Schule und dann? – Dichtes Gedränge auf der Messe in Oldenburg

Schule und dann? – Dichtes Gedränge auf der Messe in Oldenburg

Am 07.09.2022 waren wir von ME2BE auf der Ausbildungsmesse in Oldenburg in Holstein. Wir waren neugierig, was die anderen 40 Aussteller zu erzählen hatten und bereit, die Schülerinnen und Schüler zu treffen. Die Berufliche Schule des Kreises Ostholstein in Oldenburg i.H. bot zusammen mit der Agentur für Arbeit Lübeck die Möglichkeit an, 85 Berufe und 25 Studiengänge aus den Bereichen Gesundheit, Handel, Industrie, Tourismus, Verwaltung und Wirtschaft sowie Handwerk kennenzulernen.

Unser Messestand wurde immer wieder von Schülerinnen und Schülern angesteuert. Julian, einer unserer Werkstudenten, konnte vielen Interessierten unsere Plattform DIGI:BO näherbringen und sie nach ihren beruflichen Wünschen befragen. Ein Schüler (16) hatte schon genaue Vorstellungen: “Ich habe Kontakte in den IT-Bereich und würde gerne mehr über den Ausbildungsberuf Fachinformatiker erfahren! Ich weiß aber gar nicht, was ich genau will.” Julian, der selbst Informatik studiert, versteht die Problematik und navigiert über unsere digitale Plattform zum passenden Berufsprofil. Hier können Schülerinnen und Schüler zum Beispiel nachlesen, welcher Schulabschluss für ihre Traumausbildung empfohlen wird, wie die Ausbildungsvergütung aussieht oder auch wie die Ausbildungsinhalte generell konzipiert sind. “Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine Ausbildung oder ein Studium dazu machen möchte. Eigentlich möchte ich sehr praktisch arbeiten”, ergänzt der Schüler und überlegt weiter: “Ich lege jetzt meinen MSA ab und dann könnte ich ja auf eine Fachhochschule gehen.”

Arbeiten direkt am Meer?!

Wir starten unseren Rundgang durch die Schule. Unsere Standnachbarn sind ebenfalls heiß begehrt. Das Team von den Heimathafen Hotels hat eine kleine Urlaubsinsel im leergeräumten Klassenraum geschaffen. “Unsere Azubis haben die Möglichkeit, all unsere Häuser kennenzulernen, die total unterschiedlich daherkommen. Die Azubis aus der Bretterbude in Heiligenhafen wollen häufig auch mal den Sterneservice im ‘Lighthouse Schnüsch’ durchleben. Und das können sie jederzeit.” Das Beach Motel St. Peter Ording haben wir übrigens schon selbst besucht. Natürlich ist auch hier die neue Ausbildungsverordnung im Gastgewerbe relevant. “Potentiellen Azubis bieten wir die ganze Bandbreite. Wer Schwerpunkte setzen möchte, kann dies tun, egal, ob Events, Front Office oder Revenue.” 

Zwei Frauen sitzen in Strandliegen vor ihrem Messestand

Das Team der Heimathafen Hotels lädt zum Entspannen ein.

Gegenüber dudelt eine nostalgische Melodie aus den Lautsprechern. Der Hansa-Park lockt die Jugendlichen mit vertrauten Klängen und bietet acht Ausbildungen an. “Wir bekommen jedes Jahr sehr viele Bewerberinnen und Bewerber. Für viele unserer Ausbildungen setzen wir dabei einen MSA voraus, aber zum Beispiel für den Fachlagerist (m/w/d) reicht auch ein ESA.” In den letzten Jahren hat sich einiges getan im Freizeitpark am Meer; es gibt viele neue Attraktionen. Uns wird versichert: Es wird auch immer so weitergehen.

Ein Hansa-Park Mitarbeiter redet mit einer Schülerin

Viele Schülerinnen und Schüler sind am Hansa-Park interessiert.

Fachkräftemangel – doch kein Problem?!

Doch die Messe ist auch außerhalb unseres Klassenzimmers gut besucht. In einem besonders großen Raum finden wir das Team vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein. Wenn es sich um die Straßen, Radwege, Brücken oder sonstige Baustellen in Schleswig-Holstein handelt, dann steckt meist der LBV dahinter. Daher ist auch das Ausbildungsangebot vielfältig. Viele technische Berufe können sogar in einem Dualen Studium vertieft werden. Lisa-Marie Bendschneider hat im August 2022 erst ihre Ausbildung in der Verwaltung beendet und ist bereit, zukünftigen Auszubildenden Frage und Antwort zu stehen. Sie gehört zu den vielen, die ihre Ausbildung während der Pandemie gestartet haben und hofft, dass sich auch weiterhin Interessierte in ihre Fußstapfen begeben werden. “Wir haben viele Bewerberinnen und Bewerber, aber es können immer noch mehr sein!”

