ROCK YOUR LIFE!
Mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit für junge Menschen! Dafür steht das Netzwerk aus ehrenamtlich engagierten Studierenden, motivierten Schülerinnen und Schülern, verantwortungsvollen Unternehmen und der ROCK YOUR LIFE! GmbH als Dachorganisation ein. Erfahrt von Linnea und Mirco, warum es sich lohnt, dabei zu sein!
Mirco und Linnea, ihr engagiert euch ehrenamtlich im Netzwerk RYL! für die berufliche Zukunft junger Menschen. Was hat euch dazu motiviert?
MIRCO:
Mir gefällt bis heute die Idee, meine Erfahrungen als Student an Schüler weiterzugeben. Ich habe 2017, kurz nach der Gründung von RYL! einen Artikel in den Kieler Nachrichten gelesen, in dem das neu gegründete Netzwerk Mentoren für die erste Kohorte gesucht hat. Da mich das Konzept sehr ansprach, war ich gleich dabei. Damals hatte ich bereits einige Praktika absolviert, steckte mitten im Studium (Politikwissenschaft und Soziologie) und hatte also schon erste Erfahrungen in der Arbeitswelt gesammelt, die ich gerne weitergeben wollte. Als Student hatte ich das Gefühl, noch nah genug an der Lebenswirklichkeit von Schülern zu sein, um sie mit meiner Begeisterung anstecken zu können. Als ich 2017 bei RYL! anfing, gab es bereits viele Mentoren, daher unterstützte ich damals das Orga-Team – zuletzt in leitender Position. Da ich mich im nächsten Semester auf meine Masterarbeit konzentrieren muss, habe ich die Leitung des Orga-Teams kürzlich Linnea übergeben.
LINNEA:
Ich studiere Psychologie im dritten Semester und bin seit diesem Sommer Leiterin des Orga-Teams bei RYL! Das Netzwerk habe ich schon eine ganze Weile verfolgt und mich nun endlich dazu entschlossen, aktiv mitzuwirken. Als es darum ging, meine berufliche Zukunft in die Hand zu nehmen, profitierte ich sehr von der Unterstützung meiner Mitmenschen und möchte jetzt diese Erfahrung gerne weitergeben. Meist ist der Weg ins Berufsleben ja ein Prozess, der sich entwickelt und immer konkreter wird. Dass ich mit Menschen arbeiten möchte, wurde mir während meines Bundesfreiwilligendienstes in der Notaufnahme des Kinderkrankenhauses in Altona klar. Meines Erachtens ist es jedoch wichtig, bereits in der 8. und 9. Klasse Tipps zu bekommen, um sich beruflich zu orientieren.
Als es darum ging, meine berufliche Zukunft in die Hand zu nehmen, profitierte ich sehr von der Unterstützung meiner Mitmenschen und möchte jetzt diese Erfahrung gerne weitergeben.
Hattet ihr selbst einen Mentor, der euch bei wichtigen Entscheidungen unterstützt hat?
MIRCO:
Bei mir waren die strukturellen Voraussetzungen günstig: Meine Eltern konnten mich mit Nachhilfeunterricht unterstützen. Ich habe mich schon früh für Politik interessiert, und so war mir schnell klar, dass ich Politikwissenschaften studieren möchte. Einen richtigen Mentor hatte ich nicht, aber viele Weggefährten, die mich in meinen Entscheidungen unterstützt und bestärkt haben.
LINNEA:
Während der Ausbildung habe ich die Lust verspürt, mich wissenschaftlich mit Themen zu beschäftigen und mich daher entschieden zu studieren. Einen persönlichen Mentor hatte auch ich nicht, aber viele Menschen, die mich bei meinen Entscheidungen unterstützten.
Welche Erfahrungen habt ihr bei RYL! gesammelt?
MIRCO:
Besonders beeindruckt hat mich während meiner Zeit bei RYL! ein Geschwisterpaar aus Syrien, das sich sehr engagierte und viel von unserem Angebot profitieren konnte! Die beiden Schwestern trafen sich häufig mit ihren Mentoren und arbeiteten an kleinen Projekten mit: Sie hatten sich zeitgleich ein Buch ausgeliehen, um anschließend über die Inhalte zu sprechen, so konnten sie auch ihren Wortschatz erheblich verbessern.
