnehmern helfe, ihre kreativen Ideen in ausgereifte Businesspläne zu verwandeln. Dieser praxisorientierte Ansatz fördere die unternehmerischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler. „Die Grundidee des Wettbewerbs ist, dass Schüler in Gruppen innovative Produkte oder Dienstleistungen entwickeln, einen Businessplan erstellen, einen Messestand aufbauen und ihre Ideen vor einer Jury präsentieren. Dabei lernen sie, wie in der Unternehmenspraxis, Projekte wirtschaftlich zu bewerten und umzusetzen“, so Poggensee. Das werde auch an der Fachhochschule gelehrt.

An der FH wird das Thema Start-up ebenfalls großgeschrieben. Marion Mayr-Tschofenig ist Leiterin des Startup Offices der FH, das als Anlaufstelle für Gründungen und Entrepreneurship für Studierende dient. Es arbeitet eng mit Schulen sowie Studierenden der FH zusammen. Der Ansatz ist interdisziplinär, und es sind unterschiedliche Branchen vertreten. „Erfolgreiche Projekte aus der Vergangenheit waren beispielsweise der E-Roller Scuddy und die Wärmeerkennung mittels Drohnen von Skywalker Energy“, erzählt Mayr-Tschofenig.

Die StartUp Challenge SH wird bereits zum vierten Mal an der Fachhochschule ausgerichtet. Ihre Idee geht zurück auf den Gründerwettbewerb, den vor mehr als 20 Jahren Bernd Krohn am Regionalen Berufsbildungszentrum (RBZ) Steinburg in Zusammenarbeit mit dem Innovationszentrum Itzehoe ins Leben gerufen hatte.

Poggensee, der Verantwortlichere für die StartUp Challenge, moderierte die Veranstaltung, bei der die Schülerinnen und Schüler ihre Ideen präsentierten, und sprach diese an: „Alle Teilnehmer sind Gewinner. Sie haben Ihre Regionalwettbewerbe erfolgreich abgeschlossen und wertvolle Erfahrungen gesammelt, die neue Perspektiven eröffnen. Vielleicht setzen Sie das auch fort, wenn Sie hier an der Hochschule studieren.“

Der Vizepräsident der Fachhochschule Kiel, Dr. Tobias Hochscherf, betonte: „Wir brauchen Ideen – und euch. Als Hochschule müssen wir mehr Angebote schaffen und zeigen, was wir tun.“ An der FH würden praxisorientierte Inhalte vermittelt, die einen direkten Bezug zur Berufswelt hätten. Die Fachhochschule biete den Schülern gerne eine Plattform, um ihre Ideen vor einer Fachjury zu präsentieren.

Auch Jörn Krüger, Direktor des Schleswig-Holsteinischen Instituts für Berufliche Bildung (SHIBB), hob die Bedeutung des Wettbewerbs hervor. Für die Schülerinnen und Schüler bedeute das Projekt viel Arbeit. Eine innovative Geschäftsidee allein reiche nicht aus. Die Teilnehmer müssten sich in einem Team zusammenfinden, einen ausgereiften Businessplan erstellen und einen überzeugenden Auftritt vor der regionalen Jury bieten.

Das haben die Teams getan. Und einige von ihnen wurden dafür mit Preisen ausgezeichnet.

Der Sieger FoodGuard

Den ersten Platz sicherte sich das Team FoodGuard vom Regionalen Berufsbildungszentrum (RBZ) Steinburg. Die drei Teammitglieder Felix, Leonie und Haily überzeugten die Jury mit ihrer innovativen Geschäftsidee: Ein digitales Lagersystem für Privathaushalte, das den Lebensmittelbestand sowie das Mindesthaltbarkeitsdatum überwacht. Die Lösung soll helfen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und Haushalten eine nachhaltige und effiziente Verwaltung ihrer Einkäufe ermöglichen.

Zwei Frauen stehen auf der Bühne

Zählen zum Siegerteam: Leonie und Haily (v.li.)

Das Herzstück von FoodGuard ist eine Kamera, die an vorhandenen Kühlschränken angebracht wird. Sie erfasst Lebensmittel automatisch per Scan oder Sprachbefehl und synchronisiert die Daten mit einer App. Diese ermöglicht eine Bestandskontrolle in Echtzeit, automatische Einkaufslisten und Benachrichtigungen über ablaufende Produkte. Damit bietet FoodGuard eine kostengünstige und nachhaltige Alternative zu teuren Smart-Kühlschränken. „Wir wollten etwas gegen die Lebensmittelverschwendung anbieten. Es gibt bereits smarte Kühlschränke, doch wir heben uns durch die Nachrüstung bestehender Kühlschränke hervor“, sagt Felix. Die App könne außerdem Rezepte aus den im Kühlschrank vorhandenen Zutaten anbieten.

