Ein wesentlicher Grundstein für die Aufnahme einer beruflichen Ausbildung ist der Erste allgemeinbildende Schulabschluss.
Für die meisten Berufsausbildungen ist der Erste allgemeinbildende Schulabschluss (früher Hauptschulabschluss) die Mindestvoraussetzung. Somit ist er ein wesentlicher Grundstein für die Aufnahme einer beruflichen Ausbildung. Wer keinen Abschluss geschafft hat, dem bleiben aber mehrere Möglichkeiten, sich auf eine Ausbildung vorzubereiten oder einen Schulabschluss nachzuholen. Jugendliche, die trotz Schulabschluss keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, bekommen ebenso die Möglichkeit, sich an berufsbildenden Schulen und Maßnahmen auf eine spätere Berufstätigkeit vorzubereiten.
Berufseingangsklasse
In Berufseingangsklassen werden berufsschulpflichtige Jugendliche aufgenommen, die sich nach dem Verlassen einer allgemeinbildenden Schule in keinem weiteren (Aus-)Bildungsgang oder keiner anderen Bildungsmaßnahme befinden. Ziel ist es, diese Jugendlichen in einem Jahr auf einen Übergang in eine Ausbildung oder eine andere Bildungsmaßnahme vorzubereiten. Vorrangig werden die Kenntnisse in den Fächern Mathematik, Englisch und Deutsch gestärkt. Zusätzlich werden Betriebspraktika durchgeführt. Berufseingangsklassen bieten durch zusätzlichen Unterricht die Möglichkeit, einen Ersten allgemeinbildenden oder einen gleichwertigen Schulabschluss zu erwerben. Während der kooperativen Form dieser Maßnahme findet an zwei Tagen der Woche berufsvorbereitender Unterricht an den Berufsschulen statt. Die übrigen drei Tage besuchen die Schülerinnen und Schüler einen Betrieb, um erste Erfahrungen in der Arbeitspraxis zu sammeln. Teilnehmer/-innen müssen die allgemeinbildende Schule für mindestens neun Jahre besucht haben und noch berufsschulpflichtig sein, keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, keine weiterführende Schule und keine andere ausbildungsvorbereitende Maßnahme besuchen.
Ausbildungsvorbereitendes Jahr (AVJ)
Wie Berufseingangsklassen hat auch das Ausbildungsvorbereitende Jahr das Ziel, bei der beruflichen Orientierung zu helfen, die Ausbildungsreife zu fördern und den Einstieg in das Berufsleben zu erleichtern. Auch hier kann der Erste allgemeinbildende Schulabschluss durch zusätzlichen Unterricht nachgeholt werden. In dieser einjährigen Vollzeitmaßnahme werden neben den Hauptfächern auch berufsorientierte Kenntnisse und Fertigkeiten in Theorie und Praxis vermittelt. Das AVJ wird in verschiedenen Berufsfeldern angeboten und richtet sich nach den Möglichkeiten der beruflichen Schulen, die diese Maßnahme anbieten. Berufsfelder sind zum Beispiel Ernährung und Hauswirtschaft, Garten- und Landschaftsbau, Gesundheit, Service und Sicherheit, Technik und Wirtschaft sowie Verwaltung. Teilnehmen können Jugendliche, die nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule keinen Schulabschluss erreichen konnten und auch keinen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz gefunden haben.
Berufsgrundbildungsjahr (BGJ)
Im Berufsgrundbildungsjahr werden an beruflichen Schulen allgemeine, fachtheoretische und fachpraktische Inhalte vermittelt, die eine berufliche Grundbildung vermitteln sollen. Der Unterricht umfasst einen allgemeinen Bereich, in dem berufsübergreifende Fächer vermittelt werden, sowie einen berufsbezogenen Bereich, in dem ein bestimmtes Lernfeld vermittelt wird. Unterrichtet wird entweder in Vollzeit an einer beruflichen Schule oder im Wechsel mit einem Betrieb bei der dualen Variante. Der erfolgreiche Abschluss des BGJ kann als erstes Ausbildungsjahr auf eine nachfolgende Berufsausbildung angerechnet werden. Wenn man bei Eintritt in das Berufsgrundbildungsjahr noch keinen Ersten allgemeinbildenden Schulabschluss besitzt, kann bei erfolgreichem Besuch ein gleichwertiger Schulabschluss erworben werden.
Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BVB)
Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen setzen sich aus einer Vielzahl von Förderprogrammen der Agentur für Arbeit zusammen. Ihr Hauptziel ist, Orientierungshilfen bei der Berufswahl zu bieten, die Aufnahme einer Erstausbildung zu unterstützen oder eine berufliche Wiedereingliederung zu ermöglichen. Dabei richten sich die differenzierten Maßnahmen nach dem individuellen Förderbedarf. Teilnehmen können Jugendliche, die ihre Schulpflicht erfüllt haben, aber noch keinen Ausbildungsplatz gefunden oder diesen wieder verloren haben. Auch junge Menschen mit einer Behinderung oder mit Migrationshintergrund finden hier passende Hilfsangebote. Neben allgemeinen Inhalten werden auch fachspezifische Qualifikationen vermittelt.
Berufsfachschule
Berufsfachschulen vermitteln in Vollzeitunterricht eine berufliche Grundbildung und ermöglichen unter bestimmten Voraussetzungen den Erwerb eines Mittleren Schulabschlusses. Aufnahmevoraussetzung ist der Erste allgemeine Schulabschluss, in einigen Fällen der Mittlere Schulabschluss. Es gibt drei verschiedene Typen von Berufsfachschulen:
• Typ I vermittelt in zwei Jahren eine berufliche Grundbildung und einen Abschluss, der dem Mittleren Abschluss gleichwertig ist. Angeboten werden die Fachrichtungen Nahrung und Gastronomie, Gesundheit und Ernährung, Technik und Wirtschaft.
• Typ II bereitet in drei Jahren auf einen Abschluss in dem Beruf Holzbildhauerin/Holzbildhauer vor. Die Abschlussprüfung wird vor der Handwerkskammer Flensburg abgelegt. Der Schulabschluss schließt unter bestimmten Voraussetzungen den Mittleren Schulabschluss ein.
• Typ III vermittelt in zwei oder drei Jahren eine staatlich anerkannte Berufsausbildung, die nur in Schulen erworben werden kann. Angeboten werden die Fachrichtungen Chemie, Datenverarbeitung (Bauwesen), Elektronik und Datentechnik, Fotodesign, Gestaltungstechnik, Informatik, Mathematik, Pharmazie, Physik, Schiffsbetriebstechnik, Sozialpädagogik, Sozialwesen, Sport sowie Wirtschaft. Aufnahmevoraussetzung ist in der Fachrichtung Sozialwesen der Erste allgemeinbildende Schulabschluss, in den übrigen Fachrichtungen der Mittlere Schulabschluss. Der Schulabschluss in der Fachrichtung Sozialwesen schließt unter bestimmten Voraussetzungen den mittleren Schulabschluss ein. In der Fachrichtung Wirtschaft schließt das Abschlusszeugnis die Fachhochschulreife ein, in anderen Fachrichtungen kann sie erworben werden.
TEXT Katharina Grezca
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