Digitale Berufsorientierung an der Gemeinschaftsschule Neumünster-Brachenfeld

Digitale Berufsorientierung an der Gemeinschaftsschule Neumünster-Brachenfeld

An der rot-gelb-orangfarbenen Fassade vorbei betreten wir von ME2BE die Gemeinschaftsschule Neumünster-Brachenfeld, um mit Schülerinnen und Schülern der achten Klassen einen Tag der Vorhabenwoche gemeinsam zu gestalten. Unser erster Eindruck: eine einladende, freundliche Atmosphäre. Überall sind (farbenfrohe) Kunstplakate und Schülerarbeiten zu sehen. Unser Weg führt uns zu einer knallroten Tür, „Theatersaal“ ist da zu lesen. Hier, im Auditorium der Schule werden also heute nahezu 100 Schülerinnen und Schüler unter der Leitung der beiden Lehrkräfte Kristine Wegener und Henrik Rossmann Anregungen für ihre berufliche Zukunft erhalten.

Die Neugier der Jugendlichen steigt, als klar wird, was als Nächstes passieren soll: eine digitale Führung in der Pflegeschule des Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster. Während Mitglieder der Medienscout-AG Vorbereitungen treffen, machen sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Krankenhauses ebenfalls bereit. Ein kurzer Bild- und Toncheck, dann kann es losgehen …

Schüler

Die Schülerinnen und Schüler erleben die Pflegeschule von Innen.

Digital in der Pflegeschule vor Ort

… und schon sehen wir auf der Leinwand zwei junge Frauen im Eingangsbereich eines Gebäudes.
„Herzlich willkommen hier bei uns in der Schule für Pflegeberufe am FEK in Neumünster!”, beginnt Kira Janneck, Berufspädagogin und Kursleitung am FEK, die digitale Führung. Auch ihre Kollegin, Medizinpädagogin Katharina Macke, ist dabei. Die beiden Frauen tragen ihr Endgerät durch den Flur der Pflegeschule und nehmen uns mit.
„Ich habe selbst meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin am FEK absolviert und später mein Studium angefangen”, erzählt Janneck.
Die Jugendlichen erfahren, was sie in der Pflegeschule während ihrer Ausbildung erwarten könnte: zum Beispiel die Ausbildung zur Pflegefachkraft oder die einjährige Ausbildung zur Krankenpflegehilfe.
Wir werden durch das Treppenhaus geführt, vorbei an winkenden Auszubildenden, sehen den Pausenraum und die Küche. Dort verweilen wir kurz und Kira Janneck zeigt auf Regale.
„Hier befindet sich unsere Bibliothek. Alle Bücher sind aber auch digital verfügbar”, erklärt sie und winkt die Zuschauer weiter, den Flur entlang zu den Unterrichtsräumen. „Die Azubis lernen meistens in zwei Gruppen à 23 Personen, aber manchmal werden auch alle zusammen unterrichtet. Gerade gibt es eine Gruppenarbeitsphase. Wir arbeiten überall mit Smart Boards, die viele hilfreiche Funktionen haben”, erläutert Kursleiterin Janneck.

Es gibt nun eine kurze Pause, denn Kira Janneck und Katharina Macke setzen sich in einen kleinen Gruppenarbeitsraum, sie wollen ihre Zuschauer ausführlicher über die Ausbildung informieren: über den Ausbildungsablauf, die Voraussetzungen und die Ausbildungsinhalte, aber auch über den Erwerb der Fachhochschulreife oder über die Möglichkeit, ein Studium während der Ausbildung zu absolvieren. Die Stundenpläne seien sehr abwechslungsreich und auf einen neunwöchigen Theorieteil folge eine Praxisphase, zum Beispiel in der ambulanten Pflege im FEK. Auch das Wohnen im sogenannten Schwesternwohnheim sei für Auszubildende eine Möglichkeit, nah am Ausbildungsplatz, aber auch in der Nähe der Innenstadt zu sein.
„Wir hätten euch gerne auch einzelne Stationen gezeigt, aber aus datenschutzrechtlichen Gründen ist das leider nicht möglich”, bittet Kira Janneck dann um Verständnis. „Deswegen möchten wir euch ein Beispiel aus unserer Praxis vorstellen. Viele wissen gar nicht, was in der Pflege alles zu leisten ist! Bevor man mit Patienten arbeitet, üben die Azubis alles mit ihren Mitschülern.”

Zwei Frauen in Pflegeschule

Live im Stream: So sieht es in der Pflegeschule aus

Nach der Theorie – die Praxis

Wir folgen unseren Begleiterinnen ins untere Stockwerk und begutachten dort zunächst Exponate, z.B. Platten, die für die chirurgische Behandlung von Knochenbrüchen genutzt werden, und schauen in einen weiteren Unterrichtsraum, in dem Auszubildende gerade aufmerksam das Röntgenbild eines Oberkörpers betrachten.
Anschließend werden wir in einen Praxis-Unterrichtsraum geführt, der einem Krankenhauszimmer ähnelt. An der Wand steht ein Bett, in dem Azubi Illies Douan lliegt. Ein Mann in blauem Kittel tritt vor: „Hallo, mein Name ist Christoph Pankuweit, ich bin Lehrer an der Schule für Pflegeberufe. Mit meinen beiden Auszubildenden aus dem zweiten Lehrjahr möchte ich euch das Aufgabenfeld einer Pflegefachkraft veranschaulichen. Wir simulieren jetzt etwas, was wir so auch im Praxisunterricht machen würden.”
Das Szenario beginnt und Christoph Pankuweit skizziert die Situation: Der im Bett liegende junge Mann hatte einen Fahrradunfall, war ohne Helm unterwegs und ist mit einer Platzwunde am Kopf und einem Schädelhirntrauma ins Krankenhaus eingeliefert worden. „Es gibt drei Bereiche, die nun eine Pflegefachkraft abdeckt. Der Kreislauf wird stabilisiert, die Wunden werden versorgt und der Patient wird überwacht”, erläutert Christoph Pankuweit.
Azubi Anna Kleemann beginnt den Blutdruck zu messen, verabreicht eine Infusion, prüft die Wunde und spricht mit dem „Patienten”. Christoph Pankuweit ordnet als Praxisanleiter ihre Arbeitsschritte ein. Es wird auch deutlich, dass nicht nur Hygiene und Teamfähigkeit in dem Beruf der Pflegefachkraft wichtig sind, sondern auch eine korrekte Dokumentation.

