Lehrkräfte und Bildungsexperten kamen zu einem Netzwerktreffen zum Thema Entrepreneurship Education an der Fachhochschule Westküste zusammen.
Das Gespräch mit Lorenz Gaede, Referent im Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur und verantwortlich für das Landeskonzept „Entrepreneurship Education“ (EE), verdeutlicht, wie weitreichend das Thema für die Berufliche Orientierung von Schülerinnen und Schülern ist.
Entrepreneurship Education in Schleswig-Holstein: Ein Erfolgsmodell
Lorenz Gaede erläuterte die zentralen Aufgaben des Referats im Ministerium, das für die Berufliche Bildung und Orientierung zuständig ist. Sein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung und Umsetzung des Landeskonzepts zur Entrepreneurship Education sowie der Durchführung des Berufswahl-SIEGEL.
Entrepreneurship Education, so Gaede, sei kein Konzept, das ausschließlich das Gründen von Unternehmen in den Vordergrund stellt, sondern vielmehr ein umfassendes „Entrepreneur-Mindset“ fördert: „Es geht nicht nur um das Gründen.” Vielmehr geht es darum, den Schülerinnen und Schülern Kompetenzen wie Innovationsfreude, Risikobereitschaft, Kritikfähigkeit und Verbindlichkeit zu vermitteln – Fähigkeiten, die auch im Alltag und in der beruflichen Laufbahn von entscheidender Bedeutung sind.
Ein weiteres zentrales Anliegen von Gaede ist es, dass alle Schülerinnen und Schüler im Rahmen von Entrepreneurship Education gefördert werden. Dies geschieht durch Projekte und unterrichtliche Angebote, die das entrepreneurinal Mindset in die Schulbildung integrieren. Ziel ist es, dass jeder Schüler und jede Schülerin die Möglichkeit erhält, an solchen Projekten teilzunehmen und dadurch wichtige Kompetenzen zu erwerben, die sie in ihrem späteren Berufsleben unterstützen.
Johannes Schmidt und Lorenz Gaede (v. li.) arbeiten im Referat im Ministerium, das für die Berufliche Bildung und Orientierung zuständig ist, an der schulischen und beruflichen Zukunft junger Menschen in Schleswig-Holstein
Lorenz Gaede: Der Weg vom praxisorientierten Lehrer ins Bildungsministerium
Gaede selbst ist seit vielen Jahren im Bereich der Beruflichen Orientierung aktiv. Als Lehrer für Mathematik und Wirtschaft/Politik hat er früh angefangen, Schülerfirmen zu gründen und Service-Learning-Projekte durchzuführen. „Ich komme aus einem Unternehmerhaushalt, und es war immer mein Ziel, Schülerinnen und Schüler mit den praktischen Aspekten der Beruflichen Orientierung vertraut zu machen“, erklärte Gaede. Durch seine vielfältigen Erfahrungen in Schulen und als Fachberater im Schulamt führte sein Weg schließlich ins Ministerium, wo er heute federführend für das Thema Entrepreneurship Education zuständig ist.
Welche Auswirkungen berufliche Orientierung auf die Schülerinnen und Schüler hat
Ein Highlight aus Gaedes Praxis als Lehrer war die Gründung einer Schülerfirma, die den Jugendlichen nicht nur wertvolle Erfahrungen im Bereich Unternehmertum vermittelte, sondern auch zu konkreten beruflichen Chancen führte. „Einer meiner ehemaligen Schüler, der in der Marketingabteilung der Schülerfirma tätig war, bewarb sich später bei einer Bank. Im Assessment Center sollte er eine Marketingstrategie entwickeln – das war genau das, was er in der Schülerfirma gelernt hatte“, berichtete Gaede. Der junge Mann bekam den Ausbildungsplatz – ein Erfolg, der nicht nur ihm, sondern auch Gaede als Lehrer große Freude bereitete.
Lorenz Gaede blick nach vorne
Das Landeskonzept Entrepreneurship Education hat in Schleswig-Holstein bereits eine breite Basis gefunden und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Die Website „wir-unternehmen-was.sh“ dient dabei als zentrale Anlaufstelle für alle Akteure und bündelt aktuelle Angebote und Entwicklungen. Zudem wird im Mai ein weiterer Landesnetzwerktag stattfinden, bei dem Entrepreneurship Education als zentrales Thema behandelt wird.
Gaede schloss das Gespräch mit dem Ziel, dass das Konzept weiter verbreitet wird, sodass alle Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein von den Vorteilen einer umfassenden Entrepreneurship Education profitieren können.
„Das Schöne an der beruflichen Orientierung ist, dass man mit Unternehmen zusammenarbeitet und irgendwann ehemalige Schüler trifft, die durch die Schülerfirma oder andere Projekte den Weg in den Beruf gefunden haben“, so Gaede. „Wenn sie dann auf einen zukommen und sich für das Gespräch bedanken, weiß man, dass man einen guten Job gemacht hat.“
Mit der Vielzahl an schulischen Angeboten der Beruflichen Orientierung, dem ständigen Austausch und kontinuierlicher Förderung stellt die Entrepreneurship Education einen wesentlichen Bestandteil der schulischen und beruflichen Zukunft von jungen Menschen in Schleswig-Holstein dar und bietet ihnen die Chance, als „Unternehmerin oder Unternehmer ihres eigenen Lebens“ erfolgreich zu sein.
Gelebtes Netzwerken: An der FH Westküste in Heide wurde intensiv über Entrepreneurship Education diskutiert.
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TEXT Markus Till
FOTO Henrik Matzen