Am Städtischen Krankenhaus Kiel lernt man alle Stationen des Lebens kennen
Das Bildungszentrum im Städtischen Krankenhaus Kiel bietet Interessenten aus ganz Schleswig-Holstein vielfältige Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten – und das seit über 20 Jahren. Seit einem Jahr steht den Nachwuchskräften und dem Lehrerkollegium ein ganz neues Gebäude zur Verfügung. Die Räume sind hell und freundlich. Und öffnet man die Tür zu einem der Seminarräume, merkt man schnell: Die Unterrichtsatmosphäre ist an-geregt, gleichermaßen aber auch entspannt und harmonisch. „Dass man sich wohlfühlt, ist ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Ausbildung“, sagt Britta Schmidt, Leiterin des Bildungszentrums.
Gesundheits- und Krankenpflege, 2. Ausbildungsjahr
In der heutigen Unterrichtsstunde wird ein sensibles Thema diskutiert: Schwangerschaftsabbrüche. Die junge Dozentin kommuniziert auf einer sehr vertrauten Ebene mit den Schülern und lässt persönliche Erfahrungen aus ihrer eigenen Ausbildung mit einfließen. Gerade im Vergleich mit der vorangegangenen Schulzeit gestaltet sich der Unterricht hier besonders interaktiv. Jeder hat eine Meinung, jeder hat konkrete Fragen! Ähnlich verhält es sich auch ein Klassenzimmer weiter.
Gesundheits- und Krankenpflege, 1. Ausbildungsjahr
Das Thema heute: ein Pflegeplan für ältere Patienten. Denn auch für diese Ausbildung gilt: „Unsere Nachwuchskräfte sollen lernen, Patienten aller Altersgruppen versorgen zu können. Das ist unser Ziel – auch im Bereich Gesundheits- und Kinderkrankenpflege“, erklärt Britta Schmidt. Dreierlei fällt uns auf: Der weibliche Nach-wuchs ist in der Überzahl; im Klassenraum verweilt man noch in „zivil“; und natürlich gibt es auch hier einen Klassenclown – und den nehmen wir für weitere Auskünfte gleich mit. Denn schon zu Beginn unserer kleinen Werksführung offenbart sich eine der ersten Herausforderungen der Ausbildung, nämlich sich im Gebäude-komplex des Klinikums zurechtzufinden.
Interview mit Britta Schmidt, Leiterin des Bildungszentrums im Städtischen Krankenhaus Kiel
Die Diplompädagogin Britta Schmidt ist selbst gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin und hat mehr als 15 Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Dann allerdings entwickelte sich ihre Karriere verstärkt in Richtung der Lehrtätigkeit. Es folgte ein Studium der Erziehungswissenschaften. Seit mittlerweile zehn Jahren leitet Britta Schmidt das Bildungszentrum im Städtischen Krankenhaus.
Neben der leitenden Funktion unterrichten Sie auch noch selbst Kurse?
Da nicht viel Zeit dafür zur Verfügung steht, beschränke ich meine Unterrichtseinheiten auf die von mir präferierten berufspolitischen Themen, also die Haltung im Beruf, das Verhalten in Grenzsituationen und Selbstreflexion.
Welche „Pflichtabteilungen“ müssen während der Ausbildung durchlaufen werden?
Die zu absolvierenden Stationen sind gesetzlich geregelt. Feste Einsätze gibt es zum Beispiel in der Gynäkologie, der Kinderkrankenpflege oder in der Chirurgie. Denn es ist das Ziel der Ausbildung, Menschen jeder Altersstufe versorgen zu können.
Lässt sich das Bildungszentrum als Berufsschule im eigenen Betrieb interpretieren?
Ganz genau! Darüber hinaus gelten wir als „Berufsschule der besonderen Art“, denn wir sind nicht dem Kultusministerium, sondern dem Sozialministerium unterstellt. Die praktischen und theoretischen Einheiten werden bei uns zusätzlich aufgelockert durch spezielle Projekte, in denen sich die Schüler gegenseitig anleiten oder in denen wir Selbsterfahrungswerte stärken, indem wir zum Beispiel einen ganzen Tag im Rollstuhl verbringen, um einmal zu sehen wie man im Haushalt oder auch in der Stadt zurecht kommt.
Wie viele Ausbildungsplätze stehen zur Verfügung?
Insgesamt gibt es 100 Ausbildungsplätze. Jedes Jahr können 45 neue Ausbildungsplätze vergeben werden. Ausbildungsbeginn ist immer Anfang April. Doch es bieten sich auch vorab Möglichkeiten, in das Berufsfeld hineinzuschnuppern. Wer ein Praktikum absolviert ist auch immer dazu eingeladen, einen oder mehrere Tage am Schulunterricht teilzunehmen. Das wird viel und gerne genutzt. Und für uns sind wiederum die Rückmeldungen aus den jeweiligen Stationen, in denen die Praktikanten mitarbeiten, für einen späteren Ausbildungsplatz von Bedeutung!
