Dänischkenntnisse eröffnen in der Grenzregion neue Chancen auch für das Berufsleben.
Simone Jensen ist seit 16 Jahren Dänischlehrerin an der Ferdinand-Tönnies-Schule und unterrichtet zudem Musik und Mathematik. Sie fühlt sich hier an der Schule sehr wohl, wie sie sagt. Das zeige sich auch daran, dass sie schon seit vielen Jahren an der FTS als Lehrerin tätig sei. Das Kollegium gefällt ihr und außerdem schätzt sie die Vielfalt unter den Schülerinnen und Schülern.
Welchen Bezug haben Sie zur dänischen Sprache?
Meine eigene sprachliche und kulturelle Erziehung prägt mich bis heute: Ich bin zweisprachig mit Deutsch und Dänisch aufgewachsen, habe in Flensburg einen dänischen Kindergarten besucht und viele Jahre lang an dem deutsch-dänischen System des Schüleraustausches teilgenommen. Dieser Austausch, bei dem Kinder während der Sommerferien in Gastfamilien des jeweils anderen Landes leben, begann damals gleich nach der Kindergartenzeit. Die Freundschaft zu meiner damaligen Gastfamilie besteht heute nach über 40 Jahren noch fort.
Ist Dänisch ein Pflichtfach oder kann die Sprache gewählt werden?
Früher war es verpflichtend, eine zweite Fremdsprache zu wählen, üblicherweise Dänisch oder Französisch. Mit der Gemeinschaftsschulreform hat sich das geändert. An der FTS gibt es jetzt Wahlpflichtunterricht, in dem Dänisch als Fach angeboten wird. Schüler können sich ab dem siebten Jahrgang für drei bis vier Jahre für Dänisch entscheiden, vergleichbar mit Fächern wie Gestalten, Technik oder Angewandte Naturwissenschaften.
Welche Möglichkeiten haben Schüler in Bezug auf Dänisch, wenn Sie Abitur machen wollen?
Schüler, die nach dem Mittleren Schulabschluss (MSA) weiter zur Schule gehen, können den fortgeschrittenen Dänischkurs am beruflichen Gymnasium belegen. Zusätzlich besteht für sie die relativ neue Option, sich am dänischen Gymnasium in Tønder zu bewerben, wenn sie bei uns Dänisch gelernt und die zehnte Klasse abgeschlossen haben.
Im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam mit dem achten Jahrgang dieses Gymnasium besucht und die Schülerinnen und Schüler waren Feuer und Flamme. Lernen auf Dänisch übt schon eine gewisse Faszination aus. Der eine oder andere hat spontan gesagt, dass er sich diesen Weg möglicherweise nach der zehnten Klasse vorstellen könne.
Gibt es weitere Projekte oder Aktivitäten, die Sie im Dänischunterricht durchführen?
Ganz oben an stehen unser Schüleraustausch und unsere Schulpartnerschaft mit einer Privatschule in Dänemark, der Humlebæk Lille Skole nördlich von Kopenhagen. Wir besuchen uns gegenseitig jeweils drei Tage im Jahr. Vorher kennen wir uns nur durch den Austausch von E-Mails, Fotos oder digitalen Briefen in der jeweiligen Fremdsprache.
In der Weihnachtszeit besuchen wir beispielsweise den Weihnachtsmarkt und die Alte Apotheke in Tønder. Wir planen, die deutsch-dänische Geschichte im Unterricht der älteren Schüler zu vertiefen, indem wir nach Sønderborg fahren und das Museum auf Dybbøl Banke besichtigen.
Warum ist es auch zukünftig wichtig, dass Dänisch als Unterrichtsfach an dieser Schule angeboten wird?
Ich sehe eine vielversprechende Zukunft für Dänisch bei uns. In unserer Grenzregion zu Dänemark gibt es zahlreiche dänische und dänischstämmige Unternehmen. Hier ist es von Vorteil, Dänisch zu sprechen. Viele Schüler sind sich zudem bewusst, dass sie später in Dänemark Arbeit finden können. Motivierend finde ich es ebenfalls, wenn Schüler erwägen, ihr Abitur in Dänemark zu machen.
Welche Vorteile sehen Sie für die Schüler, die Dänisch lernen?
Das Erlernen der dänischen Sprache eröffnet neue Chancen im Berufsleben. Es ist definitiv ein Pluspunkt im Lebenslauf. Besonders im Handwerksbereich schätzen es viele Kunden, wenn Handwerker Dänisch sprechen. Das kann sich direkt auf die berufliche Zukunft der Schüler auswirken und zusätzliche Perspektiven eröffnen. Zudem gibt es hier viele moderne Unternehmen, die Verbindungen nach Dänemark unterhalten.
Besteht großes Interesse der Schüler an diesem Fach?
Ja, wir haben tatsächlich einen sehr guten Zulauf. In unserem siebten Jahrgang haben wir jetzt 16 Schüler, die wöchentlich vier Stunden Dänischunterricht erhalten. Durchschnittlich haben wir pro Jahrgang bis zur neunten oder zehnten Klasse 15-16 Schüler; das stellt eine schöne Gruppengröße dar, um effektiv zu arbeiten.
Wie integrieren Sie kulturelle Aspekte Dänemarks in Ihren Unterricht?
Wir verbringen auch Zeit in der Küche, wo wir typisch Dänisches backen und kochen. Dabei tauchen wir nicht nur in die dänische Kultur ein, sondern üben die Sprache, indem wir uns über die benötigten Utensilien und Zutaten auf Dänisch unterhalten. Diese praxisnahe Herangehensweise fördert das Lernen deutlich. Ebenso geschieht das durch unsere weitere Unterrichtsgestaltung mit Dialogarbeit, Lektüre und Rollenspielen. Unsere Schüler sind Dänemark stark zugeneigt und zeigen sich insgesamt sehr weltoffen. Das motiviert mich persönlich besonders.
TEXT Hilke Ohrt
FOTO Reinhart Witt