Am Bildungszentrum des Städtischen Krankenhauses Kiel treffen sich täglich Menschen, um sich in Gesundheits- und Pflegeberufen aus- oder weiterzubilden. Rund 120 Schülerinnen und Schüler jährlich erleben hier ihre Ausbildung zu ‚Gesundheits- und Krankenpfleger/innen‘ oder zu ‚Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen‘. Die Plätze sind begehrt, denn die besondere Atmosphäre der Berufsfachschule am Hasseldieksdammer Weg lockt Bewerberinnen und Bewerber aus dem gesamten Bundesgebiet nach Kiel. Was macht den Reiz von Gesundheits- und Pflegeberufen aus? Wie erlernt man einen Beruf mit echten Patienten? Wie erleben Azubis Ihre Ausbildung? ME2BE hat sich vor Ort umgeschaut und interessante Eindrücke gesammelt.
„Menschen bilden bedeutet nicht, ein Gefäß zu füllen, sondern ein Feuer zu entfachen.“ Mit diesem Zitat des antiken Dichters Aristophanes eröffnet das Bildungszentrum des Städtischen Krankenhauses Kiel seinen Internetauftritt und setzt damit ein klares Statement!
Wer an diesem Ort einen Gesundheits- und Pflegeberuf erlernen möchte, wird eine motivierende Zeit erleben! Ist das so gemeint? „Ja, das passt gut“, bestätigt die Leiterin Britta Schmidt. „Wir möchten unsere Auszubildenden in unsere Berufe ‚mitnehmen‘, Potenziale wecken und ihre Eigenmotivation fördern. Zu Beginn der Ausbildungszeit erleben Schülerinnen und Schüler in einem achtwöchigen Einführungsblock, wie es sich anfühlt, Patienten zu pflegen und mit ihnen in ständigen, körperlichen Kontakt zu kommen. Für das Hineinspüren in die Patientenrolle werden im fachpraktischen Unterricht eine Vielzahl von Übungen im Selbstversuch trainiert.
Potenziale wecken und Eigenmotivation fördern
– Britta Schmidt
Was sind motivierende Erlebnisse?
Viele junge Leute verspüren zwar ein Interesse an gesundheitlichen Berufen, doch nicht jeder kann die Intimität fremder Menschen ertragen. Stimmt die Basis, entfachen wir mit praxisnahen Ausbildungsinhalten in der Theorie und einer intensiven Betreuung ihre Neugierde. Mit wachsendem Fachwissen und vielen praktischen Erfahrungen auf den Stationen stellen sie irgendwann fest: ‚Ich bin jetzt so weit! Ich möchte das, was ich gelernt habe, anwenden!‘“ Wie erleben die Schülerinnen und Schüler die Ausbildung? Was sind motivierende Erlebnisse? Hier geht es zu den Azubiportraits von Ronja, Mandy, Felix-Alexander und Annika.
Wir arbeiten nah an den Menschen und dürfen den Blick füreinander nicht verlieren!
– Lena Kannegießer
Als Kursleiterin in der Kinderkrankenpflege repräsentiert Lena Kannengießer stellvertretend das schulische Ausbildungsangebot. Wie erlebt sie die Auszubildenden? „Unser Konzept wird von allen positiv getragen“, meint die studierte Pflegepädagogin. „Die Auszubildenden empfinden es als Vorteil, in einem überschaubaren Umfeld zu lernen. Zum Einen ist die Zahl der Lehrkräfte und Mitarbeiter für die Auszubildenden überschaubar und zum Anderen haben wir von allen Schülerinnen und Schülern einen persönliche Eindruck und können uns untereinander abstimmen, wer in welchem Bereich individuelle Unterstützung benötigt.
