Alfred Pudschun aus Niebüll hat vor allem Benzin im Blut
Im zarten Alter von 10 Jahren hat Alfred Pudschun (Jahrgang 1949) das erste Mal in einem Auto gesessen. 1964 beginnt er im damaligen Autohaus Höpner in Niebüll mit 45,– DM Monatslohn seine Ausbildung als Kfz.-Mechaniker. Heute ist er Chef zweier Betriebe und kennt die spannende Automobilbranche so gut wie kaum ein anderer.
Ja – mit 10 Jahren. Auch in einem Auto mit den vier Ringen. Und ich habe meinem Vater schon immer geholfen, wenn er mal Probleme mit seinem Auto hatte. Ein Motorwechsel war früher an der Tagesordnung, denn da hielten die Motoren nur an die 30 bis 40 Tausend Kilometer. Dann waren sie aufgeschlissen. Wenn doch mal ein Motor die 100.000 km geschafft hatte, gab es vom Hersteller eine goldene Uhr und Embleme und Plaketten. Die Motoren mussten einfach ständig überholt werden. Aber es wurde damals auch nicht so viel gefahren wie heute. Das war eine sehr arbeitsintensive Zeit.
Und dann wollte ich mit aller Gewalt Kfz-Mechaniker werden. Hatte ich Lust dran – habe ich heute noch. Irgendwie habe ich wohl Benzin statt Blut in den Adern.
Zurzeit, als ich mein erstes Auto bekam, war ich Lehrling und ich musste jeden Tag zehn Kilometer zur Arbeit fahren. Die ersten Jahre bin ich Fahrrad gefahren, dann mit dem Moped (Kleinkraftrad) und 1967 habe ich mir dann einen gebrauchten Lloyd gekauft. Model „Alexander TS“ mit einer sagenhaften PS-Leistung von 25 und 115 km maximaler Stundenhöchstgeschwindigkeit. Laut wie Hölle – war aber schon damals ein sehr modernes Auto.
Zu dem Lehrbetrieb gehörte auch eine Fahrschule. Dort habe ich den Führerschein für Motorrad und Auto gemacht. Für den Autoführerschein hatte ich fünf Fahrstunden inklusive Prüfungsfahrt. Damals lag es im Ermessen des Fahrlehrers, ob jemand reif für die Prüfung war. Und als Kfz-Mechaniker hatte ich natürlich viele Gelegenheiten, auf unserem Hofplatz zu üben. Die ersten Worte des Prüfers waren dann auch: „Na? Ordentlich schwarzgefahren, was?“ Als letzten Endes wussten die Prüfer das auch, denn sie prüften die Autos, die bei uns auf dem Hofplatz standen, und so kannten auf wir die Prüfer und die Prüfer kannten uns. Bei der Motorradprüfung bin ich dann 800 Meter gefahren und der Prüfer frage mich: „Hast du ein Kleinkraftrad? Dann fahr mal hier rauf und runter, alle mach eine Vollbremsung und dreh drei Achten.“ Dazu noch Hin- und Herfahren, ohne den Fuß abzusetzen und dann war alles klar: Ich hatte den Führerschein.
Der Auto Union 1000 war der einzige Personenwagen, bei dem die Auto Union den Namen des Unternehmens auch als Handelsbezeichnung verwendete, Vorgänger und Nachfolger wurden als DKW vermarktet.
Ich weiß noch, dass meine Mutter geschimpft hat. Ich habe im Januar Geburtstag und das Auto hatte ich schon vorher gekauft, fertig gemacht und einen Tag vor meinem Geburtstag zugelassen. Am Geburtstagsmorgen bin ich dann raus gegangen und meine Mutter rief mir nach: „Willst du dir nicht die Jacke und die Stiefel anziehen?“ weil ich ja sonst mit dem Moped gefahren bin. Da sagte ich „Nee…“ und Mutter fragte weiter: „Aber wie willst du denn jetzt zur Arbeit kommen?“ da sagte ich: „Mit dem Auto. Ich habe gestern den Führerschein gemacht.“ Und dann habe ich seelenruhig die Nummernschilder angebaut und bin statt mit dem Moped mit dem Auto zur Arbeit gefahren. Und das erste was ich machte: ich ließ vor lauter Aufregung das Licht an, und als ich am Abend wieder starten wollte, war die Batterie leer. Aber das habe ich dann auch nur einmal vergessen.
Als Besitzer eines Kraftfahrzeuges war ich nun nicht mehr wie meine Kollegen auf Zugfahrpläne angewiesen. Ich brauchte also nicht auf die Uhr gucken und pünktlich Feierabend machen. Ich musste dann oft bis zuletzt arbeiten. Dafür durfte ich ab und zu in die Werkstatt und nach Feierabend mein Auto reparieren. Früher gab es alle 2500 Kilometer einen Ölwechsel. Heute sind es 30.000 Kilometer. An dem TS 1000 sp der Auto Union habe ich früher als Lehrling.
Den Lloyd habe ich 1,5 Jahre gefahren und dann habe ich mir (das darf ich gar nicht so laut sagen) einen alten Mercedes 180 von 1958 zurecht gemacht, das heißt geschweißt, denn damals rosteten die Autos noch durch, und den Motor überholt, damit ich am Wochenende in die Disco fahren konnte. Da musste dann ein Diesel her. Der Liter kostete damals 17 Pfenning. Nachdem ich Meister bei Audi wurde, habe ich den Mercedes wieder abgestoßen und mir einen Audi mit einem Totalschaden zurecht und wieder flott gemacht. Das war 1974. Seitdem fahre ich Audi.
Text Katja Möller