Ein junges Mädchen mit dunkelblonden Haaren lächelt in die Kamera.

Lisa-Marie hat ihre Ausbildung bei LBV.SH absolviert.

Anders sieht es bei Allmess GmbH aus. Der Fachkräftemangel ist hier spürbar. Uns wird berichtet, dass die Bewerberzahlen immer weiter zurückgehen. Dabei werden Fachkräfte, wie zum Beispiel Lagerlogistiker (m/w/d) händeringend gesucht. Die Frage ist doch: Wie finde ich einen Ausbildungsplatz? Erste Kontakte lassen sich besonders gut auf Messen wie der heutigen knüpfen. Industriekaufmann Emil Maximilian Gau hat allerdings einen anderen Weg gefunden. “Maren Prüß ist unsere Ausbilderin und sie ist quasi auch meine Nachbarin. Meine Mutter hat mich dann gefragt, ob ich mir nicht eine Ausbildung bei Allmess vorstellen könnte.” Seine Kollegin Lara-Sophie Kripke ist im dritten Lehrjahr der Ausbildung zur Industriekauffrau, aber auch die Vertretung ihrer Ausbilderin. Sie hat noch einen anderen Weg für ihre Berufswahl eingeschlagen: nämlich ganz oldschool durch das Blättern in einem Familienwochenblatt der Region. Es hätte natürlich auch ganz anders laufen können, so zum Beispiel mit einer im BO-Unterricht pädagogisch benutzen Online-Plattform. *zwinker*

Ein junger Mann und eine junge Frau stehen vor ihrem Messestand

Emil Maximilian und Lara-Sophie erzählen uns, wie sie zu Allmess gekommen sind.

Technik zum Anfassen und Verstehen

Regional ist ein gutes Stichwort. Simone Doll von der CODAN Medizinische Geräte GmbH & Co KG sucht zukünftige Auszubildende, die nicht unweit von Lensahn wohnen. “Unsere Erfahrung ist es, dass Azubis im Umkreis von 20 Kilometern nach einem Ausbildungsplatz suchen.” Diese Ansicht vertritt auch Dr. Marco Hjelm-Madsen der Europa-Universität Flensburg in seiner Dissertation. Doch auch bei CODAN ist der Fachkräftemangel kein Fremdwort. “Die Azubis in den technischen Ausbildungen werden immer jünger. In dem Bereich ist es zwar schwieriger, jemanden zu finden, aber wer wirklich Lust auf Handwerk hat, kommt hoffentlich dann auch zu uns.” Doll macht sich auch stark für Praktika. Sie ist dafür, dass Praktika so früh wie möglich von Eltern und Lehrenden angeregt werden sollten. “Viele Firmen merken jetzt, dass sie Nachwuchs brauchen und stellen vermehrt Praktikanten ein”, ergänzt sie.

Zwei blonde Frauen lachen in die Kamera

Das Unternehmen Codan aus Lensahn möchte neue Auszubildende treffen.

Wir betreten das nächste Klassenzimmer. Hier ist es laut: es piept und zischt. Das Unternehmen LOGICA Medizintechnik GmbH hat seinen Stand mit einigen Modellen dekoriert, die zeigen, was ein zukünftiger Azubi bei ihnen erwarten kann. Der angehende Industriemechaniker Malte Rau bestückt gerade ein Modell mit kleinen Kunststoffteilen, die für die medizinische Einmalbenutzung bei Transfusionen gebraucht werden. Sein Ausbilder Johannes Behla erklärt: “Das ist ein Model eines Teilausschnitts einer Maschine, die Membranen in Rückschlagventile einbaut.” Man muss sich das Ganze wie das Herstellungsprinzip von Lego-Männchen vorstellen. Behla schätzt die Ausbildung in seinem Betrieb als besonders nachhaltig ein. “Wir sind zwar eher ein kleines Unternehmen, aber das heißt auch, dass unsere Azubis alles kennenlernen; vom Rohstoff bis zum Fertigteil. Verfahrens- und Industriemechaniker wissen dann, wie man so eine Maschine baut, repariert, instand hält und programmiert. Wir bereiten unsere Azubis sehr intensiv vor, daher hat bis jetzt auch jede und jeder die Abschlussprüfung bestanden.”

Zwei Männer im Blaumann und ein weiterer Mann lächeln in die Kamera.

Das Team von LOGICA Medizintechnik begeistert mit ihren vielen Modellen.

