Vom Hobby zum Traumberuf. Der Schauspieler Ole Fischer im Interview.
Vom Kapitän Grove zum Dorfpunk. Ole Fischer (30) ist von Kiel nach Berlin gezogen, um Schauspieler zu werden und hat es dort geschafft, sich ohne langjährige Schauspielausbildung einen Namen zu machen. Wie er diesen Weg gegangen ist, erzählt er im Interview.
ME2BE: Ole, wolltest du schon immer Schauspieler werden?
Schon als Kind habe ich ab und zu auf der Bühne gestanden, im Kinderchor oder in der Schule; aber es war zunächst nie ein Berufswunsch damit verbunden.
War es also eher Zufall, dein Hobby zum Beruf zu machen?
Nicht so ganz. Im Deutschunterricht haben wir mit verteilten Rollen die Erzählung „Das Schiff Esperanza“ gelesen. Als ich an der Reihe war und den „Kapitän Grove“ las, unterbrach mich die Lehrerin und meinte, es sei sehr eindrucksvoll, wie ich vorlesen würde. In der Schule habe ich dann tatsächlich mit viel Spaß Theater gespielt. Der Wunsch, Schauspieler zu werden, entstand wohl in dieser Zeit.
Du bist aber nicht direkt auf eine Schauspielschule gegangen. Wie sah dein Weg aus?
Nach der Schule habe ich zunächst den Zivildienst gemacht und bin von Kiel nach Hamburg gefahren, um an einem Theaterworkshop teilzunehmen. Bei diesem Workshop habe ich zum ersten Mal Menschen getroffen, die beruflich mit dem Theater zu tun hatten. Die Idee, selbst Schauspieler zu werden, schien mir da gar nicht mehr so abwegig. Zunächst habe ich aber in einem Call-Center und dann in einem kleinen Klamottenladen in Berlin gearbeitet.
Hattest du in der Hauptstadt gleich Angebote als Schauspieler?
Nicht sofort. Irgendwann rief mein Vater an und erzählte mir, dass in Kiel ein offenes Casting für die Kino-Verfilmung des Romans „Dorfpunks“ veranstaltet würde. Ich habe nicht lange überlegt, meine Sachen gepackt und bin in meine Heimat gefahren. Den Regisseur Lars Jessen habe ich offenbar überzeugt, denn er hat mir eine Hauptrolle in dem Film angeboten. Das war ein irrsinniges Glück! Als der Film fertig war, stellte er mich meiner heutigen Agentin Marlis Heppeler vor. Lars Jessen ist ebenfalls in der Agentur, die auch Größen wie Tom Beck vertritt.
Und heute ist es dein Traumberuf?
Ja! Mir macht es einfach Freude, Schauspieler zu sein, und natürlich ist es auch immer wieder schön, die Ergebnisse zu sehen! Es gibt ja viele Schauspieler, die sagen, dass sie sich selbst im Fernsehen nicht sehen oder hören wollen. Das geht es mir anders. Ich habe immer Spaß, mir die fertigen Filme anzusehen.
Wenn ich mich auf ein Vorbild in meiner Branche festlegen müsste, würde mir Christian Bale einfallen.
Du hast ja auch schon in einigen Produktionen mitgewirkt. Angefangen mit deiner Rolle in „Dorfpunks“, dann in „Teenies bleiben nicht zum Frühstück“ sowie in etlichen anderen Rollen, zum Beispiel im Tatort: Münster. Gibt es einen typischen Arbeitsalltag?
Eigentlich nicht. Kein Tag ist wie der andere. Ich war schon als Krabben scher auf der Nordsee unterwegs, bin auf einem Esel durch Spanien geritten und habe am Balaton zu Musik aus den Achtzigern getanzt. Aber natürlich gibt es auch Abläufe, die an jedem Set gleich sind…Warten zum Beispiel!
Also muss man als Schauspieler geduldig sein?
Vor allem sollte man sich nicht darauf verlassen, dass es so glücklich läuft wie bei mir. Am besten wäre es, nach der Schule eine Schauspielausbildung an einer staatlichen Schauspielschule zu machen. Das hilft auf jeden Fall enorm. Falls nicht, sollte man natürlich trotzdem nicht aufgeben.
Nicht immer führt der direkte Weg ans Ziel. Welchen Weg hättest du eingeschlagen, wenn es mit der Schauspielerei nicht geklappt hätte?
Oh, das weiß ich nicht genau. Als Kind wollte ich immer Architekt werden und das Interesse sowie mathematische Fähigkeit dafür bestehen nach wie vor; es kann also durchaus sein, dass ich diesen Weg eingeschlagen hätte.
Gibt es besondere Hobbies?
Hm, besondere Hobbies nicht direkt; meine Arbeit deckt bereits viel ab, aber Hobbies wie Freunde treffen, feiern und kochen zählen schon dazu. Ich habe eine große Schwäche für gutes Essen und versuche in meiner Freizeit ausgezeichneten Köchen nachzueifern.
Das Stichwort ‚nacheifern‘ bringt mich zur nächsten Frage: Hast du Menschen, die du als Vorbilder siehst?
Wenn ich mich auf ein Vorbild in meiner Branche festlegen müsste, würde mir Christian Bale einfallen. Es gibt natürlich sehr viele gute Schauspieler, denen es lohnt nachzustreben, aber er wäre definitiv dabei. Besonders bewundere ich jene Schauspieler, die man immer wieder in komplett anderen Rollen sieht und denen man diese Rollen zu hundert Prozent abkauft!
Vielen Dank für die Einblicke, Ole. Für die Zukunft wünschen wir dir viele Rollen, in denen du deine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen kannst.
Natürlich würde ich mich freuen, wenn ich weiterhin interessante Rollen angeboten bekäme.
TEXT Mirja Wilde
FOTOS Studio Toto Berlin, Coco lms