Das Team erhielt für seinen ersten Platz ein Preisgeld von 3.000 Euro, gestiftet vom Verband der Volks- und Raiffeisenbanken, überreicht von Geschäftsführer Ulf Paetau.

Sieger der StartUp Challenge

Ulf Paetau (re.) und Prof. Dr. Kay Poggensee (li.) gratulieren dem Gewinnerteam zum Sieg

Die zweitplatzierten Teams: Litera und SpiceUp

Erstmals in der Geschichte der StartUp Challenge belegten zwei Teams punktgleich den zweiten Platz. Somit erhielten sie jeweils ein Preisgeld von 2.000 Euro und es wurde kein dritter Platz vergeben.

Mit Litera haben Lina und Lea vom RBZ Rendsburg eine App entwickelt, die Schulbücher digital bündelt und Schülern sowie Lehrern eine interaktive Bibliothek bietet. Neben dem Zugriff auf Schulbücher können die Nutzer Anmerkungen hinzufügen und digitale Inhalte bearbeiten. Die App soll das Lernen erleichtern und den Kauf neuer Bücher überflüssig machen. Litera ist im Microsoft Store, App Store und Google Play Store erhältlich.

SpiceUp ist die Geschäftsidee von Tom, Fabio, Zakaria, Arthur und Tobias. Die Schüler von der Berufsschule Eutin präsentierten ein innovatives Konzept für individuell dosierbare Gewürzkapseln. Die Kapseln enthalten exakt abgestimmte Gewürzmischungen, die das Kochen einfacher und präziser machen. Die Produkte sind nachhaltig verpackt und können je nach Geschmack angepasst werden – ideal für den Einsatz zu Hause oder beim Camping.

Das Preisgeld für die beiden Teams wurde von Frank Schröder-Oeynhausen, Geschäftsführer des Technikzentrums Lübeck, und Patrick Schmidt von der IHK zu Kiel überreicht.

Prämierte Teams und Sonderpreise

Den vierten Platz belegte das Team HeartBeat von der FLS Lübeck mit einem Herzschrittmacher, der dank eines integrierten Chips bei einem Herzstillstand automatisch einen Notruf absetzt und eine GPS-Ortung ermöglicht. Die Geschäftsidee wurde von Melek, Zehra, Abdullah und Melih entwickelt. Sie entstand, als Meleks Oma, die Probleme mit dem Herzen hatte und im Ausland lebte, nicht rechtzeitig Hilfe erhielt. Der Preis wurde von Peter Widereck von der Firma Süverkrüp+Ahrendt überreicht.

Menschen stehen auf der Bühne

Finalisten und Jury auf einem Blick

Ein Sonderpreis im Wert von 500 Euro von Möbel Kraft ging an Pure Electricity, ein Start-up vom BBZ Norderstedt, das sich auf schwimmende Photovoltaikanlagen spezialisiert hat. Diese Technologie soll eine nachhaltige Energiegewinnung auf Gewässern ermöglichen. Mika hatte die Idee, Photovoltaikanlagen auf ungenutzten Wasserflächen zu installieren und hat hierzu drei Mitschüler ins Boot geholt. Gemeinsam haben sie die Schülerfirma gegründet und nach ihren eigenen Interessen und Fähigkeiten die Funktionen zugeteilt: Mika ist Geschäftsführer, Mert Produktmanager, Tim Marketingexperte und Abdulghani Finanzmanager.

Ein weiterer Sonderpreis wurde spontan von Thomas Jensen, dem Mitgründer des Wacken-Festivals und FH-Kiel-Absolventen in Betriebswirtschaftslehre, an CalmaSoul verliehen. Das Team von der Eckener Schule Flensburg stellte eine innovative Gewichtsdecke mit austauschbaren Schichten für verschiedene Jahreszeiten vor. Jensen zeigte sich besonders beeindruckt von der Standhaftigkeit des Teams, das trotz der Abwesenheit eines Großteils der Mitglieder aufgrund von Krankheit an der Präsentation festhielt. Als Anerkennung lud Jensen die Teammitglieder zu einer Veranstaltung ihrer Wahl ein – sei es eine Comedy-Show, ein Schlager-Event oder das berühmte Wacken Open Air.

Jensen hatte das Wacken Open Air 1990 als Start-up gegründet und war während seines Studiums Kulturreferent im AStA, wo er zahlreiche Studentenpartys organisierte. „Ich bin zum zweiten Mal in der Jury dabei und finde es großartig. Sonst wäre ich nicht wieder hier. Der Wettbewerb weckt Hoffnungen, dass Probleme gelöst und alle Herausforderungen gemeistert werden können. Viele der Teilnehmenden integrieren in ihre Geschäftsideen auch eine soziale Komponente, sei es durch Spenden oder durch nachhaltige Ansätze“, so Jensen. Das gehöre heutzutage dazu, mache Mut und gebe Hoffnung für die Zukunft.

