Über sich hinauswachsen in der Kreisverwaltung Dithmarschen

Über sich hinauswachsen in der Kreisverwaltung Dithmarschen

Wer eine Ausbildung im Kreis Dithmarschen absolviert, wird ernst genommen und darf über sich hinauswachsen, das ist Ausbildungsleiterin Petra von Würtzen-Pieper sehr wichtig. Seit nunmehr zehn Jahren ist sie erste Ansprechpartnerin für die Azubis der Kreisverwaltung und setzt sich voller Leidenschaft und Tatendrang für ihre Schützlinge ein.

 

Frau von Würtzen-Pieper, Sie sind seit zehn Jahren Ausbildungsleiterin in der Kreisverwaltung Dithmarschen, stellen Auszubildende ein und begleiten sie auf ihrem Weg ins Berufsleben. Was zeichnet die Ausbildung beim Kreis aus?

Das Besondere an der Ausbildung beim Kreis ist die Vielfältigkeit unserer Aufgaben, das unterscheidet uns sehr von kleineren Verwaltungen. In den drei Jahren lernen die Auszubildenden sehr viele Bereiche kennen, sodass sie später die Möglichkeit haben zu entscheiden, in welcher Abteilung sie arbeiten möchten. Das Spektrum reicht von zentralen Aufgaben wie Personalverwaltung, Finanzverwaltung und Kassenwesen bis hin zum ordnungsrechtlichen Bereich, in dem es unter anderem um Naturschutz und Bauvorhaben geht. Besonders beliebt bei unseren Auszubildenden ist jedoch die soziale Abteilung, in der es darum geht, Menschen aller Altersgruppen zu helfen – vom Baby bis zu den Senioren.

 

Dürfen sich die Auszubildenden denn Abteilungen aussuchen, die sie während ihrer Ausbildung kennenlernen möchten?

Zu Beginn eines jeden Jahres erstelle ich einen Jahresplan, in dem ich alle Wünsche der Auszubildenden, so gut es geht, berücksichtige. Es gibt jedoch Arbeitsbereiche, die eignen sich besser für den Beginn der Ausbildung und andere für den späteren Verlauf. Den sozialen Bereich, für den sich viele interessieren, lernen unsere Auszubildenden meist erst Ende des zweiten oder Anfang des dritten Ausbildungsjahres kennen, weil dieser ein gewisses Standing erfordert und sich als sehr anspruchsvoll von der Sachbearbeitung sowie dem Umgang mit Gesetzen darstellt.

Was unternimmt der Kreis Dithmarschen, um für Auszubildende als Arbeitgeber attraktiv zu sein?

Wir präsentieren uns im Internet, auf Ausbildungsmessen und in Schulen mit unseren großen Pluspunkten: attraktive Arbeitszeiten mit flexiblen, individuell angepassten Arbeitszeitregelungen und einem geregelten Wochenende. Auch an Weihnachten und Silvester muss hier keiner arbeiten und wer morgens früh da ist, kann nachmittags zeitig Feierabend machen – das ist etwas, was die Azubis schätzen. Zu besonderen Anlässen erwarten wir allerdings, dass sie auch mal bis 17 Uhr bleiben oder ausnahmsweise am Samstag aushelfen. Das kommt jedoch sehr selten vor und stellt eigentlich kein Problem dar. Meist nicht ausschlaggebend, aber dennoch verlockend: Wir haben eine sehr gute Ausbildungsvergütung.

Unsere großen Pluspunkte: attraktive Arbeitszeiten mit flexiblen, individuell angepassten Arbeitszeitregelungen und einem geregelten Wochenende. Auch an Weihnachten und Silvester muss hier keiner arbeiten und wer morgens früh da ist, kann nachmittags zeitig Feierabend machen – das ist etwas, was die Azubis schätzen.

Und wodurch hebt sich der Kreis Dithmarschen von anderen Verwaltungen ab?

Ausbildung hat in der Kreisverwaltung Dithmarschen einen sehr hohen Stellenwert, das sagen wir nicht nur, das leben wir auch: Meine Tür steht immer offen und ich nehme mir gerne mal die Zeit für ein persönliches Anliegen. Bei mir kann man im Notfall auch abends um 22 Uhr anrufen oder morgens um 6 Uhr – alles Dinge, die ich schon erlebt habe. Ich beobachte, dass den Auszubildenden der persönliche Kontakt heutzutage sehr wichtig ist. Ein Bedürfnis, auf das ich gerne eingehe, da sich unsere Auszubildenden wohl- und ernst genommen fühlen sollen. Sie gehören in jeder Hinsicht dazu, sei es bei einer Dienstbesprechung oder einem Geburtstag, einem Sommerausflug oder bei der Weihnachtsfeier. Dieses Gemeinschaftsgefühl und die große Auswahl an ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen zeichnet unser Haus aus und unterscheidet es von anderen Verwaltungen in der Region.

Die Pandemie beherrscht weiterhin unser Leben und sorgt für viele Überraschungen. Welche konkreten Auswirkungen hat die Pandemie auf die Arbeit der Auszubildenden?

