Gleich 22 junge Forscher haben es bei „Jugend forscht“ geschafft: Mit elf herausragenden Projekten wurden sie mit einem ersten Preis oder einem Sonderpreis ausgezeichnet und dürfen nun beim Landeswettbewerb in Kiel antreten. Dort werden sie ihre innovativen Ideen präsentieren und ihre Region würdig vertreten. Die Sieger kommen aus Bad Segeberg, Elmshorn, Halstenbek, Kiel, Norderstedt, Nortorf, Pinneberg und Uetersen.
Die ausgezeichneten Projekte und viele weitere, die keinen Preis erhalten haben, aber dennoch beeindruckten, entstanden im Rahmen des 60. Wettbewerbs von „Jugend forscht“ und „Jugend forscht junior“. Präsentiert wurden sie beim Regionalwettbewerb in Elmshorn. In diesem Jahr war das Interesse besonders groß, die Teilnehmerzahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um etwa 30 Prozent.
84 Schüler stellten ihre 43 Projekte im Audimax der NORDAKADEMIE Hochschule der Wirtschaft vor. Diese richtete den Wettbewerb bereits zum zwölften Mal in Folge aus, dieses Mal in gleichberechtigter Kooperation mit den Stadtwerken Elmshorn, die bereits 2024 dabei waren, und erstmals mit der VR Bank in Holstein.
Die Jury zeigte sich beeindruckt von den präsentierten Forschungsprojekten, die mit kreativen Lösungsansätzen und spannenden Experimenten bewiesen, dass Naturwissenschaft und Technik nicht nur anspruchsvoll, sondern auch faszinierend und unterhaltsam sein können.
Interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgen gespannt die Präsentationen der Schülerinnen und Schüler zu ihren innovativen Forschungsprojekten.
Zehnjähriges Jugend-forscht-Jubiläum
Gideon (17) ist einer der Schüler, die den MINT-Fächern viel abgewinnen können. „Farben im Takt – Beeinflussbarkeit oszillierender Reaktionen“ heißt das Projekt, mit dem er gemeinsam mit Aneele (17) einen Sieg in der Disziplin Chemie erzielte. Die Schüler der Hebbelschule in Kiel untersuchten chemische Reaktionen, die in regelmäßigen Abständen ihre Farbe ändern (oszillieren). Anhand der Briggs-Rauscher-Reaktion wird erforscht, wie äußere Einflüsse diese periodischen Schwankungen beeinflussen können, ohne direkt in die Chemie der Reaktion einzugreifen. Zudem wird die Kopplung zweier oszillierender Systeme getestet, um ihre Wechselwirkungen zu analysieren. Die Idee entstand aus der Faszination für Zeit und chemische Prozesse als natürliche Taktgeber.
Gideon und Aneele haben sich erfolgreich für den Landeswettbewerb qualifiziert. Für Gideon ist es ein besonderer Moment: Er nimmt bereits zum zehnten Mal am Regionalwettbewerb teil und hat schon mehrfach den Sprung in den Landeswettbewerb gemacht. „Ich habe es allerdings noch nie in den Bundeswettbewerb geschafft“, erzählt der Schüler. Seit der vierten Klasse ist Gideon Jugend-forscht-(junior)-Teilnehmer, meist in der Fachrichtung Chemie, aber auch in Biologie. Ein Beispiel für eines seiner früheren Projekte ist die Entwicklung von Kerzen mit farbig brennender Flamme, wie er berichtet.
Sein Interesse an den Naturwissenschaften wurde früh geweckt – nicht zuletzt durch seine Mutter Daniela Efler-Mikat, die als Lehrerin an der Hebbelschule arbeitet und dort die AG Naturwissenschaften leitet. Sie betreut zudem verschiedene Projekte, darunter auch seines. „Ich plane, Biochemie zu studieren. Das sind die beiden Fachbereiche, die mich am meisten interessieren“, sagt Gideon.