Zwei Schülerinnen stellen ihr Projekt vor

Wacken-Gründer Thomas Jensen war in der Jury

Die Jurymitglieder der StartUp Challenge SH

Vertreter der regionalen Wirtschaft, Politik und Lehre haben sich zur Fachjury zusammengefunden. Dabei waren am 21. März:

Die Jurymitglieder der StartUp Challenge SH setzten sich aus Vertretern der regionalen Wirtschaft, Politik und Lehre zusammen: Björn Christensen, Präsident der FH Kiel, Jörn Krüger, Direktor des Schleswig-Holsteinischen Instituts für berufliche Bildung ( SHIBB ), Lydia Bahn, Hauptgeschäftsführerin der assono GmbH und Mitglied des Hochschulrats, Iris Meyer, Geschäftsführerin der Wirtschaftsagentur Neumünster, Doris Ipsen, Geschäftsführerin Unternehmensverband Unterelbe-Westküste, Dr. Annelie Tallig, Teamleiterin startuphub.SH bei der WTSH, Oliver Kumbartzky, ehemaliger Landtagsabgeordneter und Bürgermeister von Büsum, Thomas Jensen, Gründer des Wacken Open Air Festivals.

Freude bei den Siegern

Einige der Schüler überlegen nach der Siegerehrung, ob sie nach dem Wettbewerb weitermachen wollen. Doch zunächst herrscht bei ihnen die Freude vor und natürlich auch der Stolz, es geschafft zu haben. Das Team von SpiceUp zieht in Erwägung, das Unternehmen weiter auszubauen und möglicherweise das Preisgeld zu investieren.

Auch das Team von Food Guard denkt darüber nach, ob es weitermacht. Christoph Kober vom IZET hat das Team begleitet und ist stolz auf seine Schüler. Diese hätten auch Anregungen angenommen, den Support genutzt und insgesamt eine großartige Leistung gezeigt.

Die beiden Schülerinnen von Litera hatten nicht mit einem so tollen Platz gerechnet und sind begeistert. Ihre Lehrerin Eva Stüdtje hat das Projekt geleitet. Ebenso wie Jörg Bergmann, der als Lehrer das Projekt CalmaSoul begleitet hat, setzt sie auf freies Arbeiten mit Beratung. „Ich bin in die Rolle des Laien geschlüpft und habe mich darauf konzentriert, die Schüler zu stärken. Denn die Experten sind sie“, sagt Bergmann.

Weitere Ideen und Start-ups

Und so gibt es weitere ideenreiche Projekte, die es ins Landesfinale geschafft haben. Beispiel ist die Firma KidCheck vom Team aus der BS Husum. Präsentiert haben die Schüler damit eine unkomplizierte App, welche es dem Lehrer ermöglicht, mit wenigen Klicks eine Abmeldung der Kinder einzusehen. Auch die Eltern sparen sich andauernde Anrufe im Sekretariat.

Eine weitere Idee hatte das Schülerteam aus dem RBZ Wirtschaft . Kiel. Mit ViralEatBox haben die Schüler eine Box mit Zutaten für trendige Gerichte erfunden und zur Geschäftsreife gebracht. Lene, Rame, Medelina und Hamza wurden angeregt durch den Hype um die Dubai Schokolade. „Wir wollen Trends aus den sozialen Medien aufgreifen und es anderen Personen ermöglichen, einfach aus den Zutaten, die sie bei uns bestellen können, selber die Produkte herzustellen“, erklärt Rame. Außerdem will das Team eigene Trends setzen, beispielsweise mit der Box für Crumble Cookies. Neben der Lieferbox gibt es Videotutorials zum einfachen Nachkochen. Das Geschäft ist marktfähig fertig und kann von den Schülern fortgesetzt werden, nach dem Motto „Trends von morgen direkt in deine Küche.“

Vorfreude auf das kommende Jahr

Dass es einige Experten mit vielen innovativen Ideen und tollen Teams gibt, hat die StartUp Challenge SH in diesem Jahr erneut gezeigt. Und sie hat gezeigt, dass etliche junge Talente in Schleswig-Holstein über ein großes unternehmerisches Potenzial verfügen. Denn etwas wurde an dem Tag immer wieder geäußert: „Die jungen Leute zeigen, was in ihnen steckt, und das sind innovative Ideen, ein tolles Engagement und eine gute Performance. Das stimmt optimistisch.“

Es macht insgesamt Hoffnung und schürt auch die Vorfreude auf den Wettbewerb im kommenden Jahr, wenn wieder Schülerinnen und Schüler von Schulen aus ganz Schleswig-Holstein zur dann 5. StartUp Challenge 2026 antreten werden.

Text: Hilke Ohrt

Foto: Michael Ruff