Interview mit Christoph Schwarz und Kai Rautenberg, den Geschäftsführern von SHISHA Brand
Woher kennt ihr beiden euch?
Christoph: Wir kennen uns von der Straße. Dort haben wir uns beim Inlineskaten kennengelernt. Kai: Das darf man heute sicher keinem mehr erzählen, dass man Inlineskating gemacht hat. Christoph: Es war ja auch eher Stunt-Skaten. Wir sind nicht der Fitness wegen geskatet, sondern fuhren durch Half-Pipes, Bordsteine und Treppen runter. Da haben wir uns kennen gelernt, aber was uns eigentlich verbunden hat, war die Leidenschaft für das Kitesurfen.
Wie kommen zwei Kieler Surfer auf die großartige Idee, ein Modelabel zu gründen?
Kai: Wir hatten selber Bock auf geile Hoodies. Zu der Zeit gab es aber nur Hoodies aus den USA, die megaweit geschnitten waren. Da wir selbst nicht gerade zu den Muskelpaketen gehören, wünschten wir uns etwas Schlank-Geschnittenes. Es sollte aber trotzdem sportlich und bequem sein. Christoph: Damals lebten Kai und ich in einer WG. Unser dritter Mitbewohner, der das Label mitgegründet hat, heute aber nicht mehr Teil der Firma ist, hat von seiner Reise nach Ägypten viele Shishas mitgebracht. Er hatte ständig mindestens eine davon zur Hand, was ihm schließlich den Namen Shisha-
Daddy einbrachte. Zu einer WG-Party haben wir ihm ein T-Shirt mit dem Aufdruck Shisha-Dude besorgt. So sind wir auch zu unserem Namen gekommen, denn von da an waren wir drei die Shisha-Dudes.
War das der Startschuss zur Gründung?
Christoph: Es war die Initialzündung des Ganzen. Nach der WG-Aktion haben wir weitere Shirts angefertigt. Es wurde uns aber schnell langweilig, nur T-Shirts bedrucken zu lassen. Kai: Erst als wir einen Produzenten in Portugal fanden, der Waren nach unseren Vorstellungen machen konnte, versuchten wir uns an dem ersten Hoodie. Christoph: Er war in der Passform Slim Fit und seine Qualität war sehr gut. So gut, dass viele Freunde auch so einen Hoodie haben wollten. Der große Zuspruch veranlasste uns schließlich, ein paar der Sachen in einen Kieler Surfladen zu geben, der sie zu unserem Erstaunen echt gut verkauft hat. Da haben wir gemerkt, Mensch, irgendwie scheint es zu funktionieren, das könnte man auch weiterentwickeln.
Ihr wart noch im Studium, als ihr 2004 SHISHA gegründet habt. Was habt ihr studiert? Kai: Ich habe Internet Science and Technology an der FH Kiel studiert. Christoph: Ich habe zunächst eine Ausbildung zum Werbetechniker gemacht. Danach habe ich Produktdesign an der Muthesius Kunsthochschule studiert.
Weder das eine noch das andere hat auf den ersten Blick viel mit Mode gemein, oder?
Kai: Eigentlich können wir vieles aus dem Studium einbringen. Man glaubt gar nicht, wie viel Software es braucht, um ein Klamottenlabel zu betreiben. Ich nutze mein Wissen beispielweise für den SHISHA-Onlineshop. Christoph übernimmt auf der andern Seite die Grafik- und Designarbeiten. Durch seine Ausbildung hat er zudem viel Ahnung vom Messebau. Das kommt uns sehr zugute, denn wir sind auf vielen Modemessen vertreten. Wir können vieles, wofür andere großes Geld ausgeben, selber machen. Und das nach unseren eigenen Vorstellungen. Diese Kostenfaktoren können für ein junges Unternehmen tödlich sein. Ich glaube, das ist mit ein Grund dafür, warum es uns noch gibt.
Was ist das Besondere an euren Sachen?
