Carmen Alsen ist in Baden-Württemberg zur Schule gegangen und nach dem Abitur nach Bredstedt gekommen, um hier eine Ausbildung zur Bauzeichnerin zu absolvieren. Nach der Ausbildung begann sie in Flensburg ein Lehramtsstudium. An der GMS Bredstedt war sie als Praktikantin tätig und gewann in dieser Zeit die Freude am Unterrichten. Ihre Referendariatszeit verbrachte sie in Lübeck und stieg 2008 an der Schule als Lehrkraft ein. Seit 2012 ist sie die Schulleiterin für 772 Schüler und arbeitet mit 72 Lehrerinnen und Lehrern daran, die Schule vielfältig zu gestalten und weiterzuentwickeln.
Was ist für Sie persönlich das Besondere an der GMS Bredstedt?
Für mich zählt an dieser Schule insbesondere der persönliche Umgang und das praktische Arbeiten als ein besonderes Qualitätsmerkmal. An unserer Schule können sich die Schüler in allen Richtungen ausprobieren: sei es im Bereich Biotop, im technisch-grafischen Bereich oder mit Hilfe der vielen anderen Angebote, die unserer Schule bereithält. Auf diesem Weg werden Kompetenzen geschult und berufliche Profile entwickelt.
Sie sind unter anderem als Verbraucherschule ausgezeichnet? Was versteht man darunter?
Das Netzwerk Verbraucherschule des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) unterstützt Schulen dabei, junge Menschen fit zu machen für die Tücken des Konsumalltags. Es geht um Lebensschulung im Allgemeinen. Es werden Themen behandelt wie: Was kostet eine Wohnung? Welche Versicherungen braucht man? Wie handle ich klimafreundlich? Diese Verbraucherbildung findet im Rahmen unseres WPU statt und wird in den Fächern NaWi und WiPo übergreifend genutzt.
Sie haben nach den Sommerferien die Einführung eines neuen Unterrichtskonzeptes geplant.
Ja, es geht uns um ein individualisiertes und selbstbestimmtes Lernen in Zusammenhang mit einer neuen Stundentaktung. Wir erweitern die Unterrichtsstunde auf 67,5 Minuten. Das bietet unseren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich länger und konzentrierter mit Themen zu befassen. Zusätzlich verändern wir die Lernzeit. Das bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler fächerübergreifend Aufgaben gestellt bekommen, die sie innerhalb mehrerer Wochen eigenständig bearbeiten. Sie lernen, sich selber zu organisieren und das Zeitmanagement im Blick zu behalten. Natürlich stehen die Lehrkräfte hierbei hilfreich zur Seite.
Woher kam die Idee zu diesem neuen Konzept?
Sie kam vom Kollegium. Die Lehrerinnen und Lehrer haben festgestellt, dass sich die unterschiedlichen Lerntypen – auch durch die Nutzung der digitalen Medien – verändert haben und wir neue Wege innerhalb der Wissensvermittlung beschreiten müssen. Es gibt heutzutage viel mehr Recherchemöglichkeiten, die einerseits mehr Zeit in Anspruch nehmen und dafür andererseits ein tieferes Wissen ermöglichen. Von dem neuen Konzept versprechen wir uns, dass sich auf diese Weise ein verändertes Bewusstsein, neue Ideen, Interessen und vielleicht sogar neue Zukunftsperspektiven bei den Schülerinnen und Schülern entwickeln.
Wie unterschiedlich die einzelnen Lerntypen sind, hat mit Sicherheit auch das Homeschooling während der Pandemie deutlich gemacht?
Das stimmt. Einige konnten sich sehr gut in das digitale Konzept einfinden, andere wiederum hatten Schwierigkeiten. Aber im Umgang mit der Technik hatten wir als iPad-Schule gar kein Problem, jedoch musste für einige – aufgrund instabiler WLAN-Verbindungen zuhause – eine Notbetreuung in der Schule eingerichtet werden.
Sie unterhalten Kooperationen mit weiterführenden Schulen der Region. Wie ist die Quote derer, die einen weiterführenden Schulabschluss anstreben?
Bei uns erreichen über 60 Prozent den Übergang in die Oberstufe. Aber nicht alle wollen weiter zur Schule gehen. Es gibt auch viele, die eine Berufsausbildung vorziehen. Grundsätzlich bin ich immer wieder erfreut, wie strukturiert und zukunftsorientiert unsere Schülerinnen und Schüler sind.
Können Sie einen Schwerpunkt der Berufswünsche benennen?
Viele möchten eine Ausbildung in der Verwaltung, zum Beispiel des Kraftfahrt -Bundesamtes, des Finanzamts oder der Stadtverwaltung, absolvieren. In meiner letzten 10. Klasse hat sich die Hälfte für den Übergang zur Oberstufe entschieden.
Was wünschen Sie sich in Zukunft für Ihre Schule?
Dass wir weiter auf dem technischen Stand wie bisher arbeiten können und dass wir noch vernetzter mit den umliegenden Betrieben interagieren, damit wir die Vielfalt unserer Schulkultur ganz praktisch ausbauen können. Dazu gehören die Besuche von Betrieben an unserer Schule oder umgekehrt und die Vorführung sowie Einbindung von praxisnahem Wissen in unseren Schulbetrieb.
Wir unterstützen auch die Realisierung von digitalen Betriebsführungen, wäre das auch etwas für Bredstedt?
Ja, das wäre sehr effektiv und ist eine tolle Idee!
TEXT Anja Nacken
FOTO privat