Wir bilden in hochkomplexen Berufen aus, die viele soziale und kommunikative Aspekte beinhalten und in denen Auszubildende mit extremen Lebenssituationen konfrontiert werden. Die Empathie, die wir von ihnen erwarten, möchten wir selbst vorleben. Wir teilen ihnen nicht nur etwas mit, sondern hören ihnen auch zu! Wenn jemand auf mich einen niedergeschlagenen Eindruck macht, frage ich ihn, was los ist. Wir arbeiten nah an den Menschen und dürfen den Blick füreinander nicht verlieren! Das zu vermitteln, ist uns wichtig.“
Ronja Tolksdorf, 25, ist in der Ausbildung am Bildungszentrum des Städtischen Krankenhauses Kiel.
„Bereits in meinem Pflegepraktikum hatte ich ein motivierendes Erlebnis. Ich war ziemlich aufgeregt und hatte Respekt vor den Aufgaben. Doch das Pflegepersonal hat mich ganz behutsam an die Aufgaben und Patienten herangeführt und am Ende des Praktikums erhielt ich nur positive Rückmeldungen, sowohl von Patienten als auch von den examinierten Kolleginnen und Kollegen. Das hat mich sehr bestärkt! Ich finde die Ausbildung großartig und stelle fest, dass dadurch meine gesamte Persönlichkeit gestärkt wird. Was ich allein an Kommunikationsfähigkeiten erlerne, hilft mir sowohl beruflich als auch privat in der Begegnung mit Menschen. Früher war ich schüchtern, heute würde ich mich als selbstbewusst beschreiben!“
Annika Meinhardt, 21, ist in der Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin im Bildungszentrum am Städtischen Krankenhaus Kiel.
„Bereits während des Bewerbungsgesprächs habe ich gemerkt, dass die Berufsentscheidung, Gesundheits- und Krankenpflegerin zu werden, richtig war. Die Ausbildung am Bildungszentrum ist sehr gut strukturiert, und man spürt täglich das ehrliche Interesse unserer Lehrerinnen und Lehrer, uns erfolgreich durch die Ausbildung zu führen. Auch die Einsätze auf den Stationen werden durch unsere Praxisanleiterinnen sehr gut unterstützt; Schritt für Schritt gewinnen wir so mehr Sicherheit!“
Felix-Alexander Thölke, 34, ist in der Ausbildung im Bildungszentrum am Städtischen Krankenhaus Kiel.
„Es klingt vielleicht kitschig“, schmunzelt Felix, „aber es ist wirklich so: Wir erhalten im Bildungszentrum am Städtischen Krankenhaus Kiel hervorragende Unterstützung und haben immer Ansprechpartner, wenn wir sie brauchen, sowohl von meinen Mitschülern als auch von den Lehrern. Meine Examensklasse besteht aus tollen Leuten. Es entwickeln sich echte Freundschaften! Ich komme ursprünglich aus dem Rettungsdienst der Bundeswehr und hatte aufgrund meines höheren Alters zunächst die Befürchtung, irgendwie isoliert zu sein. Diese Sorge war völlig unbegründet. Ich bin hier Teil einer Familie geworden.“
Mandy Sack, 42, ist in der Ausbildung am Bildungszentrum Städtisches Krankenhaus Kiel.
„Ich habe beruflich einiges ausprobiert, doch mit meiner jetzigen Ausbildung habe ich etwas gefunden, was mich stärker motiviert als alles bisher Dagewesene. Ich sammle unglaubliche Eindrücke und fühle mich sehr gut auf meine zukünftigen Aufgaben vorbereitet. Ein Lächeln zurückzubekommen, das Vertrauen eines Patienten zu spüren, die Dankbarkeit und Freude von Menschen zu empfangen, denen es wieder besser geht – das sind Momente, die mich euphorisch stimmen!“
Bernd Hahn, 27 aus Welzow, ist im 3. Ausbildungsjahr zum Gesundheits- und Krankenpfleger am Bildungszentrum des Städtischen Krankenhauses Kiel.
