Christine Röscheisen ist Lehrerin für angehende Zahnmedizinische Fachangestellte am BBZ in Rendsburg. Was sie dort erlebt und wie die Schule bei der Ausbildung unterstützt, erklärt sie im Gespräch mit ME2BE.
Christine Röscheisen im neu gestalteten Fachraum für die angehenden Zahnmedizinischen Fachangestellten
ME2BE: Frau Röscheisen, wo befinden wir uns hier?
Christine Röscheisen: Das ist unser neu gestalteter Fachraum für die angehenden Zahnmedizinischen Fachangestellten. Hier üben die Schüler praktische Inhalte, vor allen Dingen die Patientenkommunikation. Es finden hier auch die praktischen Abschlussprüfungen statt, wo Handlungsabläufe simuliert werden.
Dieser Fachraum wurde jüngst eingeweiht. Wie soll er im Unterricht helfen?
Der Unterricht ist so aufgebaut, dass in Lernsituationen an Patienten verschiedene Behandlungen durchgeführt werden. Die Schüler übernehmen auch die Rolle der Patienten. Das Ganze wird theoretisch unterfüttert, sodass erst einmal die Fachinhalte dazu gelernt werden. Und dann gehen wir ins Labor und stellen diese Situation nach. Wenn zum Beispiel ein Patient ohnmächtig wird, müssen die Schüler erste Hilfe leisten.
Üben Sie auch Situationen, wie man mit gestressten oder ängstlichen Patienten mit Schmerzen umgeht?
Das wird auf jeden Fall geübt. Wir haben das Fach Kommunikation. Dort wird in Gesprächen geübt, wie man mit solchen Patienten umgeht. Oder wie man in einer anstrengenden Situation, wo jemand das fünfte Mal fragt, warum er noch nicht dran ist, gelassen bleibt oder den Patienten beruhigt und entsprechend reagiert.
Wie würden Sie die verschiedenen Ausbildungsanteile beschreiben?
Unser Fokus liegt auf dem Theoretischen, weil wir die Schülerinnen und Schüler zur Prüfung begleiten müssen. Das heißt, wir müssen sie so vorbereiten, dass sie die theoretischen Prüfungen bestehen. Aber es gab schon Situationen, in denen wir – vor allem im letzten Ausbildungsjahr – nach der theoretischen Prüfung für die praktische Prüfung geübt haben. Wir versuchen zwar, immer wieder diese Lernsituationen nachzuspielen, aber das ist eher ein kleinerer Teil, da sie ja die restliche Zeit im Ausbildungsbetrieb sind.
Wie unterscheidet sich denn die Lernsituation der Schüler in den Praxen und dieser Laborsituation?
Einerseits ist es so, dass viele Schülerinnen und Schüler in Fachpraxen arbeiten, das heißt in Zahnarztpraxen oder dergleichen, und wir viele Dinge hier haben, die in Praxen nicht immer vorhanden sind. Es ist toll, dass die Schülerinnen und Schüler hier in der Berufsschule alles ausprobieren können.. Wir haben hier einen geschützten Raum. Das heißt, es ist erlaubt, Fehler zu machen.
Wie nehmen Sie die Schülerinnen und Schüler wahr?
Ich finde, den Schülerinnen und Schülern fällt es leichter, Fragen zu stellen oder offen Probleme anzusprechen. Wenn sich jemand meldet und sagt, ich musste neulich zum Thema gesunde Ernährung und Zahngesundheit etwas erklären und konnte das überhaupt nicht, dann üben wir das. Und das bringt die Schülerinnen und Schüler so voran, dass wir hier gemeinsam in den Raum gehen und gezielt Sachen üben. Das ist in der Praxis so nicht möglich.
Hätten Sie sich, als Sie sich damals für Ihren Beruf entschlossen haben, auch so einen geschützten Raum gewünscht?
Auf jeden Fall. Ich war selbst in meiner Ausbildung Schülerin an dieser Schule, und da war das alles noch ein bisschen anders. Wir haben zwar, obwohl es keinen Fachraum gab, praktische Sachen geübt, aber konnten natürlich diese komplexen beruflichen Handlungsabläufe nicht so gut üben. Jetzt können Handlungssituationen verinnerlicht werden.
Indem man Szenarien einmal komplett durchspielt?
Genau. Es ist häufig auch das Problem, dass in der Praxis eine gesonderte Fachkraft die Abrechnung macht. Hier können die Schüler von A bis Z diesen Handlungsablauf durchlaufen, in alle Bereiche hinein sehen und sie verstehen.
TEXT Markus Till
FOTO Henrik Matzen