COVID-19 erschwert in der Kreisverwaltung, wie in allen anderen Bereichen des Lebens, das soziale Miteinander erheblich: Ausflüge, Geburtstage und natürlich auch die Weihnachtsfeier können nicht wie gewohnt stattfinden. Das ist sehr schade, aber wir tragen auch eine gewisse Verantwortung den Bürgern gegenüber und müssen uns daher genau überlegen, welche Zusammenkünfte wir in diesen Zeiten verantworten können. In den letzten Monaten mussten wir alle lernen, stets flexibel zu reagieren und das Beste aus der Situation zu machen. Als die Fachhochschule in Altenholz im Frühjahr von einem auf den anderen Tag geschlossen wurde und die Auszubildenden nach Hause geschickt hat, haben wir die Anwärter für den gehobenen Dienst beispielsweise gebeten, uns beim Bürgertelefon zu unterstützen. Als dann das Online-Studium losging, mussten wir wieder umdenken und neue Wege finden, die zusätzlichen Aufgaben in der Kreisverwaltung zu erledigen. Die Auszubildenden waren in dieser Zeit sehr wertvoll für uns und haben sich tatkräftig und verantwortungsvoll engagiert. Wir beziehen unsere Auszubildenden in alle Abläufe mit ein und geben ihnen so die Möglichkeit, über sich hinauszuwachsen. Ich habe den Eindruck, dass sie heute viel selbstbewusster sind als früher und sich auch was zutrauen, das ist wirklich klasse!

Welche Vorteile bringt eine Beamtenlaufbahn in diesen bewegten Zeiten mit sich?

Der öffentliche Dienst hat absolut Zukunft, ob in einer Beamtenlaufbahn oder im Beschäftigtenbereich. Wer ein unbefristetes Arbeitsverhältnis beim Kreis Dithmarschen besitzt, ist im Grunde genauso gut abgesichert wie ein Beamter. Besonders wichtig sind für unsere Auszubildenden und Anwärter die Sicherheit, die angenehmen Arbeitszeiten und die Vergütung. Dass Beamte im Verhältnis netto mehr in der Tasche haben als Angestellte, ist ja kein Geheimnis und wird durchaus als Vorteil wahrgenommen. Immer wichtiger für junge Arbeitnehmer wird aber auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die wir sehr fördern: Wir bieten neben der Möglichkeit zum Homeoffice auch flexible Arbeitszeiten an, sodass sich Berufs- und Privatleben gut miteinander vereinen lassen.

Corona beherrscht immer noch unsere Privat- und Berufsleben. Für angehende Fachkräfte keine leichte Situation. Worauf sollten Bewerber in Corona-Zeiten achten?

Sie sollten ihre E-Mails lesen (lacht). Wer zum Vorstellungsgespräch oder zum Einstellungstest eingeladen wird, sollte dies natürlich auch wissen, um überhaupt teilnehmen zu können. Leider erlebe ich viel zu oft, dass die Jugendlichen erst durch meinen Anruf von ihrer Zusage erfahren, das macht keinen guten Eindruck. Manchmal frage ich mich, ob sie das Bewerbungsverfahren ernst genug nehmen. Wir überlegen derzeit, Bewerbungsgespräche in Zukunft auch digital über Videokonferenzen durchzuführen, allerdings nicht bei Auszubildenden, die versuchen wir immer persönlich einzuladen.

Ein spannendes Thema. Die Digitalisierung bestimmt immer mehr unsere Lebenswirklichkeit und bietet daher in Bereichen Ausweichmöglichkeiten, in denen der direkte Kontakt zurzeit eingeschränkt werden muss. Worauf sollten Bewerber bei einem digitalen Vorstellungsgespräch achten?

Ein gepflegtes Erscheinungsbild ist gerade in der öffentlichen Verwaltung sehr wichtig, auch bei einem Videogespräch! Unsere Bewerber müssen sich nicht verkleiden und auch nicht im Konfirmationsanzug antreten, aber wenn ein junger Mann einfach ein flottes Hemd trägt und sich vorher die Haare kämmt, wissen wir das sehr zu schätzen. Die jungen Damen sind da sowieso ganz entspannt, sie wissen von Haus aus, welches Outfit passend ist. Für ein Videogespräch sollte außerdem der Hintergrund gut durchdacht sein, und wir legen großen Wert darauf, dass die Bewerber sich wirklich gut vorbereiten: Wer beim Kreis Dithmarschen zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird, sollte wissen, was im Kreis Dithmarschen los ist und eine Idee davon haben, worum es in der von ihm angestrebten Ausbildung eigentlich geht – ob im persönlichen Gespräch oder im digitalen Raum. Wir verlangen nichts Unmögliches, aber ich möchte spüren, dass sich die Bewerber mit dem Ausbildungsberuf und mit dieser Verwaltung beschäftigt haben.

Vielen Dank für die spannenden Einblicke in Ihre Arbeit Frau von Würtzen-Pieper.

Was die Azubis der Kreisverwaltung Dithmarschen zu erzählen hatten, findet ihr hier.

 

TEXT Sophie Blady

FOTOS Anna Leste-Matzen