„Hallo, ich heiße Bernd und habe mich nach einer Ausbildung und mehrjähriger Berufstätigkeit im Einzelhandel entschlossen, einen völlig anderen Beruf zu erlernen und mich zum Gesundheits- und Krankenpfleger ausbilden zu lassen. Dafür gab es mehrere Gründe. Zum einen schwand die Motivation bei meiner kaufmännischen Tätigkeit in einem Baumarkt. Gleichzeitig hatte ich ein Schlüsselerlebnis als Patient im Krankenhaus. Nach einer Lungenverletzung verbrachte ich 2016 mehrere Wochen in der Uni-Klinik Würzburg. Dort teilte ich das Zimmer mit einem älteren Krebspatienten, der sehr niedergeschlagen und abweisend war.
Wir kennen uns, sind füreinander da und werden sehr gut betreut.
– Bernd Hahn
Da wir uns nicht ausweichen konnten, suchte ich das Gespräch mit ihm, und es gelang mir nach und nach, den Mann zu ermutigen, sodass er seine Niedergeschlagenheit überwinden konnte. Als ich nach drei Wochen die Station verließ, bedankten sich die Pflegekräfte bei mir, drückten mir einen Flyer mit Informationen zum Beruf ‚Gesundheits- und Krankenpfleger‘ in die Hand und meinten, das sei der richtige Beruf für mich! Dieser Moment brachte mich zum Umdenken. Jetzt befinde ich mich bereits im letzten Ausbildungsjahr, in der Examensklasse, und bin sicher, den richtigen Beruf gefunden zu haben. Besonders gut gefällt mir die familiäre Atmosphäre im Bildungszentrum. Wir kennen uns, sind füreinander da und werden sehr gut betreut. Viele organisatorische Dinge werden uns abgenommen, und auch in privaten Angelegeneheiten treffe ich überall auf ein offenes Ohr und viel Verständnis.“
Yvonne Widmer, 28 aus Kassel, Auszubildende im 3. Kursjahr zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin am Bildungszentrum des Städtischen Krankenhauses Kiel.
„Nach dem Abitur habe ich Landschaftsplanung an der Uni Kassel studiert. In diesem Studiengang habe ich auch meinen Freund kennengelernt. Nach dem Studium sind wir dann zusammen nach Kiel gezogen, weil er hier eine Stelle als Landschaftsplaner antreten konnte. Ich verspürte eher das Interesse im sozialen und gesundheitlichen Bereich zu arbeiten.
Die Ausbildung erlebe ich als ausgesprochen vielseitig und anspruchsvoll.
– Yvonne Widmer
Deshalb entschied ich mich für eine Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin und habe diesen Schritt bisher nicht bereut. Die Ausbildung erlebe ich als ausgesprochen vielseitig und anspruchsvoll. Besondere Highlights sind für mich immer die Unterrichtsstunden mit den Kinderärzten. Auch die praktischen Erfahrungen auf der Geburtenstation oder in der Gynäkologie, sowohl im Städtischen Krankenhaus Kiel als auch bei auswärtigen Hospitanzen in Heide, Rendsburg und Neumünster, sind unglaiublich interessant! Mein Ziel nach dem Examen: Eine Stelle in einer Kinderpsychiatrischen Einrichtung.“
Ausbildungsbeginn:
1. April jeden Jahres
Voraussetzungen:
Mittlerer Schulabschluss oder Erster Allgemeinbildender Schulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung oder eine Ausbildung in der Krankenpflegehilfe. Ein Pflegepraktikum im Altenheim oder Krankenhaus (ggf. sozialpädagogische Einrichtung für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege) ist erwünscht.
Bildungszentrum
Städtisches Krankenhaus Kiel GmbH Hasseldieksdammer Weg 30, 24116 Kiel Tel. 0431 1697-3701 bildungszentrum@krankenhaus-kiel.de www.krankenhaus-kiel.de
Wir haben mit Britta Schmidt, Leitung für das Bildungszentrum des Städtischen Krankenhauses, über das reformierte Pflegeberufereformgesetz, ihre Haltung zum Beruf und dem Thema Ausbildung gesprochen.
Mehr zum Thema Ausbildung im Städtischen Krankenhaus Kiel findet ihr auf ME2BE im Artikel-Slider.
TEXT Christian Dorbandt
FOTOS Sebastian Weimar