Noch Fragen?
Sieben Schüler. Sieben Fragen. Sieben Lebenswege, die in eine selbstbestimmte Zukunft führen. Wienke, Nela, Rieke, Kristin, Max, Sinje und Ciara von der Gemeinschaftsschule Bredstedt haben uns ihre Fragen an ihre berufliche Zukunft geschickt. Wir haben Antworten gefunden, die euch vielleicht auch bei der Suche nach der richtigen Ausbildung oder dem richtigen Studium helfen.
Wienke: Brauche ich Abi, um Soziale Arbeit zu studieren?
Liebe Wienke, tatsächlich kann man an einigen Fachhochschulen, privaten Hochschulen und Fernuniversitäten diese Fachrichtung auch ohne Abitur studieren, allerdings gibt es auch hier Zulassungsvoraussetzungen. Einige erwarten eine Eignungsprüfung, andere setzen eine abgeschlossene Berufsausbildung und mehrere Jahre Berufspraxis im Sozialwesen voraus – und manchmal wird auch eine Kombination verlangt. Die Voraussetzungen für ein Studium ohne Hochschulzugangsberechtigung unterscheiden sich also je nach Studienangebot der Einrichtungen und du solltest genau prüfen, ob eine der Alternativen für dich in Frage kommt. Übrigens: Zu Beginn eines Studiums wird der Wissensstand der gymnasialen Oberstufe vorausgesetzt, da macht der Erwerb des Abiturs doch Sinn.
Fazit: Das Abitur, als höchster Schulabschluss in Deutschland, hat nach wie vor einen hohen Stellenwert und eröffnet die besten Chancen für eine Karriere, inklusive guter Verdienstmöglichkeiten.
Nela: Welche Voraussetzungen brauche ich, um Notfallsanitäterin zu werden?
Liebe Nela, du musst dir darüber im klaren sein, dass dieser Beruf sehr viel Einfühlungsvermögen verlangt und eine hohe Belastung mit sich bringt. Deshalb ist es wichtig, dass du mit Stress gut umgehen kannst und in der Lage bist, sowohl selbständig als auch verantwortungsvoll zu handeln. Team- und Entschlussfähigkeit ist im Notfall-Einsatz ebenfalls gefragt. Bewerben kann sich jeder, der mindestens einen MSA oder einen gleichwertigen Abschluss hat. Zusätzlich wird der Führerschein der Klasse B und ein polizeiliches Führungszeugnis benötigt. Da du nach deinem MSA noch zu jung für den Führerschein sein wirst, könntest du die Zeit nutzen, Praktika im medizinischen- oder pflegebereich zu machen.
Fazit: In diesem Beruf geht es oft um Leben oder Tod. Die eigene Belastbarkeit sollte nicht nur während der Ausbildung sondern im besten Falle schon davor überprüft werden.
Rieke: Ich würde gerne mit Kindern arbeiten und unterwegs sein. Welcher Beruf bietet sich an?
Liebe Rieke, mit unterwegssein meinst du nicht, ortsgebunden in einer Einrichtung zu arbeiten? Du könntest zunächst eine Ausbildung im pädagogischen Bereich machen und dort möglichst viele Qualifikationen erwerben. Neben klassischen Einsatzmöglichkeiten wie Kinderkrippen, Kinderheimen, Kindergärten sind dann auch Tätigkeiten in Privathaushalten im In- und Ausland, in Beratungsstellen oder ambulanten Diensten denkbar. Die Möglichkeiten sind breit gefächert, aber in welcher Form du das Arbeiten und Unterwegssein miteinander kombinieren willst, musst du selbst entscheiden. Es gibt leider nicht den einen passgenauen Berufstipp.
Fazit: Es gibt nicht nur ein Entweder-oder, sondern es ist Eigeninitiative und Recherche gefragt, damit man die für sich perfekte Kombination herausfinden kann.
Kristin: Ich helfe gerne meinen Mitmenschen im Alltag. Welcher Beruf passt zu mir?
