Am 20.09.2018 zog es uns mal wieder nach Eckernförde, denn das Berufsbildungszentrum Rendsburg-Eckernförde hatte zum Tag der offenen Tür mit Berufsbildungsforum geladen und zahlreiche Gäste aus der Region waren erschienen. Was wir an diesem Tag so erlebt haben, erfahrt ihr jetzt!
Gemeinsam statt einsam
Als wir Raum 202 betreten sind die Auszubildenden des Hauses Dänischer Wohld gerade dabei einer Gruppe Schülern von ihren Aufgaben zu erzählen. Wir sprechen mit Alexander Schamel, der in dem Altenwohn- und Pflegeheim in Osdorf für die Ausbildung der Köche und Hauswirtschafter zuständig ist. “Ich habe eine Weile in der Gastronomie gearbeitet und bin eher zufällig dazu gekommen hier anzufangen”, berichtet er, “und ich hätte nie gedacht, dass es so belohnend ist. Die enge Zusammenarbeit mit dem Team und den verschiedenen Menschen die bei uns wohnen ist spannend, lustig und macht wirklich Spaß.” Herr Schamel weiß, dass das kein Zufall ist.
“Die Einrichtung ist wirklich außergewöhnlich. Das Konzept und die Philosophie sind echt, überlegt und menschlich und das macht einen riesigen Unterschied.” Aktuell läuft am Haus Dänischer Wohld ein einzigartiges Projekt. “Wir bauen an. Bei uns entsteht eine Pflegeoase. Das Konzept ist in Deutschland bisher einmalig, ursprünglich kommt es aus der Schweiz.” In einem Rondell werden Zimmer gebaut, die bewohnt werden, in der Mitte liegt der Rest der Oase, in der es keine geschlossenen Türen gibt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es gerade für ältere Menschen schwer sein kann, sich aus der Isolation ihrer Zimmer zu lösen. So ein offenes Konzept kann dabei helfen, frei nach dem Motto ‘Gemeinsam statt einsam’”
Man lernt, empathisch zu werden.
-Frau Graumann
Wir fragen außerdem Frau Graumann, die die Altenpfleger ausbildet, wie sie den Beruf und die Vorurteile erlebt, die es gegen ihn gibt. “Ich arbeite seit 1985 in diesem Job und habe die Entscheidung niemals bereut”, erzählt sie uns. “Es ist aber so, dass sich das Ansehen und die Klischees, die in der Gesellschaft existieren, nicht verändert haben, aber im Beruf selbst hat sich wahnsinnig viel geändert. Er ist um einiges vielfältiger geworden und die Ansprüche sind andere, aber wir haben auch viel mehr Möglichkeiten als früher.” Wir möchten wissen, wieso sie den Beruf weiterempfehlen würde. “Weil er einem wahnsinnig viel zurückgibt”, lächelt Frau Graumann, “man lernt empathisch zu werden, Menschen so sein zu lassen wie sie sind und wie man ihnen in ihren Defiziten helfen kann.” Wir finden das großartig und wünschen dem Team vom Haus Dänischer Wohld viel Spaß bei ihrem Richtfest der Pflegeoase im Oktober.
Mut tut gut – auch beim Praktikum
An unserem eigenen Stand treffen wir die 15-jährige Viola. Als wir sie fragen, was sie nach ihrem Abschluss machen möchte, sagt sie. “Weiß ich noch gar nicht!” Das hören wir öfter… und wir verraten euch ein Geheimnis: Meistens stimmt es nicht! Wir fragen sie nach vergangenen Praktika und nach ihren Hobbys. “Ich war beim Frisör und in der Stadtverwaltung. Frisör war nichts für mich, aber die Arbeit im Büro war ganz ok. Hobbys hab’ ich nicht so richtig.” Na gut Viola, wie ists denn mit Lieblingsfächern? “Ich finde Mathe ganz gut,” gibt sie schüchtern zu. da haben wir doch eine Idee. “Wir wäre es, wenn du mal beim Finanzamt Eckernförde-Schleswig vorbeischaust? Die sind nämlich heute auch hier und vielleicht lässt sich Mathe und Büroarbeit dort gut verbinden!” “Gute Idee, da war ich noch nicht”, sagt Viola und zieht los… hoffentlich ihrem nächsten Praktikumsplatz entgegen.
Als wir uns auf die Suche nach der Firma “Velo-Eck” begeben, wir teilen beide eine Begeisterung für Fahrräder, erwartet uns eine Überraschung. Statt Fahrrädern gibt es im Lernbüro des BBZ viele motivierte junge Menschen, die uns eröffnen, dass das Velo-Eck ein Projekt ist, in dem die Schülerinnen und Schüler lernen, worauf es im Einzelhandel ankommt. Es ist die Simulation eines Fahrradhandels! An 12 Arbeitsplätzen arbeiten Zweierteams an allen möglichen Aufgaben. Sie bearbeiten Aufträge, kümmern sich um das Marketing, Lagerbestände und die Buchhaltung, alles authentisch… das Velo-Eck hat sogar sein eigenes Briefpapier.
Die “Angestellten” des Lernbüros sind überzeugt von dem Projekt. “Man geht so auch viel sicherer in ein echtes Praktikum, weil man die meisten Abläufe schon mal bearbeitet hat”, erzählt uns eine junge Frau und zeigt uns die Buchhaltungstabellen. Wir finden dieses Projekt wirklich cool und sind gar nicht mehr traurig, keine echten Fahrräder gesehen zu haben.
Zukunftschancen im Grundschullehramt
Einer der Vorträge, den sich die Schüler heute anhören konnten, wurde von Frau Dr. Claudia Plinz gehalten. Thema: “Lehrer werden an der Europa-Universität Flensburg”
“Wir haben einen Mangel and Grundschullehrern, sowohl in Schleswig-Holstein als auch im Rest von Deutschland”, so Frau Dr. Plinz, “die Zukunftschancen sind also sehr gut!” Im ersten Semester des Bachelors gehen die Studierenden der Europa-Universität Flensburg ein Mal pro Woche als Assistant Teacher mit an eine Schule und lernen so sofort den Lehralltag kennen, nicht erst im ersten Praktikum. Das fünfte Semester ist außerdem ein sogenanntes Spezialisierungssemester, in dem beispielsweise ein Auslandsaufenthalt möglich ist. Aber auch verschiedene Workshops und Projekte können die Studierenden in diesem Semester durchlaufen.
Wir haben einen Mangel and Grundschullehrern.
– Frau Dr. Plinz
Schnell ist klar: Die Europa-Universität legt nicht nur Wert auf die schulische Ausbildung der zukünftigen Lehrkräfte, sondern auch auf außerschulische Fähigkeiten und Praxisnähe. Außerdem geht es an der Universität sehr persönlich zu. “Bei uns trifft man die Dozenten auch mal in der Cafeteria”, weiß Frau Dr. Plinz zu berichten, “doch das ist nicht der einzige Grund, warum ein Studium an der Europa-Universität Flensburg so attraktiv ist. Wir sind grün und modern und bauen fleißig weiter.”
Wir hatten einen tollen Tag am BBZ in Eckernförde und sind begeistert von den spannenden Aktionen, Vorträgen und dem Engagement der Schülerinnen und Schüler. Wir freuen uns schon zu sehen, was uns im nächsten Jahr erwartet!
Bis bald,
eure ME2BEs
TEXT & FOTO Jana Limbers