Zum Gesundwerden gehört auch ein Lächeln
Es gibt den einen oder anderen Meilenstein auf unserem Lebensweg. Der erste – das ist klar – ist die Geburt. Ein weiterer ist mit Sicherheit der Beginn der beruflichen Laufbahn. Wohin diese Laufbahn genau führt, bleibt meist auch für denjenigen, der sie gerade beschreitet, spannend und verzweigt. Eine wichtige Etappe während der Ausbildung im Städtischen Krankenhaus ist der Dienst in der Geburtshilfe und in der Frühchenstation. Und wie passend: Diese Klinik hat die höchste Geburtenrate der Landeshaupt-stadt. Hier beginnen also viele Wege – ins Leben und in den Beruf!
Christian Krüger (20) hatte zuvor den Bundesfreiwilligendienst in einer Förderschule für körperlich und geistig behinderte Kinder absolviert. Dort hat sich sein Wunsch entwickelt, im Krankenhaus zu lernen und zu arbeiten. „Auf der Frühchenstation erleben wir immer wieder diese ‚kleinen großen’ Schicksale. Aber zum Einen wird man während der Ausbildung darauf vorbereitet, dass uns auch Kummer begegnet, zum Anderen ist es so, dass man sich während der Arbeit genau auf die Handgriffe konzentriert, die man gerade zu erledigen hat. Und wenn alles gut geht, dann empfindet man gemeinsam mit den Eltern Freude und auch ein bisschen Stolz, dass man etwas beitragen konnte.“ Seine Mitschülerin Maiken Behn (22) erinnert sich noch gut an ihren Geburtseinsatz: „Das war laut… Aber was für eine Erfahrung! Das vergisst man nie. Mein Einsatz hier auf der Frühchenstation endet übrigens bald. Ich wechsle zur Station PA4, also in die Kinderstation für Patienten zwischen 6 und 18 Jahren.“ Kim Frank (20) kümmert sich heute um einen kleinen Patienten, dem sie vor kurzem auch auf die Welt helfen durfte. Sie strahlt, während sie erzählt: „Ich habe mit dem iPad der Mutter gefilmt, wie sie das erste Mal mit ihrem Baby kuscheln durfte. Die Einsätze auf der Wöchnerinnenstation und der Intensivstation für Frühgeborene waren für mich eine besonders schöne und interessante Zeit. Aber es wird ja noch so viel kommen!“
Ich habe kein Problem mit meiner Rolle als Hahn im Korb. Obwohl ich zugeben muss, dass ich am Anfang der Ausbildung schon erschrocken war, dass da noch weniger männliche Vertreter waren als vermutet! Aber die Ausbildung ist derart vielseitig – und dass das eher ein Frauenberuf sein soll, beruht allein auf Vorurteilen.
Besonders nah am Menschen
Norman Groth (24) steht der nächste Meilenstein kurz bevor: die Abschlussprüfung. Als „Examensstation“ hat er sich für die Onkologie entschieden. „Hier ist man besonders nah am Menschen, denn wir begleiten Patienten durch außergewöhnlich schwierige Zeiten“, erklärt Norman. Den Schwerpunkt dieser Station bilden Leukämie-Erkrankungen. „Die notwendige Empathie sollte man mitbringen. Die professionelle Distanz und Nähe aber wird speziell geschult.“ Der Vorteil dieses Krankenhauses sieht Norman in der mittleren Größe der Einrichtung, die zudem eine Vielzahl an Fachbereichen vereint. „Die Ausbildung ist breit gefächert, aber die Wege – vor allem für die Patienten – sind kurz! Mit der Grundausbildung, die man hier erhält, stehen so viele Möglichkeiten offen – wie zum Beispiel ein Medizinstudium oder auch eine Weiterbildung wie etwa das Wundmanagement.“
Während der Ausbildung sind ‚Wunscheinsätze’ auf speziellen Stationen möglich. Bei mir war es die Anästhesie. Und auch für die Examensphase sucht man sich eine Station aus. Ich habe mich für die Onkologie entschieden, da man hier besonders nah am Menschen ist.
Trockenübungen im Demo-Raum
Einen Verband anlegen oder eine Wunde versorgen – auch das zählt zu den Handgriffen, die schon während der Ausbildungszeit und später im Berufsleben zum Alltag gehören. Doch bei aller hilfreichen Routine, die man sich mit der Zeit aneignet, darf doch nie außer Acht gelassen werden, dass man sich um Menschen kümmert. Daher ist es von großem Vorteil, diese Arbeitsschritte zunächst ausführlich im Demo-Raum üben zu können. Praxisanleiterin Silke Kröger kann den angehenden Gesundheits- und Kinderkrankenpflegern wertvolle Tipps geben und notwendige Korrekturen aufzeigen.
Städtisches Krankenhaus Kiel GmbH
Chemnitzstraße 33
24116 Kiel
Tel.: 0431 / 1697-0
info@krankenhaus-kiel.de
www.krankenhaus-kiel.de
Text Tina Denecken
Fotos Kristina Steigüber
Wir haben mit Britta Schmidt, Leitung für das Bildungszentrum des Städtischen Krankenhauses, über das reformierte Pflegeberufereformgesetz, ihre Haltung zum Beruf und dem Thema Ausbildung.
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