Digitale Kinderbücher für kleine Persönlichkeiten
Zu den Erstplatzierten gehören Maya Marie (18), Mia Tiara (19) und Samira (18) vom Berufsbildungszentrum (BBZ) Norderstedt. Die drei Schülerinnen besuchen den Leistungskurs Erziehungswissenschaft; ihr Projekt „Kinderbuch 4.0 – Digitale Kinderbücher für kleine Persönlichkeiten“ gehört in die Kategorie Arbeitswelt.
Das Projekt nutzt die visuelle Programmiersprache „Scratch“, um interaktive Geschichten zu entwickeln. Kinder können dabei nicht nur lesen, sondern aktiv mit der Erzählung interagieren und so eine spielerische Lernerfahrung machen. Gleichzeitig haben Eltern und Lehrkräfte die Möglichkeit, die Inhalte und Texte nach eigenen Wünschen anzupassen. Im Gegensatz zu traditionellen, statischen Büchern können die Inhalte auch an persönliche Vorlieben der Kinder angepasst werden. So entsteht eine kreative Verbindung zwischen digitaler Bildung und nachhaltiger Erziehung.
„Es hat ein Generationenwechsel von analogen zu digitalen Medien stattgefunden. Wir möchten, dass Kinder weiterhin Spaß am Lesen und Lernen haben und dabei neue Medien nutzen“, erklären die beiden, die das Projekt in Elmshorn präsentieren. Gefragt nach ihren beruflichen Wünschen, sagt Samira, dass sie eine Lehramtskarriere anstrebe, während Mia zunächst ein Jahr Erfahrungen sammeln möchte, um dann in die technische Richtung zu gehen.
Bilderkennung mit KI
Leonard (12) vom Wolfgang-Borchert-Gymnasium Halstenbek hat eine Bilderkennung mithilfe von KI programmiert, die es ermöglicht, Präsentationen mit Gesten der Hand (über Kameraerfassung) zu steuern. Das können Interessierte dann gleich an seinen Stand ausprobieren. Hier erzählt der Schüler, der fast 13 Jahre alt ist, auch, dass er mit sieben Jahren angefangen habe, zu programmieren, weil er Freude daran hatte und noch immer hat. Zum Wettbewerb befragt, sagt er: „Ich freue mich, bei einem Wettbewerb mitzumachen, bei dem ich Sachen aus meinem Hobby vorstellen kann.“ Seine Idee brachte ihm den verdienten ersten Platz im Bereich Mathematik/Informatik beim Wettbewerb Jugend forscht junior ein, zu dem die unter 14-Jährigen antreten.
Die Paten zeigen sich beeindruckt
Nicht nur die teilnehmenden Schüler, auch die Veranstalter, Betreuer und Organisatoren waren mit dem Wettbewerbstag hochzufrieden. Die drei Paten äußerten ihre Begeisterung zum Engagement der jungen Forschenden. Prof. Dr. Sandra Blumberg, Vizepräsidentin für Studium und Lehre der NORDAKADEMIE sagte zu den Teilnehmern: „Ihr habt so tolle, interessante Projekte aus allen Bereichen mitgebracht, dass ich selbst voller Ehrfurcht und Begeisterung hier stehe.“
Auch Sören Schuhknecht, Werkleiter der Stadtwerke Elmshorn, war fasziniert von der Vielfalt der gezeigten Forschungsarbeiten: „Ich bin begeistert von dem Mut und der Kreativität, die ich an den einzelnen Projektständen gesehen habe.“
Stefan Witt, Vorstandsmitglied der VR Bank in Holstein zeigte sich ebenfalls nachhaltig beeindruckt: „Man merkt sofort: Diese jungen Leute sind voll am Puls der Zeit. Sie beschäftigen sich mit den Themen, die uns bewegen. Das hat man auch bei der Preisverleihung gesehen.“
Sonderpreis für das beste interdisziplinäre Projekt
Die Paten stifteten zudem einen Sonderpreis für das beste interdisziplinäre Projekt; dieser ermöglicht es den Gewinnern, am Landeswettbewerb teilzunehmen. „Untersuchung der thermischen Belastbarkeit von Beton mit integriertem Latentwärmespeicher“ heißt das Projekt von Edgar Peter (18), Jan-Niclas (17) und Johannes Ludwig (16) vom Städtischen Gymnasium Bad Segeberg.
