Wie wird man eigentlich… Hundegroomerin?

Wie wird man eigentlich… Hundegroomerin?

Hund müsste man sein: den ganzen Tag rumliegen, schlafen, sich streicheln lassen und darauf warten, dass Herrchen oder Frauchen einem das Essen servieren. Um als Hund auch noch gut auszusehen, geht es natürlich regelmäßig zum Friseur. Denn Haar- und Körperpflege gibt es schon längst nicht mehr nur für Menschen, sondern auch für die Vierbeiner. Und damit der neue Haarschnitt am Ende auch richtig chic aussieht, übernehmen sogenannte Hundegroomer – also Hundefriseure – diesen Job. Wie man das wird, hat uns Hundegroomerin Ashley Adair-Erichsen erzählt, die ihren eigenen Salon in Barkelsby betreibt.

Kannst du uns deinen Werdegang zur Hundegroomerin schildern?

Ich habe 2005 eine Ausbildung zur Tierarzthelferin begonnen und 2008 abgeschlossen. Während des zweiten Lehrjahres habe ich schon angefangen, einer Kollegin im Hundesalon zu helfen. Eine Fortbildung kam dann 2012. Zu dieser Zeit hatten meine Mutter und ich überlegt, ob wir uns nicht mit einem eigenen Salon selbständig machen wollen. Das haben wir dann auch getan, und seit vier Jahren gehört der Salon nun mir.

War es immer dein Traum, etwas mit Tieren zu machen?

Ja. Es ist einfach faszinierend, mit ihnen zu arbeiten. Der Wunsch kam vielleicht daher, dass ich mit Tieren aufgewachsen bin. Mein Großvater hatte zwei Schäferhunde, wir hatten Katzen, Kaninchen, Hühner, Tauben und zwei Ponys. Zuerst wollte ich daher Pferdewirtin werden, aber das hat nicht so recht funktioniert, wegen der fehlenden Körpergröße und weil der Job körperlich sehr fordernd ist. Daher entschied ich mich dazu, Tierarzthelferin zu werden, und kam dadurch zum Beruf der Hundefriseurin.

Was gefällt dir besonders an deinem Beruf?

Dieses ‘Vorher-Nachher’ gefällt mir. Da kann man richtig sehen, wie anders manche Hunde aussehen. Bei vielen Hunden habe ich wirklich das Gefühl, dass es ihnen gut tut, wenn sie beispielsweise geschert werden – insbesondere im Sommer. Es ist auch schön, Menschen bei der Pflege helfen zu können. Zum Beispiel wenn ältere Herrchen und Frauchen das nicht mehr schaffen.

Wie lange brauchst du, um einen Hund zu frisieren?

Etwa eine Stunde. Wenn Hunde für eine Ausstellung vorbereitet werden müssen, würde das zwei bis drei Stunden dauern – aber das mache ich nicht, denn ich finde, dass das nicht artgerecht ist.

Was muss man mitbringen, wenn man diesen Beruf ausüben will?

Wichtig ist, dass man Respekt vor den Hunden hat, aber keine Angst. Auch Kundenfreundlichkeit ist wichtig. Es wäre wirklich von Vorteil, wenn man Erfahrungen vorweisen kann. Durch meine Ausbildung in der Tiermedizin fallen mir oft Dinge an den Hunden auf, bei denen ich empfehle, einmal einen Tierarzt zu Rate zu ziehen.
Aber da der Beruf nicht anerkannt ist, gibt es auch keine anerkannte Ausbildung. Im Grunde kann jeder Hundegroomer werden. Manche Salons bieten beispielsweise einen zweiwöchigen Kurs an. Da frage ich mich, wie das funktionieren soll? Es gibt so viele Rassen, Fellstrukturen und Schnitte. Das lernt man nicht in zwei Wochen.

Deshalb hast du auch eine eigene Auszubildende?

Ja, aber natürlich ist diese Ausbildung ganz individuell, da sie ja nicht gesetzlich geregelt ist. Die Länge der Ausbildung mache ich davon abhängig, wie schnell die Auszubildende lernt. Sie kommt auch nicht regelmäßig, sondern nach Absprache. Während der Ausbildung gebe ich auch mein medizinisches Wissen weiter, damit sie ein Auge dafür entwickelt. Manchmal erlauben auch Kunden, dass sie ihre Hunde frisiert – dafür müssen diese dann nichts bezahlen. Ich schaue ihr aber immer über die Schulter. Die Ausbildung muss allerdings bezahlt werden.

Worauf achtest du, wenn sich jemand bei dir bewirbt?

Ich möchte gerne zunächst sehen, wie man mit dem Hund den Kunden umgeht. Wichtig ist auch, dass man Nein sagen kann, wenn Kunden einen dazu drängen wollen, Termine wahrzunehmen, für die man eigentlich keine Zeit hat. Aber auf so etwas wie Schulabschlüsse achte ich nicht.

Muss man körperlich fit sein?

Ja, der Job als Hundegroomerin ist anstrengend. Man muss den ganzen Tag stehen und den Hund mitunter festhalten. Das belastet vor allem den Rücken.

Ist der Job denn krisensicher?

Ich vergebe schon Termine für nächstes Jahr, und die Dezembertermine sind bereits alle vergeben.
Aber als Hundegroomerin ist man auch meistens selbständig. Wenn man also krank ist, muss man wieder alles aufholen. Manche Kunden haben kein Verständnis dafür, wenn man ausfällt. Manchmal denke ich mir schon, dass es schön wäre, wenn man einfach nur angestellt wäre.

Du bist ja nicht nur Hundegroomerin, sondern singst auch einer Band. Würdest du denn deinen Job aufgeben, wenn du richtig groß raus kommst?

Nein. Vielleicht würde ich mir aber nur noch meine Lieblingshunde rauspicken und mit ihnen weitermachen. Gerade zu Corona-Zeiten bin ich echt froh, keine Berufsmusikerin zu sein. An meiner Freundin, die Pianistin ist, sehe ich, wie schwer es zur Zeit ist. Da bin ich froh, dass ich meinen Salon habe. So konnte ich auch im Lockdown weiterarbeiten.

Lässt sich dein Hobby denn gut mit dem Beruf vereinbaren?

Es lässt sich organisieren. Die Proben sind am Wochenende oder abends. Die Auftritte meist am Wochenende. Natürlich muss ich dann auch mal einen Termin verschieben. Meine Musik ist aber ein schöner Ausgleich zum Beruf und zur Familie.

TEXT Juliane Urban
FOTO Sophie Blady