Lottaleben in Gettorf

Lottaleben in Gettorf

Blonder Pagenschnitt, frecher Pony und jeansblaue Latzhose – so kennen Kinozuschauer die 13-jährige Gettorferin Meggy Hussong aus dem Film „Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!“, der 2019 in die Kinos kam. Dort schlüpfte die zarte Achtklässlerin in die Hauptrolle der Lotta Petermann, die mit ihrer Schildkröte Heesters, ihrer Blockflöte und den Blödbrüdern Jakob und Simon eigentlich ein ganz normales Leben führt. Zum Interview mit ME2BE trägt Meggy ihre dunklen Haare lang und mit einer Spange am Hinterkopf zusammengebunden. Sie sitzt entspannt auf einem rostroten Plüschsofa am Esstisch, im offenen Wohnzimmer flackert das Feuer im Ofen. Eigentlich sollte die junge Gettorferin schon längst wieder für den zweiten Lotta-Teil vor der Kamera stehen, doch in der Corona-Pandemie geht es auch in Meggys Leben etwas ruhiger zu.

Das Mädchen Lotta ist frech und abenteuerlustig. Wie ist das echte Leben von Meggy in Corona-Zeiten?

Die meisten meiner Hobbys kann ich gerade nicht ausüben. Ich kenne das gar nicht, die ganze Woche zu Hause zu sein, weil ich sonst fast an jedem Tag in der Theater-AG, Musical-Gruppe, beim Handball-Training oder bei den Pfadfindern bin. Mit der Musicalschule Stage up verabreden wir uns über Zoom und üben verstärkt Filmschauspiel oder Tanz. Alle engagieren sich, dass es weitergeht. Aber ich glaube, mein Zimmer war noch nie so aufgeräumt wie jetzt.

Wie viel Lotta steckt eigentlich in dir?

Ich bin schon abenteuerlustig und harmoniebedürftig. Das ist Lotta ja auf jeden Fall. Als Kind hatte ich auch mit zwei Freunden aus der Nachbarschaft eine Bande. Wir haben uns in der Siedlung ein Versteck in einem Busch gebaut, den wir von innen ausgehöhlt haben. Eine Buschburg sozusagen. Mit den Freunden treffe ich mich immer noch, aber nicht mehr in der Buschburg.

Einmal mussten wir gefrorenen Rosenkohl in den Mund nehmen, damit der warme Atem in der Kälte nicht so zu sehen war.

Du führst mit deinen zwei Geschwistern und deinen Eltern ähnlich wie Lotta ein ganz normales Leben. Wie kamst du zur Schauspielerei?

Ich bin schon jahrelang in Gettorf im Kirchenchor und an der Schule in der Theater-AG aktiv. In Kiel besuche ich die Musicalschule Stage up, und darüber kommen ab und zu Ausschreibungen oder Anfragen. So hatte ich mich für einen Kinofilm beworben, für den ich zwar nicht ausgewählt, aber in eine Kartei aufgenommen wurde. Als die Lotta-Crew dann die Fühler ausgestreckte, wurde ich zu einem Casting nach Berlin eingeladen. Auch da bekam ich eine Absage und war natürlich sehr enttäuscht. Als Mama überraschend anrief und fragte, ob wir spontan nach Hamburg kommen könnten, weil ich mich doch nochmal vorstellen sollte, war das Thema für mich eigentlich schon abgehakt. Wir sind nach Hamburg gefahren, hatten ein supercooles Casting, und kurz danach kam die Zusage.

Interview mit Schauspielerin Meggy Hussong
Wie lief das Casting ab?

In Berlin wurden alle, die eingeladen waren, gemeinsam in einem Wartezimmer begrüßt. Dann gab es für uns Texte aus dem Drehbuch, die wir lernen und mit einem Partner zusammen und alleine als kleine Szenen spielen sollten. Das war einmal mit der Berenike aus dem Lotta-Film vor Lottas Zuhause und die Anfangsszene, in der Lotta mit der Kamera durchs ganze Haus läuft.

Das war bestimmt nicht einfach…

Bei den Dreharbeiten gab es eine Vorbereitung, bei der wir die Wege durch das Haus abgegangen sind und geübt haben, wie ich am besten über die Schildkröte Heesters stolpere. Ein Stunt-Koordinator am Set hat das mit mir auf einer Matte geübt. Der Sturz wurde dann aus nicht so großer Höhe ohne Matte gefilmt.

Was gefällt dir an der Schauspielerei?

Ich kann immer wieder komplett verschiedene Rollen spielen. Mal bin ich in einem Theaterstück jemand Böses und total hinterhältig und dann wieder eine schüchterne Schülerin, das gefällt mir!

In dem Lotta-Film spielt Popsänger Lukas Rieger einen Star, der von den Mädchen angehimmelt wird. Fühlst du dich nach deiner ersten Hauptrolle in einem Kinofilm auch manchmal so?

Nein, nein. In Gettorf kannten mich schon vorher viele. Durch Lotta sind es natürlich noch mehr geworden. Wenn ich in einen Laden gehe, höre ich manchmal: Ach, du bist doch die Meggy! Die, die auch in dem Kinofilm mitgespielt hat! Mit meinen Freunden und Nachbarn hat sich nicht viel verändert.

Was waren deine größten Herausforderungen während der Dreharbeiten?

Die ganze Filmwelt kennenzulernen, war besonders aufregend. Manchmal hat es geregnet und war wirklich kalt, zum Beispiel in der Szene, in der die Glämmer-Girls im Bikini am Pool sitzen. Sobald die Kameras aus waren, kam das gesamte Team mit Wärmflaschen und Decken angelaufen. Im Film erkennt man in einer Kameraeinstellung von Berenike sogar noch den Abdruck. Und einmal mussten wir gefrorenen Rosenkohl in den Mund nehmen, damit der warme Atem in der Kälte nicht so zu sehen war. Man kann schon sehr, sehr viel tricksen.

Mein Lotta Leben
Was würdest du Kindern raten, die denselben Berufswunsch haben wie du?

Wenn man Spaß an der Schauspielerei hat, sollte man sich umsehen, ob etwas in der Nähe angeboten wird. Zum Beispiel in der Schule. Außerdem würde ich nicht gleich aufgeben, wenn es bei einem Casting nicht klappt. Irgendwann findet man vielleicht den richtigen Film oder die richtige Rolle, die zu einem passt.

Welche Möglichkeiten bietet Gettorf jungen Leuten mit großen Plänen?

Gettorf ist klein genug, um alles mit dem Fahrrad zu erreichen und groß genug um sich viele Wünsche zu erfüllen: Es gibt Lebensmittelgeschäfte, Schulen, einen Tierpark, Sportcenter, ein Vereinsheim, Turnhallen und vieles mehr. Auch die Kirchengemeinde bei uns ist sehr engagiert und bietet jungen Leuten viele Möglichkeiten. Ein großer Vorteil von Gettorf ist für mich der Bahnhof mit einer guten Verbindung nach Kiel.

TEXT Nadine Schättler
FOTO © Wild Bunch Germany 2019, privat