Leidenschaftliche Geigenbauerin

Leidenschaftliche Geigenbauerin

Geigenbauer gibt es seit Jahrhunderten. Einen Ausbildungsplatz finden nur Beharrliche.

„Man braucht definitiv Leidenschaft für diesen Beruf“, sagt Wiebke van der Wall und nimmt vorsichtig die „Schnecke“ in die Hand, ein Teil des Streichinstruments, das sie gerade zur Reparatur auf ihrem Arbeitstisch liegen hat. Die 25-Jährige ist Geigenbauerin – ein Handwerk, das viele Jahrhunderte alt ist und neben der Liebe zur Musik auch Geduld und Fingerfertigkeit verlangt.

Nach dem Abitur auf einem Gymnasium mit Musikschwerpunkt habe sie sich für diesen traditionellen Handwerksberuf entschieden, erzählt Wiebke van der Wall. „Meine Mutter ist Goldschmiedin, dadurch lag mir das Handwerkliche nahe.“ Geige spielt sie seit ihrem sechsten Lebensjahr. Einen Ausbildungsplatz als Geigenbauerin zu finden, erwies sich jedoch als gar nicht so einfach. Schließlich gibt es in ganz Deutschland nur rund 500 Geigenbauwerkstätten, die meisten Ein- oder Zwei-Personenbetriebe, von denen längst nicht jeder ausbildet. In Schleswig-Holstein existieren nach Auskunft der Handwerkskammer 17 Geigenbaubetriebe – aktuell mit keinem einzigen Auszubildenden. Wiebke ließ sich nicht entmutigen und bewarb sich bei Werkstätten überall in Deutschland. Auch bei der Geigenbaumeisterin Andrea Masurat in Lübeck, die sie zu einem Praktikum einlud. Die Ausbildung schloss sich dann beinahe nahtlos an. „Es hat einfach gut gepasst“, sagen Meisterin und (ehemalige) Auszubildende übereinstimmend. 2011 schloss Wiebke ihre Lehre nach drei Jahren erfolgreich ab. Drei Geigen und eine Bratsche hat sie in dieser Zeit neu gebaut, viele wertvolle Instrumente repariert und gepflegt. Jetzt arbeitet sie als Angestellte in Andrea Masurats Betrieb, bis sie auch noch ihre Fortbildung zum Technischen Betriebswirt an der Handwerkskammer beendet hat. Für 2014 ist die junge Geigenbauerin auf der Suche nach einer interessanten Werkstatt im Ausland, in der sie ihre handwerklichen und auch sprachlichen Kenntnisse weiter ausbauen kann.

„Man muss offen und flexibel sein und voll dahinter stehen“, sagt Wiebke und blickt optimistisch in die Zukunft: „Solange Musik gemacht wird, werden auch Geigenbauer gebraucht.“

Text & Foto Sabine Spatzek