Das gute Geld von neben an

Das gute Geld von neben an

Finanzkrise, Bankenkrise, Bangster. Die Bankenbranche hat in der letzten Zeit nicht nur ihren guten Ruf, sondern gleich auch hunderttausende Jobs verloren. Kann man heute eigentlich noch Banker werden, fragen sich manche. Und andere sogar, ob wir überhaupt noch Banken brauchen. Mal ganz von vorne. Vielleicht liegt das Grundproblem ja im eigentlichen Geschäftsmodell von Banken. Sie sollen aus etwas Abstraktem, nämlich Geld, mehr von diesem Abstrakten machen. Das nennt man in der Finanzwirtschaft dann „Produkt“. Und das auch, wenn erst mal gar kein echtes Produkt gemacht, geerntet oder als Rohstoff gefördert wurde. So wie in der Realwirtschaft. Geld kann sich also vermehren, ohne dass etwas Reales entsteht. Eigentlich klar, dass die Investmentzocker dann immer weiter versuchten, sich komplett von dieser Realwirtschaft mit allen ihren Störfaktoren abzukoppeln. Im Grunde störte die reale Wirtschaft mit ihren realen Produkten nur beim Geschäfte machen. Und damit verloren sie auch den Bezug zur Realität. Denn ein Kunde ist eben auch real und er denkt nicht abstrakt. Für ihn ist Geld ein Mittel zum Zweck, nicht der Zweck selbst. 

Banken sind die Sparschweine der Nation

Mal zurück auf Start: Die zentrale Rolle der Kreditinstitute ist es, vertrauensvoller und zuverlässiger Mittler zwischen Anlegern und Kreditnehmern zu sein. Bedeutet: Banken sammeln Geld ein, von Kleinstsparern bis Großanlegern, und arbeiten damit, indem sie es an Investoren, den Staat, private Hausbauer oder Autokäufer als Kredite weitergeben. Und dafür bekommen sie Geld. Punkt. Geht nicht ohne Ende, weil sie selbst Reserven behalten müssen. Könnte ja mal sein, dass die Anleger ihr Geld überraschend zurückfordern.

Banken machen das Risiko berechenbar

Banken erfüllen aber auch noch andere wichtige Funktionen. Einerseits vergeben sie risikoreiche Kredite an Unternehmen, andererseits ermöglichen sie es den Anlegern, ihre Ersparnisse risikofrei anzulegen. In ähnlicher Weise verändern Banken die Liquidität, also die „Verfügbarkeit über genügend Zahlungsmittel“: Sparer können ihre Einlagen jederzeit abheben, während Kreditkunden das Geld langfristig nutzen dürfen.

Banken wissen mehr

Noch wichtiger: Banken beschaffen Informationen darüber, ob Unternehmen kreditwürdig sind. Diese Informationen gäbe es sonst nicht so umfangreich. Das lässt sich besonders an den hunderttausenden kleinen Unternehmen festmachen, die Kredite brauchen. Auf einem anonymen Kapitalmarkt, wo man diese Unternehmen nicht kennt, könnten sich diese Firmen niemals Fremdkapital besorgen. Sie müssten ja sehr viele Menschen darüber informieren, wie es ihrer Firma geht und ob sie kreditwürdig ist. Stattdessen informieren diese kleinen Firmen einfach ihren Bankberater, der sie kennt, und schließen einen Kreditvertrag mit ihm ab.

Deine Hausbank als Retter

Wenn Unternehmen über eine längere Zeit hinweg immer wieder mit der gleichen Bank Geschäfte machen, können sich engere Beziehungen bilden. Dann wird das Kreditinstitut zur Hausbank. Diese Hausbanken sind enorm wichtig, um Unternehmen mit Kapital zu versorgen. Ganz besonders gilt das, wenn Unternehmen in die Krise kommen. Meist ist nur noch die Hausbank bereit, noch mal einen Kredit oder Geld für eine Sanierung zu geben.

Man kennt sich. Man hilft sich

Banken in der Region haben noch einen entscheidenden Vorteil: Man kennt sich persönlich, oft über Generationen. Egal, ob Betrieb oder Familie oder eben auch Familienbetrieb. Man ist eng verwurzelt mit den Leuten und gibt auch gern etwas zurück. Die guten Banken, Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken in Schleswig-Holstein fördern Feuerwehren, Sportvereine, Schulen und Altenhilfen, organisieren Ferienfahrten und haben manchmal bis zu 600 Projekte laufen, die sie mit Eigenleistungen wie Beratung, Sachspenden und Geld unterstützen.

Die Bank der Zukunft ist eine Bank der Kunden

Wenn man verstanden hat, dass das Geschäftsmodell der gierigen Geldhäuser ein Auslaufmodell ist, braucht es eigentlich nur eine neue Bankenkultur. In vielen Kreditinstituten in der Region ist das schon angekommen und wird täglich gelebt. Denn nur so kann man sich das Vertrauen der Kunden wieder zurückverdienen. Und das ist eine top Chance und Herausforderung für eine neue Generation von Bankern, die das auch so sehen und dafür sorgen wollen, dass es endlich wieder mehr „Gutes Geld“ für alle gibt.

Text Josh Kasthoenig | Illustration Annemarie Sauerbier