Simulation einer Patientenbehandlung

Live im Stream: Ein Praxisbeispiel im FEK

In der abschließenden Runde kommen nun die Zuschauer der digitalen Führung zu Wort. Eine Schülerin fragt, wie viele Pfleger auf den einzelnen Stationen für die Patienten zuständig seien. „Das ist unterschiedlich, aber ein bis zwei examinierte Pflegefachkräfte sind immer vor Ort. Dazu kommt ein Pflegehelfer und ein Auszubildender”, antwortet Kira Janneck.
Eine andere Schülerin möchte Genaueres über die Arbeitszeiten wissen. „Die Schule beginnt um acht Uhr, und auf der Station arbeitet man im Schichtsystem. Der Frühdienst beginnt um sechs Uhr, der Spätdienst um halb zwei und im dritten Lehrjahr darf man auch im Nachtdienst eingesetzt werden. Der beginnt abends um 20.30 Uhr.”

Es folgt eine Frage nach der Ausbildungsvergütung und dem Gehalt, sie wird auch auf Messen gerne gestellt. Christoph Pankuweit weiß Bescheid: „Im ersten Jahr der Ausbildung erhält man schon 1.260 Euro brutto.” Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass das FEK an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst gebunden ist und die Gehälter für ausgelernte Vollzeitkräfte entsprechend ihrer Qualifikation und Funktion natürlich wesentlich höher sind.

Digitale Berufsorientierung mit DIGI:BO

Im Anschluss an die digitale Führung steht für die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Neumünster-Brachenfeld ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung.
Werkstudentin Jessie stellt die Berufsorientierungsplattform DIGI:BO vor. DIGI:BO bietet Informationen und Materialien für eine umfassende und vielseitige Berufliche Orientierung. Mit informativen Berufsbildern, praxisnahen Tipps im Ratgeber, spannenden Azubiporträts und regionalen Unternehmen eröffnet DIGI:BO wertvolle Einblicke in die Berufswelt vom Computer- oder Handybildschirm aus – für Schüler, Lehrkräfte und Eltern.
„Wir schauen uns nochmal das Berufsbild Pflegefachkraft an. Das passt ja gut zu dem, was ihr gerade gesehen habt”, sagt Jessie und navigiert zum entsprechenden Berufsbild. Beim Scrollen wird auch klar, dass dieser Ausbildungsberuf von verschiedenen regionalen Unternehmen angeboten wird. „Wusstet ihr übrigens, dass ein Krankenhaus auch den Beruf Koch ausbildet?”, fragt Jessie. Aber auch der Ratgeberbereich der DIGI:BO-Plattform bietet den Schülerinnen und Schülern zusätzlich interessante Informationen: Wie schreibe ich eine Bewerbung? Wie verhalte ich mich beim Bewerbungsgespräch? Wie läuft ein Praktikum ab? All das seien Fragen, mit denen die Jugendlichen sich am besten auseinandersetzen sollten, bevor sie in ihr Praktikum oder ihre Ausbildung starten, empfiehlt Jessie ihren jungen Zuhörern.

Um das erworbene Wissen zu vertiefen, gibt es ein kurzes Quiz. Anhand von Fragen können die Schülerinnen und Schüler nun eigenständig über die Plattform mit ihren Smartphones recherchieren. Wer die meisten Fragen richtig beantwortet, erhält eine kleine Belohnung.

Beamerbild mit Studentin

Werkstudentin Jessie stellt DIGI:BO vor.

Schulen x Unternehmen: Als BO-Team für die Schülerinnen und Schüler da

Auf besonderes Interesse der Schülerinnen und Schüler sowie ihrer Lehrkräfte stößt die Ankündigung von ME2BE-Projektleiterin Sonja Patzlaff, dass es Ende Februar eine weitere Ausgabe von NOSH Network geben werde; und zwar mit Unternehmen der Medizin-Branche. Ziel dieser Veranstaltung ist es, durch die persönliche Begegnung mit ganz unterschiedlichen Vertretern aus dem Gesundheitsbereich in persönlichen Gesprächen konkrete Einblicke in diese vielfältige Berufswelt zu erhalten.

Kristine Wegener, Mitorganisatorin der Vorhabenwoche, freut sich über die Resonanz der heutigen Veranstaltung. „Die digitale Führung hat wirklich ausgezeichnet in die Vorhabenwoche gepasst! Die Jugendlichen bilden nun Projektgruppen, in denen sie Berufsfelder, die ihnen gefallen, bearbeiten und anschließend zum Beispiel in Form eines Films oder Rollenspiels präsentieren.“

Offenbar war der zweite Tag der BO-Vorhabenwoche an der Gemeinschaftsschule Neumünster-Brachenfeld für alle Beteiligten ein voller Erfolg, der zeigt, welche anregenden Möglichkeiten eine digitale Berufsorientierung bieten kann.

Hier geht es zum Reel auf Instagram.

TEXT Patricia Rohde
FOTO Ajet Ibrahimi