Mareike Täschner (21), im 1. Ausbildungsjahr zur Gesundheits- und Krankenpflegerin im WKK – und sie hat einen kleinen Sohn
Plötzlich bist du schwanger – und das Leben läuft ganz anders, als du es dir vorgestellt hast. So ging es auch Mareike Teschner (21). Kind und Berufsausbildung unter einen Hut zu bringen – sie hatte nicht geglaubt, das zu schaffen. Aber das WKK Bildungszentrum in Heide bietet ihr mit seiner Teilzeitaus- bildung die Chance, ihren Traumjob als Gesundheits- und Krankenpflegerin zu erlernen. Trotz Baby.
Wieso machst du eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin?
Der Beruf hat mich interessiert. Während der Schulzeit habe ich ehrenamtlich als Rettungsschwimmer bei der DLRG gearbeitet. Dort habe ich gemerkt, dass mich der medizinische Bereich interessiert. Nach einem Praktikum in einem Alten- und Pflegeheim in Tönning habe ich mich hier beworben und 2009 die Ausbildung begonnen. Weil ich schwanger wurde, musste ich leider unterbrechen. Die Schule hat mir den Platz freigehalten. Im April 2012 bin ich nach verkürzter Elternzeit wieder eingestiegen. Das hat ohne Probleme geklappt. Die Schule ist Vollzeit, aber meine Arbeitszeit auf Station durfte ich mir selber aussuchen. Ich bin froh, dass es so gut klappt.
Durftest du gleich weitermachen, oder musstest du neu beginnen?
Ich wollte lieber neu starten, weil ich zwei Jahre raus war. Das Alte wurde aufgefrischt und mit den Jahren ändert sich ja immer mal was.
Welchen Schulabschluss hast du?
Ich habe den Realschulabschluss.
Wie viele Stunden arbeitet man bei einer Teilzeitausbildung?
Das ist unterschiedlich. Ich habe eine 30-Stunden-Woche, weil das mein Wunsch war. Das ist aber individuell regelbar. Ich arbeite von 8 bis 14 Uhr, dadurch verpasse ich morgens die Übergabe. Die wichtigen Informationen hole ich mir einfach woanders her, zum Beispiel von der zuständigen Pflegekraft oder aus der Pflegedokumentation. Die Stationen müssen sich auch erst daran gewöhnen, dass Schüler in Teilzeit hier sind.
Verlängert sich deine Ausbildung dadurch?
Ja, um maximal ein halbes Jahr. Das stört mich aber nicht, weil ich danach eine ordentliche Ausbildung habe. Das ist toll!
Was gefällt dir am meisten an deinem Beruf?
Man kann eine Menge lernen. Wenn man gern mit Menschen zusammenarbeitet und sich für den Medizinberuf interessiert, dann ist man im Krankenhaus genau richtig.
Durchläufst du während der Ausbildung verschiedene Stationen?
Ja, ich bin jetzt in der Klinik für Frührehabilitation, vorher war ich auf der Gynäkologie. Dazu kommen noch Außeneinsätze: Jeder kommt auch mal nach Brunsbüttel ins Krankenhaus. Im zweiten Ausbildungsjahr geht man in ambulante Pflegebereiche, wie zum Beispiel zur „Stiftung Mensch“ oder nach St. Peter in die Nordsee-Reha-Klinik.
Du würdest jeder jungen Mutter zur Teilzeitausbildung raten?
Ja. Definitiv. Es ist wichtig, seinem Kind später etwas bieten zu können. Gerade in der heutigen Zeit. Alles wird teurer. Ich sehe das bei Jüngeren, die zu Hause mit ‘nem Kind sitzen und sagen: „Ja, arbeiten kann ich auch später, wenn es in der Schule ist.“ Aber dann ist es zu spät. Dann haben sie sich an dieses Leben gewöhnt. Arbeiten ist etwas anderes, als wenn man irgendwelche Leistungen bezieht. Ich finde das schöner! Ich empfehle es jeder.
Hast du vor, dich weiterzubilden?
