Sechs Schülerinnen und Schüler erzählen von ihren Erfahrungen an der Beruflichen Schule des Kreises Ostholstein

Sechs Schülerinnen und Schüler erzählen von ihren Erfahrungen an der Beruflichen Schule des Kreises Ostholstein

Sie kommen aus verschiedenen Lebenswelten und haben unterschiedliche Berufsvorstellungen. Was sie eint, ist der Besuch der beruflichen Schule in Eutin, die sie unisono als die beste Wahl für die Gestaltung ihrer beruflichen Zukunft sehen. Was ihre Entscheidung beeinflusst hat, wie der Unterricht abläuft, wie sie sich während ihrer Schulzeit entwickelt haben und was sie bereit sind für ihre Träume zu tun, verraten Malte, Marlon, Fynn, Mara, Johannes und Tamina im Gespräch mit unserer Redaktion.

Fynn, 19, Elektrotechnischer Assistent / Schüler der Berufsoberschule

„Ich wollte immer mein Abitur ablegen, aber da meine damalige Gemeinschaftsschule keinen Abi-Zweig anbot, habe ich zunächst an der Berufsfachschule Typ III eine zweijährige Ausbildung zum elektrotechnischen Assistenten absolviert, die dann mit dem Erwerb des Fachabiturs endete. Jetzt gehe ich den zweiten Schritt und bereite mich auf die allgemeine Hochschulreife, sprich das Abitur, vor. Danach möchte ich studieren, aber meine Interessen sind so breit gefächert, dass ich noch nicht genau weiß, welche Fachrichtung ich einschlagen möchte. Vor zwei Jahren habe ich mich zusätzlich im Bereich Baumpflege und -fällung selbständig gemacht. Für mich handelt es sich hierbei um einen Job, der sich nicht nur finanziell auszahlt. Es ist mir wichtig, einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Der Erhalt des Baumbestands ist für mich dabei von großer Bedeutung und ich werde auf jeden Fall auch neben meinem Studium diese Tätigkeit fortführen. Momentan interessiere ich mich für die Studienrichtungen E-Technik und Maschinenbau und könnte mir zukünftig eine berufliche Zukunft bei thyssenkrupp Marine Systems in Kiel vorstellen, aber wie gesagt, eine endgültige Wahl habe ich noch nicht getroffen. Die Zeit an der BS-Eutin war für mich die richtige Entscheidung, da die Schule durch Toleranz und Offenheit geprägt ist. Man wird ernst genommen und als Erwachsener behandelt, egal welches Alter man hat und wie sich der Lebensweg bislang entwickelt hat. Die Durchlässigkeit der Bildungswege an der BS ist sehr groß und bietet für alle ein breites Spektrum an Chancen. Dazu gehört auch das Austauschprogramm Europa Plus, welches die BS als Europaschule den Schülerinnen und Schülern anbietet. Ich habe zweimal an diesem Austausch teilgenommen und kann diese Möglichkeit, den Horizont zu erweitern, nur empfehlen.”junger Mann

Mara, 19, im 1. Lehrjahr der schulischen Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin

„Nach der Schule habe ich zunächst eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement angefangen, aber bald bemerkte ich, dass mir der Umgang mit Menschen fehlte. Danach habe ich einige Zeit darüber nachgedacht, was meiner Persönlichkeit besser entsprechen könnte. Ein Freund, der auch die BS-Eutin besucht, gab mir einen Infoflyer über die schulische Ausbildung zur SPA. Durch den Umgang mit meinen kleineren Geschwistern konnte ich mich in der Ausbildung wiederfinden. An der BS arbeiten wir mit Lernfeldern und eignen uns das theoretische Wissen über Entwicklung, Verhalten und deren Deutung an. Wir üben zum Beispiel den Umgang mit Streitsituationen, entsprechendes Nähe- und Distanzverhalten als Bindungsperson der Kinder oder auch welche konkreten, lernfördernden Spiel- und Bastelprojekte man anbieten kann. Dieses Wissen erleichtert uns den Alltag als spätere Assistenten in Kitas oder Kindergärten. Jedes Jahr verbringen wir ein 10-wöchiges Praktikum in einer Einrichtung und können auf diesem Weg das Erlernte anwenden. Meine Wahl war genau richtig und ich bin total begeistert von meiner Ausbildung. Dadurch, dass alle Mitschülerinnen und Mitschüler Lust haben, in diesem sozialen Beruf zu arbeiten, entsteht eine große Gemeinschaftsdynamik und es wird nie langweilig. Das gilt auch für die Lehrerinnen und Lehrer, denen man anmerkt, dass sie mit Freude bei der Sache sind. Die berufliche Schule ist ein toller Ort zum Lernen, weil man das Gefühl hat, mit seinen Stärken und Schwächen wahrgenommen zu werden. Ob ich nach der Ausbildung direkt die Erzieherausbildung ablege oder erst Praxiserfahrung sammeln werde, weiß ich noch nicht genau. Mein Zukunftstraum wäre die Inobhutnahme von Kindern als Übergangspflege auf einem eigenen Bauernhof.“junge Frau

