„Nihil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit – Nichts ist so schwierig, dass es nicht durch Fragen erkundet werden kann.” Die lateinischen Worte im Foyer der Hermann-Tast-Schule in Husum stimmen die Messebesuchenden auf den 11. Husumer Berufs- und Studieninformationstag ein.
Während die Husumer Schülerinnen von der Hermann-Tast-Schule, der Beruflichen Schule und der Theodor-Storm-Schule fleißig nach Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten suchen, haben wir von ME2BE uns auf einen Rundgang über die Messe gemacht. Viele Firmen, Hochschulen und Institutionen haben heute das Ziel, den Berufswunsch der Schülerinnen und Schüler zu konkretisieren und mit vielen Mitmachaktionen Interesse für ihr Berufsfeld zu wecken.
Energieküste – nachhaltige Berufsaussichten in Husum
Eins fällt sofort auf: Die Energiebranche ist in Husum auf dem Vormarsch! Nordfriesland bietet Karrieremöglichkeiten mit nachhaltiger Sonnen-, Wind- und Biomassenenergie. An der Westküste stehen nicht nur viele Anlagen zur Energieerzeugung, die auf Nachwuchskräfte angewiesen sind. Um die ganze Branche am Laufen zu halten, wird gebaut, geplant, produziert, Zubehör geliefert, finanziert und organisiert.
Ein Unternehmen, das sich dieser Vision verschrieben hat, ist die GP JOULE GmbH. Der Energieversorger ist in allen Teilen der Energie-Wertschöpfungskette aktiv; von der Erzeugung bis zur Nutzung. Der nächste Standort des Unternehmens liegt in der Gemeinde Reußenköge bei Bredstedt im Kreis Nordfriesland. Ausgebildet wird in kaufmännischen und gewerblich-technischen Berufen. Aber es gibt auch spannende Werkstudentenjobs, wie zum Beispiel im Projektmanagement der Systemplanung für die Elektromobilität.
Wir sprechen mit Merle Rönnspeck, Malin Björkli und Dajana Goldt aus der Personalabteilung von GP JOULE. „Für dieses Jahr sind wir mit der Auszubildenensuche fast durch, aber für das nächste Jahr suchen wir zwei Elektroniker, drei Industriekaufleute und zwei duale Studenten”, erzählt Malin Björkli. „Das Bachelor-Studium Wirtschaftsingenieurwesen bieten wir in Kooperation mit der Nordakademie Elmshorn an”, ergänzt ihre Kollegin Frau Goldt.
Neben den Mitarbeiterinnen steht eine große Leinwand. Die Messebesuchenden sind aufgefordert, zu schreiben oder zu zeichnen, was sie mit der Energiewende verbinden. Die ersten Zeichnungen von Windkraftanlagen wurden bereits auf dem braunen Papier skizziert.
Inspiriert gehen wir weiter …
Im Foyer der Schule entdecken wir den Messestand der Vestas Deutschland GmbH. Das Windenergieanlagen-Unternehmen ist in ganz Deutschland vertreten. In Norddeutschland findet zum Beispiel der Vertrieb und Service unter anderem in Husum und die Produktion von Generatoren in Lübeck statt.
Ein so großes Unternehmen braucht viele neue Nachwuchskräfte mit unterschiedlichen Talenten. Da gibt es einerseits die Mitarbeiter, die sich auf den Anlagen hoch über dem Boden um die Qualität und Sicherheit kümmern. Andererseits läuft ohne die Mitarbeiter in der Produktion nichts. Sie stellen die riesigen Flügel, Maschinengehäuse und Turmsegmente her. Die Office-Mitarbeiter organisieren alle Entwicklungen des Unternehmens und entwickeln IT-Systeme weiter.
Wir treffen auf Heidi Jensen und ihr Team aus Auszubildenden: „Wir bieten duale Studiengänge und die Ausbildungen Industriekaufmann und Mechatroniker an.”
Azubi Kilian ist stolz auf seinen Beruf, da er Windkraftanlagen als einen einzigartigen Arbeitsplatz betrachtet. „Mechatronik ist noch ein echtes Handwerk. Es vereint Metall- und Elektrotechnik. Und anders als man vielleicht denkt, haben wir auch viele Frauen im Team. Allgemein sind wir sehr international aufgestellt. Samuel kommt zum Beispiel aus Kamerun”, erzählt er fröhlich. „Als Mechatroniker bei uns sollte man schwindelfrei sein”, ergänzt Samuel. „Im ersten Jahr findet die Ausbildung in unserer Werkstatt in Husum an Modellen statt. Danach geht es in die Windparks.”
