Stäbchen rein – Spender sein! Dieser Aufruf zur Knochenmarkspende überzeugte Stefanie Hollermann schnell. „Ich habe häufig darüber nachgedacht, an einer Stammzellenregistrierung teilzunehmen, weil ich das für eine wirklich gute Sache halte“, erzählt die junge Studentin. Als dann das Social Committee ihrer Hochschule – der Hamburg School of Business Administration (HSBA) – eine Registrieraktion für die Knochenmarkspender-Datei (DKMS) organisierte, hat sich Stefanie ohne langes Überlegen typisieren lassen. „Direkt vor meiner Lehrveranstaltung konnte ich an der Aktion teilnehmen. Unkomplizierter geht es kaum“, erzählt die 22-Jährige. Durch ihre Spende konnte das Leben eines kleinen Mädchens gerettet werden.
Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11.000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie Leukämie. Eine Blutstammzellenspende ist für viele die einzige Möglichkeit auf Heilung. Einen passenden Spender zu finden, ist aber wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Denn nur ein Drittel der Patienten findet innerhalb der Familie einen geeigneten Spender. Der weit größere Teil ist auf Spender wie Stefanie angewiesen. „Als ich die erste E-Mail bekam, mein Knochenmark könnte zu einer Patientin passen, war das ein aufregender Augenblick“, erinnert sie sich.
„Meine Schwester ist Krankenschwester und hat mich bei jeder Gelegenheit bestärkt, weiterzumachen.“
Um ganz sicher zu sein, dass Stefanies Knochenmark zu der kleinen Patientin aus den USA passt, wurde von ihrem Hausarzt ein Bluttest durchgeführt. „Als einen Monat später die Nachricht kam, ich wäre die perfekte Spenderin, war ich sehr froh. Die Vorstellung, mit einem so kleinen Aufwand meinerseits ein Leben zu retten und eine Familie davor zu bewahren, ihr Kind zu verlieren, hat mich sehr ermutigt“, erzählt die gebürtige Osnabrückerin. „In zahlreichen Telefonaten wurde ich umfangreich über die kommenden Schritte informiert und hatte jederzeit die Gelegenheit, meine Spende zu widerrufen“, berichtet Stefanie. Ein Ausstieg kam für die junge Studentin aber nicht infrage: „Meine Schwester ist Krankenschwester und hat mich bei jeder Gelegenheit bestärkt, weiterzumachen. Auch Familie und Freunde standen hinter meiner Entscheidung.“
Für eine gründliche medizinische Untersuchung reiste Stefanie auf Kosten der DKMS in eine Spezialklinik nach Köln. „In der Klinik erhielt ich ein Einzelzimmer für Privatpatienten, das größer war als mein Zimmer zu Hause, und das Essen war auch erste Klasse. Ich durfte zudem überall eine Begleitperson mitnehmen, für deren Anreise und Unterkunft ebenfalls bezahlt wurde“, schildert Stefanie ihre Vorbereitung auf den Eingriff. Gleichzeitig wurde auf der anderen Seite der Welt die kleine an Leukämie erkrankte Patientin auf die Knochenmark-Transplantation vorbereitet. Eine starke Chemotherapie sollte ihren Körper vor der Transplantation von allen Krebszellen befreien.
In etwa 80% der Fälle können die Stammzellen aus dem Blut der Spender entnommen werden. Dafür wird ihnen eine besondere Substanz verabreicht, die das Stammzellenwachstum im Blut anregt. Bei Kindern oder Patienten, deren Krankheit ein akutes Stadium erreicht hat, ist eine Knochenmarktransplantation nötig, da man bei diesem Verfahren an höher konzentrierte Mengen der benötigten Zellen gelangt. „Bei mir wurde eine Knochenmarktransplantation vorgenommen, und zwar nicht – wie früher noch üblich – am Rückenmark, sondern am Knochenmark meines Beckens. In einer einstündigen Operation wurden mir unter Vollnarkose etwa 5% meines Knochenmarks entnommen. Die Operations-Einstiche schmerzten ähnlich wie Prellungen, wenn man sich falsch bewegt“, so Stefanie, „nach zwei Wochen war davon aber nichts mehr zu spüren.“
Vor einigen Wochen erreichte ein Brief die junge Studentin. Die Transplantation war erfolgreich und die kleine Patientin konnte das Krankenhaus verlassen. Erst zwei Jahre nach der Knochenmarkspende besteht grundsätzlich die Möglichkeit, direkten Kontakt zum Patienten aufzunehmen. „Wenn ich an die Möglichkeit denke, das Mädchen zu treffen, bekomme ich gleich eine Gänsehaut“, schildert Stefanie. „Jetzt muss ich erst mal meine Brüder dazu bringen, dass sie auch an einer Stammzellenregistrierung teilnehmen. Es ist so einfach, ein Leben zu retten.“
Duales Studium an der HSBA
Stefanie ist im vierten Semester Business Administration:
„Die Liebe zur Stadt ließ mich von Osnabrück nach Hamburg ziehen. Im Vorfeld habe ich mir alle Hochschulen der Hansestadt gründlich angeschaut. Die HSBA war von Beginn an mein Favorit. Die Hochschule hatte alles, was ich mir für mein Studium wünschte, zusammengebracht. Besonders gut gefiel mir das duale System. Die Theoriephasen an der Hochschule wechseln sich mit Praxisphasen ab, die ich bei meinem Partnerunternehmen Trailer Lloyd verbringe. Auf diese Weise sammele ich wertvolle Berufserfahrung. Ein weiterer Vorteil ist, dass mein Partnerunternehmen meine Studiengebühren übernimmt. Als Ausgleich werde ich nach meinem Abschluss zwei Jahre im Unternehmen bleiben.
Vor dem Studium war ich für ein Jahr in den USA, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Etwa ein Drittel der Seminare finden auf Englisch statt. Dafür war der Austausch wirklich hilfreich.
Ich finde es auch gut, dass sich die Studierenden in viele verschiedene Richtungen engagieren. Die Registrieraktion für die Knochenmarkspender-Datei ist ein gutes Beispiel dafür. Ich habe vor Kurzem die Leitung des Messe-Komitees übernommen. Wir stellen die HSBA auf verschiedenen Messen interessierten Schülern vor und berichten über unsere Erfahrungen hier.“
TEXT Katharina Grzeca
FOTOS Sebastian Weimar