Für ihre Untersuchung haben die Schüler spezielle Betonstäbe entwickelt, in die Tetradecan als Latentwärmespeicher eingemischt wurde. Dieser sorgt dafür, dass der Beton bei Temperaturen unter 5 °C langsamer abkühlt als herkömmlicher Beton. Bei Außentemperaturen über ca. 8 °C und unter Sonneneinstrahlung kann der Beton Energie aufnehmen. Diese Eigenschaften könnten die Langlebigkeit des Betons erhöhen und Gefrierschäden reduzieren, was insbesondere für Gehwege bei kritischer Infrastruktur von Bedeutung ist. Zudem wollen die Forscher herausfinden, welchen Effekt höhere Temperaturen auf die Funktionalität des Betons haben.
Weitere Erstplatzierte mit tollen Ideen
Es gibt noch weitere Projekte, die sich mit dem ersten Preis für die Landesausscheidung qualifiziert haben. Im Bereich Mathematik/Informatik hat Lukas (16) vom Ludwig-Meyn-Gymnasium Uetersen zum Thema Aktien-KI geforscht. Seine Fragestellung lautet: „Was wäre, wenn man mit KI den Erfolg von Aktien vorausberechnen könnte?“ Zur Lösung arbeitet der junge Forscher an einem innovativen Projekt zur Entwicklung einer KI, die auf der Grundlage technischer Indikatoren Signale für Aktienanalysen generiert.
Im Bereich Physik hat sich Daniel (17) vom Wolfgang-Borchert-Gymnasium Halstenbek mit der Theorie und Praxis der Brachistochrone-Kurve beschäftigt, um herauszufinden, wie man am schnellsten von A nach B gelangt – auf der mathematisch idealen Bahn, auf der ein Körper unter dem Einfluss der Schwerkraft in kürzester Zeit sein Ziel erreicht. Mit einem selbst programmierten Algorithmus berechnet er die Kurve näherungsweise und überprüft die Theorie durch einen 3D-Druck.
Theresa (11), Helene (12) und Maira (11) von der Elsa-Brändström-Schule Elmshorn haben die Jury im Bereich Biologie für ihr Projekt zu den Sinneseigenschaften von Schleimpilzen überzeugt. Ihr Ziel: ein besseres Verständnis für diese eigenartigen Lebewesen, die zwischen Einzellern und Vielzellern stehen. Die jungen Biologinnen traten stilecht in Laborkitteln auf.
Ebenfalls überzeugend traten Henrike (14) und Emilie (11) vom Schülerforschungszentrum Bad Segeberg auf. Die beiden Schülerinnen wollen eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichem Glitzer erforschen, von dem sie sehr viel benutzen. Inspiriert wurden sie dabei von der mütterlichen „Genervtheit“ über die Mikroplastikflut. Sie haben probiert, welche Materialien sich zur Herstellung von umweltfreundlichem Glitzer eignen.
Lob aus dem Bildungsministerium
Experimentierfreude, kreative Ideen, innovative Projekte und umweltfreundliche Themen zeichnen viele der teilnehmenden Projekte aus. Das machte auch Ulrike Hensel, Referatsleiterin im Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, in ihrer Festrede bei der Siegerehrung deutlich:
„Die Teilnahme am Regionalwettbewerb ist für mich nicht nur eine Pflicht, sondern eine Freude.“ Das begründete sie folgendermaßen: „Ihr engagiert euch, ihr bringt euch ein und arbeitet an wichtigen Themen wie Energiegewinnung, Plastikmüll oder Künstlicher Intelligenz. Wir wollen euch Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, den aktuellen und zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen und das Handwerkszeug zu erhalten, um Lösungen zu entwickeln. Der Wettbewerb setzt genau dort an und zeigt, was herauskommen kann, wenn Schüler und Schülerinnen selbst entscheiden, womit sie sich beschäftigen wollen.“
16 Schüler beschäftigen sich mit Mikroplastik
Die Lehrerin an der Gemeinschaftsschule Nortorf, Hjördis Johnsen, ist als Projektbetreuerin mit 16 Schülerinnen und Schüler aus ihrer Bio-Profilklasse in Elmshorn. In den von diesen sechs präsentierten Projekten geht es um Mikroplastik. „Die Fragestellung hat sich aus unserer Studienfahrt ergeben“, erzählt Johnsen. Dabei waren die Schüler im Rahmen von PLASTIC PIRATES – GO EUROPE! eingeladen, die Plastikverschmutzung in unseren Gewässern zu erforschen und hatten unter anderem an der Moldau Wasserproben untersucht. Die Lehrerin zeigte sich beeindruckt von dem Wettbewerb: „Es ist sehr schön, hier als Gemeinschaftsschule vertreten zu sein. Unsere Schülerinnen und Schüler fühlen sich nach anfänglicher Unsicherheit richtig.“
Schule habe den Auftrag, Kompetenzen zu fördern, und dass dies bei Jugend forscht möglich sei, findet Johnsen sehr positiv. Die Schülerinnen und Schüler könnten dabei auch ihre eigenen Interessen sowie teilweise ihre Hobbys einbringen. So widmet sich die Schülerin Lotta (17) in ihrer Freizeit der Imkerei. Gemeinsam mit Sven (18) hat sie mit der „Untersuchung von Bienenstöcken auf Mikroplastik im Vergleich von Land und Stadt“ einen ersten Preis erzielt.
