Handwerk im Herzen Meldorfs – Die Firma Frank Christiansen

Handwerk im Herzen Meldorfs – Die Firma Frank Christiansen

Eine Tischlerei und ein Bestattungsunternehmen – zu Besuch bei der Firma Frank Christiansen in Meldorf – einer der traditionsreichsten Handwerksbetriebe Dithmarschens.

In der Norderstraße, im Herzen der Meldorfer Altstadt, befindet sich ein Handwerksbetrieb, der anders ist als andere und den alle Meldorfer kennen: die Tischlerei und das Bestattungsunternehmen Christiansen. 1875 wurde das Geschäft von Detlef Christiansen gegründet. Heute – 143 Jahre später – führt dessen Ur-Ur-Ur- Enkel Frank (Titelfoto) die Firma in fünfter Generation. Zwei Besonderheiten kennzeichnen das Unternehmen. Erstens, der Standort hat sich bis heute nicht verändert. Zweitens, die Firma besteht sowohl aus einer Tischlerei als auch einem Bestattungsunternehmen. Für die unterschiedlichen Aufgabenbereiche bietet das Traditionsunternehmen drei verschiedene Ausbildungen an: Tischler/in, Bestattungsfachkraft sowie Kaufleute für Büromanagement.

Frank Christiansen

Detlef Christiansen gründete 1875 das Unternehmen. Sein Ur-Ur-Ur- Enkel Frank führt die Firma nun in fünfter Generation.

Sowohl die Backsteinbauten der Firma Christiansen als auch das Kopfsteinpflaster auf dem Hof und in der Norderstraße stehen unter Bestandsschutz. Noch immer arbeiten die Mitarbeiter in den historischen Räumen; natürlich sind Einrichtung sowie Ausstattung renoviert und modernisiert. Handwerk zwischen Tradition und Moderne! Für den Tischlermeister, Holztechniker und fachgeprüften Bestatter Frank Christiansen ist die Bewahrung der Familientra­dition eine Pflicht.

Frank Christiansen

Gegründet wurde das Unternehmen 1875 von Detlef Christiansen.

„Unser Unternehmen ist mit der Stadt Meldorf und ihren Menschen fest verwurzelt“, erzählt der Firmenchef. „Deshalb haben meine Frau und ich uns 2002 entschlossen, an der grundsätzlichen Ausrichtung nichts zu verändern und uns nicht auf einen Tischlereibereich zu spezialisieren. Für unsere Kunden sind wir überall präsent, egal ob privat ein Tischbein erneuert werden muss oder ein Kunde Fenster, Türen oder individuelle Einbau­möbel bestellt. Und als Bestatter stehen wir in einem Sterbefall den Hinterbliebenen zur Seite. Wir fühlen uns den Menschen und Traditionen verpflichtet! Mit unseren insgesamt 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon vier Auszubildende, arbeiten wir in einem familiären Umfeld. Wir legen besonderen Wert auf eine gute Teamatmosphäre, Eigenverant­wortung sowie eine fundierte, abwechslungsreiche Ausbildung unserer Nachwuchskräfte.“

ERZÄHL MAL…

Bestattungsfachkraft

Christian Tiessen absolviert eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft

„Hallo, ich heiße Christian und habe nach einer abgeschlossenen Ausbil­dung zum Altenpfleger entschieden, mich zur Bestattungsfachkraft weiterzubilden. Als Altenpfleger hatte ich täglich die gleichen Aufgaben zu er­ledigen, als Bestattungsfachkraft sind meine Aufgaben vielfältiger. Ich lege Datensätze unserer Kunden am PC an, beschäftige mich mit den Vorbereitun­gen von Einsargungen in der Werkstatt, führe Überführungen von Verstorbenen durch und spreche mit Hinterbliebenen im Rahmen der Trauerbegleitung und auf Trauerfeiern.“

Für den Beruf ist es unglaublich wichtig, empathisch zu sein.

„Für den Beruf ist es unglaublich wichtig, empathisch zu sein. Menschen trauern auf unterschiedliche Weise. Manchmal sind tröstende Worte wichtig und angebracht, manch­mal nicht. Da ich keine Scheu vor Menschen habe und Erfahrungen aus dem Pflegebereich mitbringe, fällt es mir leicht, mich angemessen zu verhalten. Die Firma Christansen bietet mir den idealen Rahmen, das Bestatterhandwerk zu erlernen. Eines habe ich auf jeden Fall erkannt: Man sollte mit seinen Ange­hörigen rechtzeitig klären, wie sie irgendwann beerdigt werden möchten. Passiert das nicht, fühlen sich Angehörige mit den Aufgaben häufig überfordert.“

Tischler

Torben Todt absolviert eine Ausbildung zum Tischler

„Moin, ich bin Torben und lerne Tischler bei der Firma Christiansen in Meldorf. Ich komme aus Odderade und bin auf die Gemeinschaftsschule Albersdorf gegangen. Zwei Dinge waren mir bei der Berufswahl wichtig: abwechslungsreiche Aufgaben und eine Arbeit, bei der ich mich bewegen kann! Beides habe ich hier gefunden. Das Schöne ist: Wir bearbeiten Aufträge aus allen Bereichen. Ich lerne alles über Fens­ter­, Trocken-­ und Möbelbau, über Holzverbindungen und ­-zuschnitte.“

Ich merke, dass mich die Ausbildung positiv verändert.

Täglich erhalte ich wechselnde Aufgaben; aktuell arbeite ich an einem wackligen Stuhl und muss die Stuhlbeine neu verleimen. Das macht mir viel Spaß. Auch unsere Werkstatträume finde ich cool, obwohl es gar nicht so einfach ist, mit dem Material die Treppen hoch und runter zu laufen. Man muss genau aufpassen, wo man geht. Über­haupt kommt es im Tischlerhandwerk auf sorgfälti­ges Arbeiten an. Und genau das lerne ich in einem total sympathischen Team. Praktisch ist übrigens auch, dass sowohl der Berufsschulunterricht als auch die überbetriebliche Ausbildung in Meldorf stattfinden! Ich merke jedenfalls, dass mich die Ausbildung positiv verändert. Ich bin schon jetzt viel selbständiger und motivierter und werde nach der Ausbildung definitiv als Tischlergeselle weiterarbeiten … am liebsten bei Christiansen!“

Dieser Betrieb ist Mitglied der Tischler-Innung Dithmarschen (Kreishandwerkerschaft Dithmarschen).

TEXT Christian Dorbandt
FOTOS Sebastian Weimar, privat