Johannes, 28, im 3. Ausbildungsjahr zum Kaufmann für Büromanagement

„2018 habe ich eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel abgeschlossen. Mit zunehmendem Alter haben sich aber meine Prioritäten verschoben und es wurde für mich Zeit, mich neu zu orientieren. Dabei haben mir die Gespräche mit Familie und Freunden geholfen und schließlich habe ich mich für eine Bürolaufbahn entschieden. Während meiner dualen Ausbildung arbeite ich in einem Bäckereibetrieb und besuche parallel den theoretischen Unterricht an der BS. Das Ausbildungsniveau an der BS ist sehr gut und wir haben sehr engagierte Lehrerinnen und Lehrer. Wir eignen uns hier vor Ort in unterschiedlichen Lernfeldern – und gemäß dem entsprechenden Ausbildungsjahres – notwendiges Wissen über beispielsweise digitale Anwendungssysteme, Buchhaltung oder Marketing an. Die Theorie- und Praxisanteile, die die duale Ausbildung vorsieht, ergänzen sich meiner Erfahrung nach sehr gut und man kann das Erlernte im Betrieb direkt anwenden. Wenn man mich fragt, ob ich meinen persönlichen Weg erneut so wieder wählen würde, kann ich nur ‚Ja‘ sagen, denn ich profitiere auch bis heute noch von meiner Ausbildung im Einzelhandel und bereue die Entscheidung für eine zweite Ausbildung in keiner Weise. Nach meinem Abschluss möchte ich erstmal im Job ankommen, mich dort weiterentwickeln und dann schauen, wohin meine Reise noch gehen kann.“junger Mann

Tamina, 21, im 3. Ausbildungsjahr zur Kauffrau für Büromanagement

„Nach meinem Schulabschluss in Neustadt habe ich zunächst an der Berufsschule in Oldenburg meine Fachhochschulreife im Bereich Wirtschaft mit dem Zweig Fremdsprachen absolviert. Aufgrund meiner Vorliebe für Ordnung, Organisation und Planung konnte ich mir schon früh eine berufliche Laufbahn im Bürowesen vorstellen. Ein vierwöchiges Praktikum bei der MEOS GmbH in Kiel, das ich während meiner Zeit in Oldenburg absolviert habe, hat mich in meiner Berufsrichtung bestätigt. Nach der Fachhochschulreife habe ich mich beim Zweckverband Ostholstein (ZVO) für eine duale Ausbildungsstelle als Kauffrau für Büromanagement beworben. Für mich war bei der Auswahl des Arbeitgebers die Größe des Unternehmens entscheidend, da man in großen Unternehmen bessere Auswahlmöglichkeiten an beruflichen Tätigkeitsfeldern geboten bekommt. Ich habe meine Entscheidung getroffen und sehe im Personalwesen meine Zukunft. Ich bin froh, dass mein Arbeitgeber Kooperationspartner der BS-Eutin ist und ich hier zur Schule gehen kann. Die BS genießt einen sehr guten Ruf, den ich nur bestätigen kann. Wir haben im 3. Lehrjahr einmal die Woche Unterricht und arbeiten die anderen Tage im Betrieb. Ich finde diese Aufteilung gut, denn anders als beim Blockunterricht kann man sein theoretisches Wissen direkt in die Praxis umsetzen oder auch mal aktuelle Fragen aus dem eigenen Arbeitsalltag stellen. Einen weiteren Vorteil sehe ich darin, dass wir Inhalte vermittelt bekommen, die wir nicht nur für den jetzigen Job brauchen können, sondern die auch bei einem Unternehmenswechsel weiterhin Gültigkeit besitzen. Wenn ich nochmal vor der Wahl meines Bildungsweges stünde, würde ich nichts anders angehen. Ich bin erst 21 Jahre alt, habe bald eine abgeschlossene Berufsausbildung und noch viel vor. Ich sehe mich nach entsprechender Weiterqualifizierung zur Wirtschafts- und Betriebswirtin in einer leitenden Position im Personalmanagement.“junge Frau