Die bei ihrer Forschung an Bienen gewonnenen Proben haben die beiden unter anderem visuell (mikroskopisch) untersucht und sie mit Fluoreszenzmittel gefärbt, um Mikroplastik nachweisen zu können. Hierfür nutzten sie das von Jugend forscht und dem Schulträger geförderte Fluoreszenzmikroskop. Ein Ergebnis haben Lotta und Sven auch: In städtischen Bienenstöcken fanden sie bis zu 89 Prozent mehr Mikroplastik als auf dem Land.
Weitere erste Preise
Im Bereich Arbeitswelt erhielten Hanna (14) und Emma (14) von der Theodor-Heuss-Schule Pinneberg einen Preis für ihr Projekt „Easy Loader – Intelligente Messung und Kontrolle der Rucksacklast“. Mithilfe eines Dehnungsmessstreifens analysiert ihr System das Gewicht des Rucksacks und signalisiert, wenn eine kritische Grenze erreicht ist.
Ebenfalls einen ersten Preis erzielten Mattis (12) und Mattis (12) vom Wolfgang-Borchert-Gymnasium Halstenbek. Sie überzeugten die Jury mit ihrer Forschung zum Thema „Wie können wir die Fahreigenschaften eines Autos abhängig vom Gelände optimieren?“ Ihr Ziel: Verstehen, welche Faktoren die Fahreigenschaften optimieren – und vielleicht sogar Inspiration für die Fahrzeugtechnik der Zukunft liefern.

Stolz halten die Erstplatzierten ihre Gewinnerurkunden in der Hand und freuen sich über ihren Erfolg.
Alle Teilnehmer sind Gewinner
Für die 15-köpfige Fachjury war es nicht einfach, die besten Projekte auszuwählen, da viele beeindruckten. Zum Wettbewerb „Jugend forscht“/“Jugend forscht junior“ sagt Jurymitglied Kerstin Karlsson, Lehrerin an der Kaiser-Karl-Schule in Itzehoe, dass es eine großartige Möglichkeit sei, aus eigener Motivation heraus sowie mit wissenschaftlichen Methoden und Projektmanagement zu arbeiten. Juror Per Löhndorf, Lehrer am Coppernicus-Gymnasium Norderstedt unterstreicht die Innovationsnote und die Motivation von Erwachsenen und Schülern. Die Angebote, mit denen man die intrinsische Motivation fördern könne, stellen ein Gegengewicht zur Welt mit ihren vielen Informationen dar.
„Alle, die heute an diesem Wettbewerb teilgenommen haben, sind Gewinner – denn sie haben aus Fragen Antworten gemacht“, erklärt auch Wettbewerbsleiterin Romy Dumke. Für sie sei das Funkeln in den Augen der Kinder und Jugendlichen das, was sie am Ende bereichere.
TEXT: Hilke Ohrt
FOTO: Hilke Ohrt & Claudia Timmermann (NORDAKADEMIE)