Erst mal arbeiten. Später vielleicht OP-Schwester oder Operationstechnische Angestellte, das entscheide ich dann.
Würdest du gern im WKK bleiben?
Ja!
Kind versorgt, Patienten auch
Du hast ein Kind und keine Ausbildung? Kein Problem. Im WKK kannst du in Teilzeit einen Pflegeberuf erlernen
Waltraud Hartwig ist seit 35 Jahren Leiterin der Schule für Pflegeberufe. Sie ist selbst gelernte Krankenschwester – sie kennt die Probleme, die sich durch Schichtdienst und Nachtschichten ergeben. Als die Schule die Teilzeit- ausbildung möglich machte, war sie dabei: „Es fing mit einer Schülerin an, deren Mann bei der Bundeswehr war und ständig nach Afghanistan geschickt wurde. Sie musste ihr Kind versorgen, was während der Ausbildung wirklich schwierig wurde. Da haben wir gesagt: Mensch, stopp mal! Da gibt es doch einen Paragrafen, der auch Teilzeitausbildung ermöglicht.“ Nach genauer Prüfung war diese Lösung schließlich möglich und die Schülerin blieb nicht die Einzige, die ihre Ausbildung in Teilzeit absolvierte.
Eigentlich müsste eine Teilzeitausbildung fünf Jahre dauern, aber weil sich im Moment nur vier junge Frauen so ausbilden lassen und deshalb keine ganze Klasse zusammenkommt, gibt es eine Zwischenlösung: „Die Theorieblöcke gibt es im Vollzeit-Paket von 7.30 bis 15.30 Uhr. Die Arbeitszeit im Krankenhaus kann frei gewählt werden – allerdings mindestens 19,5 Stunden pro Woche. Wir sind da flexibel“, erklärt Hartwig.
Insgesamt müssen während der Ausbildung 2.500 Stunden Praxis nachgewiesen werden. Verschiedene Veranstaltungen sind Pflicht, zum Beispiel bestimmte Seminare, und rund 100 Nachtdienststunden dürfen auch nicht fehlen.
Kirsten von Feldmann, Mitarbeiterin des WKK in der Verwaltung, ist unter anderem für die Koordination der Kindergartenplätze verantwortlich. In den Kitas „Sternschnuppe“ und „Regenbogen“ sind die Kinder während der Arbeitszeit gut untergebracht. Schon ab 5.30 Uhr. Wenn Eltern ihre Kinder aus beruflichen Gründen nicht abholen können, weil sie einen Schwerverletzten versorgen oder einen Patienten mit Herzinfarkt, wird das Kind so lange betreut, bis die medizinische Situation geklärt ist. „Da wird kein Kind vor die Tür gestellt, und wenn es bis 22 Uhr dauert!“, bestätigt Kirsten von Feldmann. Ein gutes Gefühl.
Vor dem Start in die Ausbildung absolviert jeder Bewerber ein mindestens 14-tägiges Praktikum. „Potentielle Auszubildende können feststellen, ob sie kranke Menschen überhaupt anfassen können. Bei vielen Tätigkeiten greift man eben auch in die Intimsphäre ein“, weiß Hartwig. An regelmäßig stattfindenden Orientierungstagen erfahren Interessierte viel über die Pflegeberufe. Als Gesundheits- und Krankenpfleger/-in ist man beispielsweise vielseitig einsetzbar, ob im Krankenhaus, im ambulanten Pflegedient oder in REHA-Kliniken. Pfleger und Pflegerin ist ein toller Beruf, der nie langweilig oder eintönig wird. Man hat es mit Menschen zu tun. Das mag für manchen schwierig sein, aber es bietet auch Momente für mehr Glück im Leben.
Teilzeit-Ausbildung Pflegeberufe
Waltraud Hartwig
Leitung Schule für Pflegeberufe
Esmarchstraße 50
25746 Heide
Tel. 0481 / 785 – 2911
whartwig@wkk-hei.de
Text Katharina Grzeca
Fotos Sally Ellena Milota