Marlo, 22, im 3. Ausbildungsjahr zum Anlagenmechaniker

„Eigentlich interessierte mich vor dem Beginn meiner Ausbildung der Bereich Handwerk nicht. Es zog mich eher in Richtung IT-Branche. Da ich aber keine passende Ausbildungsstelle fand, hörte ich auf den Rat eines Freundes, mich nach einer Ausbildung zum Anlagenmechaniker umzusehen, da dies ein Bereich mit viel Zukunftspotenzial sei. Meine Suchkriterien dabei waren unbedingte Standortnähe und eine gewisse Größe des Betriebs. Bei der HF Meyer Haustechnik GmbH & Co. AG in Neustadt wurde ich schließlich fündig. Hier passte alles zusammen, und ich war selber überrascht, wie sehr mich dieses Handwerk vom ersten Tag an begeistert hat. Die fachtheoretische Ausbildung an der BS Eutin ist eine perfekte Ergänzung zu meiner praktischen Ausbildung im Betrieb. Wir lernen zum Beispiel, wie man einen Leitungsbau plant und welche physikalischen Gegebenheiten dabei zu berücksichtigen sind. Im ersten Jahr der Ausbildung findet zweimal die Woche der theoretische Unterricht statt, der dann zwar im Verlauf von der Taktung her abnimmt – aber dafür immer fokussierter wird. Wir lernen an der BS-Eutin nach einem Lehrplan, aber wir Auszubildenden haben die Möglichkeit, auch thematisch andere Fragen in den Unterricht einzubringen, und die Lehrer nehmen sich immer die Zeit, diese zu beantworten. Generell gefällt mir an der BS-Eutin der Umgang auf Augenhöhe zwischen der Schülerschaft und den Lehrkräften sehr gut und dieser schafft eine besondere Lernatmosphäre. Die Lerninhalte sind up-to-date und an den in unserer Branche wichtigen Energiewandel angepasst. Nach meiner Ausbildung möchte ich den Meister anschließen und mich danach selbständig machen.“junger Mann

Malte, 20, im 3. Ausbildungsjahr zum Anlagenmechaniker

„Mein Plan während der Schulzeit war es, mein Abitur abzulegen und anschließend zu studieren. Das mit dem Abi hat aber leider nicht geklappt und da mein Vater auch mal eine Ausbildung als Gas- und Wasserinstallateur – wie der Beruf früher hieß – absolviert hat, habe ich mich nach einem Praktikum in dieser Branche für diese Ausbildung entschieden. Ich arbeite für die EPP u. WIEBE GmbH in Preetz, in der momentan acht Gesellen und zwei Azubis angestellt sind. Die duale Ausbildung mit theoretischem Unterricht an der BS-Eutin ist meiner Ansicht nach sehr gut, und wir werden hier wirklich ernst genommen. Der teoretische uns praktische Unterricht an der BS haben mich in meiner Persönlichkeitsentwicklung weitergebracht. Wenn ich mir eine Verbesserung wünschen könnte, wäre es der Blockunterricht. Durch den häufigen Wechsel zwischen Arbeitsstelle und Schule wird man oft aus seiner Konzentration herausgerissen. Ich möchte unbedingt im Anschluss an die Ausbildung noch mein Abitur nachholen; der Versuch, das parallel zur Arbeit in der Abendschule zu erreichen, war aufgrund der zeitlichen Belastung zu schwierig – aber da ich die Möglichkeiten an der BS nun gut kenne, weiß ich, dass meinem Wunsch nach der Lehre nichts im Wege steht. Wie es danach weitergeht, lasse ich auf mich zukommen. Ob Ausland, Weiterbildung oder Studium, entscheide ich dann.“junger Mann

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TEXT Anja Nacken
FOTO Reinhard Witt