LINNEA:
Ich habe im August bei RYL! angefangen und bereits an einigen Trainings teilgenommen, bei denen ich die Mentoren und Mentees kennengelernt habe. Durch Corona und Abstandsregeln war natürlich alles anders als gewohnt, aber ich habe wirklich gemerkt, dass die Schülerinnen und Schüler sich bei den gemeinsamen Übungen mit Themen beschäftigen, denen sie in ihrem Alltag meist wenig Aufmerksamkeit schenken: ihre Stärken, Schwächen und Wünsche. Sie haben gelernt, sich gegenseitig zu reflektieren und konstruktive Lösungen für ihre Probleme zu erarbeiten. Die Trainings haben mich darin bestärkt, mich bei RYL! zu engagieren.
Warum sollten sich noch viel mehr Menschen für RYL! engagieren?
LINNEA:
RYL! ist ein sehr besonderer wertfreier Raum – außerhalb der Schule, außerhalb des Elternhauses. Das 1:1-Mentoring ermöglicht den Schülern im Rahmen des Programms, ihren ganz persönlichen Weg zu finden und mit der Hilfe ihres Mentors, ihren beruflichen Zielen Stück für Stück näher zu kommen. Das ist in meinen Augen besonders charakteristisch.
MIRCO:
Bei RYL! begegnen sich Menschen, die unter anderen Umständen kaum Berührungspunkte miteinander hätten. Sowohl Schüler als auch Studierende können so in die jeweils andere Welt abtauchen und voneinander lernen. RYL! ist ein Ort, an dem jeder so sein darf, wie er ist. Niemand wird gemoppt oder ausgeschlossen.
RYL! ist ein Ort, an dem jeder so sein darf, wie er ist. Niemand wird gemoppt oder ausgeschlossen.
Welche Eigenschaften sollte ein Mentor bei RYL! mitbringen?
LINNEA:
Interesse und Zeit. Ich denke, es ist zudem wichtig, dass der Mentor gut zuhören kann und empathisch auf seinen Mentee eingeht.
MIRCO:
In den Jahren habe ich gemerkt, dass es hilft, wenn die Mentoren bereits im Vorfeld mit jungen Menschen zu tun hatten oder jüngere Geschwister haben. In den Vorgesprächen versuche ich immer herauszuhören, wie engagiert der angehende Mentor ist. Da die Mentees oft viel um die Ohren haben, sollte er in meinen Augen auch zuverlässig und gut organisiert sein.
An wen richtet sich RYL?
MIRCO:
Das Netzwerk ist für alle freiwillig. Jeder kann, keiner muss!
LINNEA:
Wir sind gerade dabei, Mentoren aus beruflichen Schulen zu gewinnen, weil wir unser Programm in Zukunft noch diverser gestalten wollen und glauben, dass viele Schüler ein großes Interesse an Ausbildungsberufen haben.
CHIARA: Menti bei Rock Your Life
„Nach dem Abi möchte ich gerne ein Auslandsjahr absolvieren und dann Psychologie studieren.“
„Ich bin seit Beginn dieses Jahres bei ‚Rock Your Life!‚ und war von Anfang an begeistert. Mit meiner Mentorin habe ich mich bisher meist in Cafés getroffen, und wir haben über meine Pläne nach der Schule gesprochen: Nach dem Abi möchte ich gerne ein Auslandsjahr absolvieren und dann Psychologie studieren. Da meine Mentorin nach der Schule auch ins Ausland gehen wollte, versteht sie mich sehr gut und unterstützt mich bei der Vorbereitung und Planung. Als Studentin kann sie mir viel über das Studentenleben erzählen und aufs Studium vorbereiten – das ist wirklich spannend, und mittlerweile freue ich mich schon richtig auf die Zeit nach der Schule. Auch wenn das Verhältnis zu meinen Eltern sehr gut ist, hilft es mir, eine weitere Ansprechpartnerin zu haben, die unvoreingenommen und in einer ähnlichen Lebensphase ist wie ich. RYL! bietet neben der Vermittlung der Mentoren auch ein umfangreiches Trainingsprogramm: Es gibt zum Beispiel Übungen in Bezug auf unsere beruflichen Ziele. Leider konnte ich bisher aus Zeitgründen nur an einem Training teilnehmen. Unsere Aufgabe war: ein konkretes Ziel zu bestimmen und eine entsprechende Mindmap zu gestalten. Außerdem mussten wir Fragen zu unseren Wünschen und Vorstellungen beantworten. Eine spannende Erfahrung, die mich wirklich weitergebracht hat. Rock Your Life! ist eine echte Chance für alle, die von den Eltern nicht so viel Unterstützung bei der Berufsorientierung bekommen, aber auch für jene, die wie ich, ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen wollen.“
TEXT Sophie Blady
FOTO Christina Kloodt