In den meisten amerikanischen Serien ist der Quarterback der Liebling der Schule und geht mit einer Cheerleaderin. Große Ausnahme: O.C. California. Da sind es die Wasserballspieler, die die Schwächlinge der Schule aufmischen und mit den schönsten Mädchen ihre Zeit verbringen. Dabei ist der Sport eigentlich eine englische Erfindung und eher in Europa verbreitet als in den USA.
In Deutschland wird wenig erfolgreicher Wasserball gespielt. Das liegt vor allem daran, dass es kaum Profispieler gibt, somit das Sponsoring fehlt und so wiederum die Trainingsqualität beeinflusst wird. Ein Kreislauf. Den TSV Uetersen schert das aber nicht. Sie haben seit den 1970er-Jahren eine Wasserballmannschaft, die in der Jürgen-Frenzel-Schwimmhalle in Uetersen trainiert. Zwar nehmen sie derzeit in der Form nicht mehr bei Punktspielen teil, aber das Training lassen sie nicht ausfallen. Die Gruppe besteht aus etwa 13 Spielern, wenn alle da sind, im Alter von 20 bis 58 Jahren. Wasserballwart Lutz Hoffmann gehört zwar schon zu den Älteren im Team, hat aber dafür sehr viel Erfahrung. Er bedauert, dass die Jugendarbeit eher mau ist. „Das ist ein toller Sport. Schnell, kämpferisch und eben ein Mannschaftssport. Wer also gerne mitmachen möchte, meldet sich am besten direkt bei mir. Nachwuchs brauchen wir dringend“, sagt er.
Auch die beiden Jüngsten im Team, Malte Schölermann (20) und Felix Leon Winkler (20) sind dem Sport gänzlich verfallen. Malte spielte vorher schon zehn Jahre Handball, ein Vorteil, da die Regeln vergleichbar sind. „Ich bin auch schon immer geschwommen und vor drei oder vier Jahren bin ich mit meinem Papa zu einem Turnier gefahren. Der spielt eben auch schon lange Wasserball. Da wurde ich infiziert“, sagt er und lacht. Ihn begeistere die Reaktionsschnelligkeit, die man beim Wasserball haben muss. Außerdem konnte er krankheitsbedingt kein Handball mehr spielen, da bot sich der Wechsel an. Neben dem Training in Uetersen spielt er auch für den SV Poseidon Hamburg und für die Meldorf Seals.
Felix Leon ist auch schon immer geschwommen, hat auch an Wettkämpfen teilgenommen. Er ist bereits fünf Jahre dabei und vor zwei Jahren von der Jugend zu den Herren aufgestiegen. „Ich mag die Schnelligkeit und das Spielen im Team. Beim Schwimmen habe ich immer alleine gekämpft, jetzt sind wir eine Mannschaft. Wir fahren zwar nur zu Turnieren und nehmen nicht mehr am Punktspiel teil, aber ich komme von dem Sport auch nicht mehr los“, sagt er. Stellt sich noch die Frage nach der Anerkennung im Freundeskreis. „Unsere Freunde finden das schon toll, vor allem weil die meisten gerade mal schwimmen können. Und wir müssen natürlich eine große Ausdauer haben“, erzählt Felix Leon.
Und neben den guten Schwimmfähigkeiten gibt es noch eine weitere Schwierigkeit. Man darf den Ball nur mit einer Hand aufnehmen und halten. Würde es sich dabei um einen Handball handeln, wäre das sicher nicht so kompliziert. Doch trotz der angerauten Struktur der Oberfläche ist es für einen ungeübten Spieler sehr schwer, den Ball zu halten. Benutzt man die zweite Hand, ist das ein Foul, und die gegnerische Mannschaft erhält einen Freistoß. Das gleiche gilt für Festhalten und Untertauchen. „Das meiste passiert aber unter Wasser. Da wird getreten, gezogen und gedrängelt, was das Zeug hält. Hauptsache, der Schiri sieht das nicht, denn die Regeln sind hart. Man darf auch nicht mit den Füßen auf den Boden kommen. Also ein absoluter Kraftakt, sich während des ganzen Spiels über Wasser zu halten und auch noch zu spielen“, erklärt Hoffmann. Das sogenannte Wassertreten hilft zudem ungemein. Das erlaubt den Spielern, aber vor allem dem Torhüter bei einem erwarteten Torschuss, aus dem Wasser zu schnellen, meist bis zum Bauchnabel und noch höher.
Text & Fotos Kim Schöffler