Christoph: Wir haben bei den Materialien und der Verarbeitung einen hohen Qualitätsanspruch. Gute Qualität ist praktisch unser Markenzeichen geworden. Kai: Wir achten auch darauf, dass die Kleidung fair produziert wird. Daher befinden sich unsere Produktionsstätten zu 100% in Europa.
Was inspiriert euch zu den Designs?
Christoph: Viel Inspiration beziehen wir aus unserem Umfeld. Wir kommen aus Kiel und fühlen uns dem Norden sehr verbunden. Wir genießen es, oft draußen zu sein und häufig aufs Wasser zu kommen und trotzdem urban zu leben. Wir reisen gerne und verbringen, sofern es die Arbeit zulässt, ein oder zwei Monate in Australien oder Südafrika, um dort zu surfen. Auf der anderen Seite sind wir auch viel in Städten wie Berlin, München oder Kopenhagen unterwegs, besuchen Messen und schauen uns um, was in der Branche gerade up to date ist. Unser Lebensstil spiegelt sich dann in unseren Designs wieder. Der Stil ist eine Mischung aus sportlicher Mode, die eher reduziert und trotzdem am Puls der Zeit ist. Eigentlich machen wir Mode für uns selbst. Kai: Wir machen in erster Linie Sachen, auf die wir selbst Bock haben. Dabei versuchen wir nicht, etwas zu schaffen, was beispielsweise in Berlin oder anderen Großstädten gut ankommen könnte. Komischerweise wird SHISHA gerade in Berlin gut verkauft. Auch im Ausland haben wir treue Kunden. Irgendwie scheinen wir mit unserem Geschmack richtig zu liegen.
Aus den SHISHA-Dudes ist inzwischen ein kleines Mode-Imperium gewachsen. Ihr habt 14 feste Mitarbeiter, einen Flagshipstore im Hamburger Schanzenviertel und eure Kleidung gibt es online und in 120 Geschäften zu kaufen. Was steht als Nächstes an?
Kai: In den vergangenen Jahren hat sich die Branche stetig gewandelt. Große Modeketten wie H&M oder Primark können ihre Produkte viel günstiger anbieten. Wir haben uns bewusst diesem Trend entgegengestellt und setzen auf bessere Qualität. Wobei Kunden auch immer mehr dazu tendieren, ähnlich viel Geld in die Hand zu nehmen, aber mehr dafür zu bekommen. Christoph: Nach inzwischen über 10 Jahren auf dem Markt haben wir die Marke gut positioniert. Das Team ist wirklich top eingespielt. Wir haben uns vor Kurzem von fast allen externen Handelsvertretern getrennt und bauen den eigenen Vertrieb weiter aus. Viele schätzen den persönlichen Kontakt zu uns und auf diesen Service setzen wir stark. SHISHA gibt es inzwischen auch in England und Österreich, in Dänemark sind wir auch sehr aktiv. Seit einem Jahr beliefern wir zudem die Benelux-Länder und die Schweiz. Eine Handelskette in Moskau und ein Store in Tel Aviv verkauft auch unsere Kleidung. Wir sind derzeit am Überlegen, ob wir weitere Länder dazunehmen.
Letzte Frage: Was machen Sportbegeisterte wie ihr beiden im Winter?
Christoph: Teilweise sind wir auch in diesem Winter Kiten gegangen. Um Weihnachten rum war ich zum Beispiel auch im Wasser. Die Neoprenanzüge sind inzwischen sehr gut geworden und der Winter war ja auch recht mild. Kai: Oder so viel wie möglich weg sein. Ich war für zwei Monate in Kapstadt und Christoph für einen Monat in Australien. Wenn die Kollektionen durch sind, wird es etwas ruhiger bei uns und wir können für einige Zeit vereisen. Christoph: Ansonsten gehen wir skaten oder feiern.
Übrigens: SHISHA bildet auch aus! Zum August werden noch zwei Mediengestalter, einer im Digital- und einer im Printbereich, gesucht. Bewerbt euch einfach unter info@shishabrand.com.
Text Katharina Grzeca
Foto Sebastian Weimar