Seit März steht Svenja Carstensen den Schülerinnen und Schülern der FTS mit Rat und Tat zur Seite.
Svenja Carstensen hat 2016 ihr Abitur an der Theodor-Storm-Schule Husum gemacht und direkt im Anschluss ein duales Studium bei der Bundesagentur für Arbeit absolviert. Nach 3,5 Jahren im Jobcenter in Heide hatte sie die Möglichkeit, an der FTS als Berufsberaterin einzusteigen. ME2BE hat sie getroffen und sie nach ihren ersten Eindrücken gefragt.
Herzlich willkommen im neuen Job. Es war immer ihr Ziel, in der Berufsberatung für Jugendliche zu arbeiten. Woher kam dieser Wunsch?
Ich habe bereits während meiner eigenen Schulzeit sehr gute Erfahrungen mit unserer Berufsberatung gemacht. Noch vor meinem Schulabschluss bin ich auf einer BO-Messe in Flensburg sehr umfassend über die Ausbildungsmöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit aufgeklärt worden und war von dem Angebot sofort begeistert. Daraufhin habe ich ein freiwilliges Praktikum bei der Agentur für Arbeit gemacht und dabei festgestellt, dass mir unter allen Themen, die die Bundesagentur für Arbeit abdeckt, das Thema Berufsberatung am meisten zusagt.
Wie sieht denn der Job-Realitätscheck an der FTS aus?
Sehr gut. An der FTS habe ich die tolle Gelegenheit, jeden Mittwoch vor Ort zu sein und eine offene Sprechstunde in der Schule abzuhalten, zu der man sich im Sekretariat oder über den BO-Koordinator anmelden kann. Darüber hinaus gestalte ich Unterrichtsstunden zum Thema und arbeite eng mit den Lehrerinnen und Lehrern zusammen. Ich nehme an Elternabenden teil und werde natürlich auch auf der Messe vertreten sein. Zusätzlich stehe ich sowohl Schülern als auch Eltern nach der Schule oder in den Ferien in der Afa zur Verfügung, falls es mal eines längeren persönlichen Gesprächs bedarf.
Wie nehmen Sie das Interesse der Schülerschaft nach einem Austausch mit Ihnen wahr? Gibt es Stoßzeiten?
Natürlich ist das Interesse an Berufsberatung in den ESA- und MSA-Klassen besonders groß. Man merkt richtig, wie die Jugendlichen ins Rennen kommen und sich viele Fragen stellen. Das ist die heiße Phase, aber ich hake natürlich schon vorher ein und suche das Gespräch, um in jedem speziellen Fall herauszufinden, in welche berufliche Richtung es denn gehen könnte. Eine frühzeitige Vorbereitung ist auch deshalb wichtig, um spätere Bewerbungsfristen einhalten zu können.
Wie erreichen Sie denn diejenigen, die nicht in ihre Sprechstunde kommen?
Wir haben schulintern beschlossen, dass jeder mal in der Berufsberatung gewesen sein muss, und sei es nur, um sich gegenseitig kennenzulernen. Wie gesagt, gehe ich ja auch in die Klassen rein, so dass ich den Schülerinnen und Schülern vertraut bin und Berührungsängste abgebaut werden können.
Svenja Carstensen unterstützt die Schülerinnen und Schüler der Ferdinand-Tönnies-Schule bei ihrer Berufswahl
Wo sehen Sie die größten Schwierigkeiten für die Jugendlichen bei der Berufsorientierung?
Meiner Meinung nach besteht für die Jugendlichen die größte Herausforderung darin, innerhalb der vielfältigen Möglichkeiten eine persönliche Auswahl zu treffen. Mit jedem weiteren Schulabschluss und jeder weiteren Qualifizierung eröffnen sich weitere Chancen und stellen einen vor Entscheidungen, von denen man sich leicht erschlagen fühlen kann. Ich sehe meine Aufgabe darin, ihnen zu helfen, das Angebot zu ordnen. Außerdem glaube ich, dass es wichtig ist, dass wir als Berufsberater, aber auch als Lehrer und Eltern den Jugendlichen bewusst machen, dass das Treffen einer Entscheidung zwar wichtig ist, aber nicht unumstößlich ist. Lebensläufe sind mittlerweile so vielfältig geworden, und eine zweite Ausbildung oder ein Richtungswechsel sind nicht ungewöhnlich. Das Wichtigste ist es doch, in einem ersten Schritt zunächst einmal eine Ausbildung zu finden, die zum jetzigen Zeitpunkt passt.
Zahlen zeigen, dass die meisten ESA- und MSA-Abgänger lieber zunächst noch im Schulsystem bleiben möchten.
Das deckt sich auch mit meiner Wahrnehmung, und daran ist die allgemeine Verunsicherung durch die Pandemie vielleicht nicht ganz unschuldig. Aber ich versuche immer gerade die Jugendlichen, die es ohnehin schulisch schon schwer haben, zu ermutigen, über eine Ausbildung nachzudenken. Durch unsere Zusammenarbeit mit den Handwerks- und Handelskammern können wir auch auf die dortigen berufsorientierenden- und ausbildungsgebenden Projekte aufmerksam machen und somit alternative Möglichkeiten ins Spiel bringen.
Bald findet die Berufsorientierungsmesse statt, auf der Sie auch zum ersten Mal vertreten sein werden. Was planen Sie für die Messe?
Ich möchte meinen Fokus auf den persönlichen Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern legen und würde mich sehr freuen, auch mit den begleitenden Eltern ins Gespräch zu kommen. Eltern sind in meinen Augen sehr wichtige Vorbilder und können eine enorme Stütze beim Thema Berufsorientierung sein, schließlich kennen sie ihre Kinder am besten. Übrigens habe ich auch tolle Ausbildungsangebote der Bundesagentur für Arbeit im Messegepäck, die man auch ohne Abitur absolvieren kann. Vorbeischauen lohnt sich also doppelt!
Was würden Sie sich generell für die Arbeit der Bundesagentur an Schulen wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass die Zeit, die ich als Berufsberaterin an der FTS verbringen darf, jeder Schule zur Verfügung stehen würde. Das Thema berufliche Orientierung an Schulen ist so wichtig, und es ist schade, dass es aus unterschiedlichen Gründen nicht so besetzt werden kann, wie es eigentlich notwendig ist.
Mehr zur Ferdinand-Tönnies-Schule: Das Schulleitungsteam über Berufsorientierung und Schulen im Wandel
TEXT Anja Nacken
FOTO Sophie Blady