Das nächste energiegeladene Unternehmen hat drei große Ziele im Gepäck: Energieerzeugung, Landwirtschaft und Artenvielfalt. Wie die Wattmanufactur GmbH & Co. KG dies erreichen will, erzählt uns Kristina Alexander. „Wir bilden erst seit diesem Jahr aus: Kaufmann für Büromanagement und das duale Studium Wirtschaftsingenieur.” In den Bereichen technische Betriebsführung und in der Flächen- und Projektentwicklung werden sowohl Praktika als auch Werkstudentenstellen angeboten. Mit dem ökologischen Flächenmanagement Konzept fördert die Wattmanufactur die Biodiversität in ihren Solarparks. „Wir wollen unser tolles Konzept zeigen. Daher beteiligen wir uns jetzt auch an Ausbildungsmessen”, schildert Frau Alexander. Sie lädt immer wieder Schülerinnen und Schüler ein, am Stand an einem Wurfspiel teilzunehmen. Zur Belohnung gibt es spannende Informationen über das Unternehmen und einen grünen Apfel! Mit “grüner” Energie in der Hand geht es dann weiter zum nächsten Messestand.
Neue Energie suchen auch …
Die Hochschule Flensburg bietet nicht nur ein breites Spektrum an Studiengängen, sondern zeigt auch ein starkes Engagement im Bereich erneuerbare Energien. Unter anderem haben Studierende des Master-Studiengangs „Wind Energy Engineering“ ein bemerkenswertes Projekt realisiert: die Entwicklung einer Windkraftanlage, die den extremen Bedingungen in Nepal standhalten kann. Die Studierenden werden im Verlauf ihres Studiums umfassend auf diese Herausforderungen vorbereitet und lernen u.a.: den Einfluss von Umweltfaktoren, Aerodynamik, Werkstoffe und Structural Engineering. Weiterhin bringt der neue Hochschulpräsident Sven Tode neue Energie nach Flensburg und wird sicherstellen, dass die Hochschule weiterhin eine Vorreiterrolle in der Forschung und Ausbildung im Bereich erneuerbarer Energien einnimmt.
Nahrung ist nicht nur ein Mittel zur Sättigung, sondern auch eine wichtige Energiequelle für den menschlichen Körper. Bei der Danisco Deutschland GmbH in Niebüll werden u.a. probiotische Kulturen, Hefen und Schimmelpilzkulturen für die Herstellung von Käse, Joghurt, verschiedenen Milchprodukten sowie anderen fermentierten Lebensmitteln wie Rohwurst, Backwaren und Sauergemüse hergestellt. In Husum treffen wir heute auf Human Resources Generalist Kristina Exner und den Ausbilder für Milchtechnologen Olaf Boguhn.
„Die Auszubildenden sollten offen und teamfähig sein, denn hier arbeitet niemand isoliert. Alle Abteilungen arbeiten übergreifend. An Naturwissenschaften – allem voran an Mathematik, Physik und Mikrobiologie – sollte man Freude haben”, erzählt Herr Boguhn. „Neben dem Recruiting auf Messen planen wir zukünftig einen Tag der offenen Tür für Schülerinnen und Schüler. Damit können Interessierte einen umfassenden Eindruck von unserer Arbeit gewinnen, denn im Laborbereich würden wir uns noch mehr Bewerbungen wünschen”, ergänzt seine Kollegin Frau Exner.
Auf der Messe präsentierten sich nicht nur Unternehmen der Region, sondern auch Organisationen wie das Technische Hilfswerk (THW) und der Rettungsdienst Kreis Nordfriesland. Dieses Engagement liefert im übertragenen Sinne Energie für die Gesellschaft, indem sie in Notfallsituationen Unterstützung bietet und Leben rettet.
Die Priorität der THW-Ausbildung liegt in der Etablierung hochqualifizierter Einsatzkräfte, die für sämtliche Einsatzszenarien gerüstet sind. Dabei ist nicht eine Berufsausbildung gemeint, sondern die Vermittlung von Kenntnissen. Denn jede Person hat die Möglichkeit, sich in einem Ortsverband zu engagieren. Das benötigte Wissen kann z.B. im Bundesfreiwilligendienst beim Technischen Hilfswerk erlangt werden, um Berufsfelder und eigene Stärken zu erkunden.
Der Rettungsdienst im nördlichsten Kreis der Bundesrepublik trägt eine wichtige Verantwortung. Mit einer Fläche von über 2.000 Quadratkilometern und einer vergleichsweise geringen Bevölkerungsdichte von etwa 160.000 Einwohnern stellt die Arbeit in Nordfriesland eine einzigartige Herausforderung dar. Für den Rettungsdienst bedeutet dies eine mittlere Einsatzauslastung, jedoch teilweise erheblich längere Fahrtzeiten. Um eine einwandfreie Versorgung des Kreises zu ermöglichen, benötigt der Rettungsdienst Kreis Nordfriesland regelmäßig neue Auszubildende zum Notfallsanitäter (m/w/d).
Die Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, sich in der Hermann-Tast-Schule umfassend zu informieren, um erste berufliche Pläne zu schmieden. Dabei blieben viele Interessierte auch am ME2BE-Stand stehen, um sich mit unserer digitalen Berufsorientierungsplattform DIGI:BO vertraut zu machen. Werkstudent Ben präsentiert den Besuchenden auf DIGI:BO Berufsbilder, Profile regionaler Unternehmen und praxisnahe Tipps zum Bewerbungsverfahren.
Wir freuen uns auf den nächsten Messebesuch in Husum!
Euer ME2BE-Messeteam
TEXT und FOTO Patricia Rohde