Nele Fleischer – die neue Bildungsbegleiterin an der Beruflichen Schule Ostholstein

Nele Fleischer – die neue Bildungsbegleiterin an der Beruflichen Schule Ostholstein

Ein Interview mit Nele Fleischer, der neuen Bildungsbegleiterin der Beruflichen Schule Ostholstein, beleuchtet die Chancen, Stolpersteine und den Mut, den es für eine gelungene berufliche Orientierung braucht. Sie selbst hat sich ein Jahr Zeit genommen und drei Praktika in ganz unterschiedlichen Branchen absolviert, um herauszufinden, dass sie Jugendliche bei ihrer Reise in ein selbstbestimmtes Leben unterstützen möchte.

Frau Fleischer, Sie sind seit rund vier Monaten als Bildungsbegleiterin tätig. Können Sie uns erklären, was Ihre Hauptaufgaben sind?

Natürlich! Als Bildungsbegleiterin gebe ich Einzelberatungen für Schülerinnen und Schüler, die noch keine klare Vorstellung von ihrem beruflichen Weg haben. Mein Ziel ist es, ihnen bei der Orientierung zu helfen und mögliche Optionen aufzuzeigen. Darüber hinaus koordiniere ich die Berufsberatung durch die Agentur für Arbeit. Das bedeutet, dass ich sicherstelle, dass die Schülerinnen und Schüler das passende Beratungsangebot erhalten. Dazu gehören die Zusammenarbeit mit den Beratern der Agentur für Arbeit, die Bereitstellung von Räumen und der regelmäßige Austausch mit den Lehrkräften.

Das klingt nach einer vielseitigen Aufgabe. Sind Sie auch an der Organisation von Veranstaltungen beteiligt?

Absolut! Ich spiele eine maßgebliche Rolle bei der Organisation von Berufsmessen und Schnuppertagen. Diese Veranstaltungen bieten den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, verschiedene Berufsfelder kennenzulernen und erste Einblicke zu gewinnen. Im Moment führe ich auch eine umfassende Bedarfsanalyse an der Schule durch, um herauszufinden, wo wir noch mehr Unterstützung bieten können. Dabei plane ich, neben den Veranstaltungen der Agentur für Arbeit auch Workshops zum Thema Studium anzubieten. Es sollen die verschiedensten Fragen geklärt werden: zum Beispiel „Wie finanziere ich ein Studium?“, „Was ist ein Bachelor?“ und „Wofür brauche ich einen Master?“. Außerdem möchten wir den Fokus verstärkt auf das Thema Ausbildung legen.

Was motiviert Sie besonders an Ihrer Arbeit als Bildungsbegleiterin?

Mich reizt die Struktur der Schule, die Vielfalt der Lebenswege und Möglichkeiten sowie die abwechslungsreiche Beratung, die sich daraus ergibt. Besonders interessant finde ich den Umgang mit jungen Erwachsenen, da sie meist schon eine Idee von ihrer beruflichen Zukunft entwickelt haben, aber noch konkrete Unterstützung benötigen, um ihren Weg zu finden. Es ist mir wichtig, ihnen zu vermitteln, wie sie die Schule als Instrument nutzen können, um ihre Ziele zu erreichen.

In welchen Bereichen klären Sie die Schülerinnen und Schüler über ihre beruflichen Möglichkeiten und Chancen an der beruflichen Schule auf?

Besonders Schülerinnen und Schüler aus dem DAZ-Bereich profitieren sehr von persönlicher Beratung, um das Schulsystem in Deutschland zu verstehen und ihre Möglichkeiten nutzen zu können. Aber auch Jugendliche, die bereits mit einer Ausbildung begonnen haben, kommen zu mir und informieren sich über ihre Möglichkeiten. Zusätzlich unterstütze ich zusammen mit den Schulsozialarbeitern bei der Anerkennung von vorhandenen Abschlüssen, organisiere Übersetzer und helfe bei der Bewältigung bürokratischer Angelegenheiten.

Wie können die Schülerinnen und Schüler mit Ihnen in Kontakt treten?

Die Schülerinnen und Schüler können mich täglich bis 14:30 Uhr in meinem Büro erreichen und mich jederzeit ansprechen. Ich war selbst überrascht, wie gut dieses Gesprächsangebot angenommen wird. Die Jugendlichen haben schnell Vertrauen aufgebaut und kommen mit den verschiedensten Themen für ein Gespräch in mein Büro. Gemeinsam überlegen wir dann, welche Möglichkeiten sie nutzen können, um ihrem beruflichen Ziel ein Stückchen näher zu kommen. Ich bestärke sie gezielt darin, sich zu trauen, auch große Ziele zu verfolgen. Gemeinsam finden wir dann Wege, solchen Wünschen mit kleinen Schritten näherzukommen.

Wann würden Sie von einem richtig gelungenen Arbeitstag sprechen?

Ein gelungener Arbeitstag ist für mich, wenn ich merke, dass ich einer Schülerin oder einem Schüler mit einem Gespräch richtig weiterhelfen kann. Es erfüllt mich auch, wenn ich sehe, dass ein Jugendlicher einen von mir gestalteten Flyer mitnimmt und sich über unser Angebot informiert oder kurz den Kopf in mein Büro steckt und sich bedankt. Aktuell reizt mich besonders die Vielfalt und Gesamtheit meiner Arbeit sowie das Vertrauen, das die Schülerinnen und Schüler aufbauen. Mich interessiert besonders, welche besonderen Fähigkeiten die Schülerinnen und Schüler besitzen und wie ich sie dabei unterstützen kann, diese Fähigkeiten zu entfalten.

Sie arbeiten bereits seit vielen Jahren mit Jugendlichen, jedoch erst seit vier Monaten an der Beruflichen Schule Ostholstein. Welche Botschaft möchten Sie den Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg geben?

Als gelernte Sozialarbeiterin habe ich sechs Jahre in einem Kinder- und Jugendverband gearbeitet. Neben zahlreichen Themen, die Jugendliche beschäftigen, lag der Fokus meiner Arbeit auf der Eigenmotivation, dem Finden von Stärken und der Gestaltung von Lebenswegen. Vor diesem Hintergrund hat mich die Arbeit als Bildungsbegleiterin an der BS Ostholstein sehr gereizt. Besonders spannend finde ich es, die Stärken und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler herauszukitzeln und sie dazu zu motivieren, selbstbewusst ihre Möglichkeiten wahrzunehmen. Mein Fokus liegt darauf, den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, wie sie die Schule als Instrument nutzen können, um ihre Ziele zu erreichen.

Was macht den Reiz der Arbeit als Bildungsberaterin an einer beruflichen Schule aus?

Ich finde berufliche Schulen extrem wichtig, da sie jungen Menschen die Chance geben, zu jeder Zeit wieder in das System einzusteigen. Sie bieten die Möglichkeit, sich zu finden, sich auszuprobieren und Umwege zu gehen – egal ob mit 16 oder mit 45 Jahren. Den Mix aus jüngeren und älteren Menschen empfinde ich als sehr wertvoll. Besonders weil sie alle ein Ziel verfolgen und sich gegenseitig unterstützen können.

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TEXT Sophie Blady
FOTO Reinhard Witt