Liebe Kristin, es gibt sehr viele soziale und medizinische Berufe, bei denen du andere durch deine Hilfe unterstützen kannst. Du solltest zunächst eine Entscheidung treffen, ob du mit alten Menschen, Kindern, behinderten oder kranken Menschen arbeiten oder/und ob du deinen Schwerpunkt auf erzieherische, pflegerische, medizinische oder therapeutische Aufgaben setzen möchtest. Folgende Berufe kämen im ersten Fall in Frage: Alltagsbetreuerin, Erzieherin, Erzieherin für Jugend- und Heimerziehung, Heilerziehungspflegerin oder Altenpflegerin. Im zweiten Fall könntest du als Physiotherapeutin, Ergotherapeutin, Logopädin oder als Gesundheits- und Krankenpflegerin ebenso sinnvoll deinen Mitmenschen helfen.
Fazit: Wer gerne mit Menschen arbeitet, ist in einem sozialen Beruf bestimmt gut aufgehoben. Die Schlüsselfrage jedoch lautet: In welchem Bereich möchte ich mich engagieren?
Max. Welchen Abischnitt brauche ich, um Jura zu studieren?
Lieber Max, leider ist es mit einem guten Abiturdurchschnitt (in der Regel zwischen 1,8 und 2,5 für Jura) alleine nicht getan. Das Studium der Rechtswissenschaften ist sehr begehrt, und die Hochschulen haben nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen. Aus diesem Grund gibt es an vielen Universitäten eine Zulassungsbeschränkung, diese nennt sich Numerus Clausus (NC) und setzt sich aus dem Abiturnotenschnitt und der Anzahl der Bewerber auf die Plätze der jeweiligen Unis zusammen. Da gibt es große Unterschiede, und du solltest dich über die NCs (die wechseln nämlich jährlich) an den für dich in Frage kommenden Standorten regelmäßig informieren. Es gibt aber auch die Möglichkeit, an privaten Hochschulen Jura zu studieren, selbst wenn die Abiturnote nicht so gut ist. Allerdings werden dafür eigene unterschiedliche Auswahlverfahren angewandt, bei denen du deine Studierfähigkeit unter Beweis stellen musst.
Fazit: Eine Abiturnote im Einserbereich bietet große Chancen auf einen Wunschstudienplatz, jedoch sollte man den internen NC für viele Studienplätze mit im Blick halten.
Sinje: Werden Frauen im Handwerk gleichberechtigt behandelt und haben sie gleiche Chancen?
Liebe Sinje, eine sehr kontrovers diskutierte Frage! Zwar steigen die Ausbildungszahlen in männerdominierten Berufen, jedoch belegen viele Studien, dass sich Vorurteile und Klischees hartnäckig halten und die Chancengleichheit nicht immer gegeben ist. Das führt kurz gesagt dazu, dass die meisten Frauen ihr Können mehr unter Beweis stellen müssen als ihre männlichen Kollegen und immer noch weniger verdienen. Aber es gibt natürlich auch positive Berichte von Handwerkerinnen, die gute Bedingungen vorfinden und sich nach der Meisterausbildung öfters sogar selbständig machen. Es bleibt also abzuwarten, wie sich das Bild der Handwerkerinnen in der Gesellschaft noch wandeln wird.
Fazit: Wer sich für eine Ausbildung im Handwerk interessiert, sollte diese unbedingt angehen, aber bei der Bewerbung genau herausfinden, wie viel Wert der Betrieb auf die Förderung und Gleichstellung seiner Mitarbeiterinnen legt.
Ciara: Welche Ausbildung bietet sich für mich an, wenn ich später Architektur studieren möchte?
Liebe Ciara, eine Ausbildung vor Beginn eines Studium kann durchaus hilfreich sein. Du erhältst Praxisbezug und kannst vielleicht deine Interessenschwerpunkte eingrenzen. Der Bereich Architektur ist breit aufgestellt und bietet auch Möglichkeiten im Bereich Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur oder Stadtplanung. Du könntest beispielsweise eine Ausbildung zur Bauzeichnerin machen und dabei Erfahrungen in einem Architekturbüro sammeln. Danach kannst du ein fachwissenschaftliches Architekturstudium anschließen. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, ein duales Studium Architektur’ zu starten. In diesem Falle arbeitest du in einem Unternehmen und studierst zeitgleich.
Fazit: Berufserfahrung kann nicht nur bei der Studienorientierung helfen, sondern sich auch positiv bei späteren Stellenbewerbungen auswirken.
TEXT Anja Nacken
FOTO Reinhard Witt