Das Hamburger Audio-Label Honig & Gold ist ein Paradebeispiel, wie Menschen aus der Kreativszene kollaborieren können und so neue Felder erschließen. Das junge Label hat eine neue Produktion: „Die Welt gegenüber“ feierte am 15. Oktober Premiere.
Die Welt gegenüber erzählt die Geschichte der jungen, aufstrebenden Musikerin Alice under Water. Ihre Karriere beginnt in den Trümmern einer Stadt, die vom Klimawandel verwüstet wurde: das überschwemmte Hamburg im Jahr 2047. Die Elbe trennt Hamburg in zwei Welten: den wohlhabenden Norden und den wirtschaftlich abgehängten und überfluteten Süden. Dort hat sich ALICE durch ihre legendären Performances bei Partys auf ausrangierten Containerschiffen einen Namen gemacht. Auch im Norden gibt es eine gewisse Underground-Szene: Minnie und Teddy haben ihre eigene Radiosendung, “Transisteur”. Um ihrer Sendung den nötigen Drive zu geben, haben sie die wahnwitzige Idee, Alice under Water in den Norden zu schmuggeln und als Gästin in ihrer Sendung zu präsentieren. Als Alice tatsächlich in der Sendung auftaucht, wird sie über Nacht fame, allerdings nicht wegen ihrer Musik, sondern weil sie die Tochter einer vermeintlichen Klima-Terroristin ist. Einige einflussreiche Leute im Norden versuchen nun mit aller Macht zu verhindern, dass die Geschichte um Alice under Water und ihrer “Gun Mum” in die Öffentlichkeit kommt. Begleitet wird der Podcast von einem Album, eines von Alice selbst und einem Soundtrack. Insgesamt waren rund 30 vorwiegend Hamburger Künstler*innen beteiligt. Honig und Gold kooperiert bei dieser Produktion mit der Hamburger NGO Viva con Agua. Am 27. Oktober wird es auf dem Kiez eine Releaseparty mit dem zugehörigen Drink geben. Zur Party findet man dann auf einem ganz besonderen Weg: Über einen GPS-geführten Audiowalk, den wir exklusiv und gemeinsam mit dem Hamburger Unternehmen Storydive realisieren.
Wie alles begann …
Im Zentrum des Audio-Labels Honig & Gold stehen der Tonstudiobetreiber Bente Faust und der freie Journalist Daniel Hautmann. Während Corona haben die beiden überlegt, wie sie ihre Kompetenzen verbinden können. Bente hatte einen Stapel Tagebücher gefunden, in einer alten Kiste, auf einem Dachboden auf Föhr. Es waren Aufzeichnungen seines Ururgroßvaters, einem Seemann, der im 19. Jahrhundert die Welt bereiste und in allerlei Schwierigkeiten geriet … Corona legte gerade die Welt lahm und die beiden überlegten, was sie aus dem Stoff machen könnten. Entstanden ist die Idee zu einem opulenten Podcast, der allerdings weit mehr ist als ein Podcast. Beteiligt waren rund 30 Musiker*innen, Komponist*innen etc. Die beiden haben, gemeinsam mit etlichen Künstler*inne die komplette Musik geschrieben, komponiert und eingespielt, nahezu alle Geräusche selbst erzeugt. Das Stück „Jürgen Rickmers – Durch die Stürme des 19. Jahrhunderts“ gibt es nicht nur als Podcast, sondern als regelrechtes Universum. Ein Journalist nannte es einmal „Rickmerversum“. Tatsächlich gab/gibt es Ausstellungen, verschiedene Live-Varianten (die sie in unterschiedlichen Besetzungen rund 15 x aufgeführt haben. Premiere war im Abaton), ein Roman, der gerade bei KJM erschienen ist, die CD, den Soundtrack, einen gelabelten Manhattan-Cocktail.
29.09.2023
TEXT Honig und Gold
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