Auf der anderen Seite des Raums treffen wir auf Eckart Höft, der am Standort Oldenburg als Leiter für die Berufsausbildung des Unternehmens Eppendorf Polymere tätig ist. Er ist zuversichtlich, die Jugendlichen auf dieser Messe mit der neu aufgestellten medialen Präsenz für Laborgeräte und das betreffende Zubehör begeistern zu können. “Wir sind überzeugt, dass die Generation Z uns durch unkonventionelle Ideen inspiriert und dazu bringt, gewohnte Denkmuster zu verlassen und Neues auszuprobieren”, so Höft. Das Unternehmen Eppendorf bietet eine große Anzahl an kaufmännischen und technischen Ausbildungen an; auch diverse duale Studiengänge sind möglich.

Ein älterer Mann steht hinter einer Modelmaschine.

Eckart Höft zeigt, womit sich das Unternehmen Eppendorf beschäftigt.

Die Gastronomie vor Ort und anderswo

Nachdem unser technisches Wissen auf Vordermann gebracht wurde, betreten wir das nächste Klassenzimmer. Hier geht es um Gastronomie! In der linken Ecke steht Sabrina Loske von Coast Collection, die aktuell fünf Hotels an der Lübecker Bucht und in Süddeutschland betreibt. Loske, Leitung Human Resources, erklärt: “Die kommenden Azubis haben die Wahl: Möchten sie in die Hotellerie, in die Gastronomie oder im Backoffice arbeiten? Das Tolle ist: bei uns geht alles.” Hinter ihr steht ein großes Plakat, welches nicht nur die vielfältigen Berufe bei Coast Collection abbildet, sondern auch echte Angestellte darstellt. “Wir haben aber auch duale Studenten an der Dualen Hochschule in Lübeck und der Dualen Hochschule in Ravensburg”, ergänzt Loske.

Eine Frau steht vor einer Werbewand, die einen Koch ziert.

Sabrina Loske von Coast Collection freut sich auf neue Auszubildende.

Gegenüber im Raum ist auch DEHOGA Ostholstein mit einem Stand vertreten und lädt dazu ein, Informationen zu den neuen Berufsbildern des Gastgewerbes zu erfahren. Erst vor Kurzem haben wir von ME2BE über die Neuordnung der gastgewerblichen Ausbildungsberufe berichtet und Ricci Giese und Frank Denker, die sich beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband engagieren, interviewt.

Wer war noch dabei?

Es gibt noch so viel mehr zu entdecken, aber, um Unternehmen wie die Bundeswehr (hier geht es um den Sanitätsdienst bei der Marine) zu treffen, muss man eben auch auf Ausbildungsmessen gehen! Ebenfalls gesehen haben wir zum Beispiel die Drägerwerk AG & Co. KGaA, die DRK Akademie SH – Pflegschule Eutin, die EDEKA Jens GmbH & Co. KG, die Heinrich Schmahl Landtechnik GmbH & Co, den Kreis OH – Der Landrat, die Kreishandwerkerschaft Ostholstein, den Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz und die Sparkasse Holstein oder auch die UKSH Akademie gGmbH (hier sind wir im Interview mit dem Vorstandsvorsitzendem Prof. Dr. med. Jens Scholz) und so viele mehr…

Vier mÄnner, davon drei in Bundeswehruniform

Die Bundeswehr ist häufig auf Messen zu finden.

Zwei junge Männer stehen vor der Kamera.

Ein Apfel gefällig? Die Jungs von Edeka Jens stehen parat.

So langsam kommen wir von unserem Rundgang zurück und kehren an unserem Stand ein. Werkstudent Julian ist gerade im Gespräch mit den Lehrerinnen und Lehrern der Wagrienschule in Oldenburg.

Auch sie finden unser umfangreiches Informationsangebot für einen anspruchsvollen und anregenden Berufsorientierungs-Unterricht spannend. Wir orientieren uns nicht nur an Erkenntnissen berufspädagogischer Forschung, sondern auch an bildungspolitischen Zielen der Landesregierung. Die Lehrerinnen und Lehrer befürworten unsere enge Kooperation mit Schulen, Hochschulen und Unternehmen in ganz Schleswig-Holstein, während ihre Schülerinnen und Schüler weiterhin in der Beruflichen Schule unterwegs sind. Ungefähr 1000 interessierte Schülerinnen und Schüler waren insgesamt am Start! Viele davon zucken auf Nachfrage, ob sie schon wissen, welche Ausbildung sie später durchlaufen wollen, mit den Schultern. Dabei stärkt Julian sie, Berufsorientierung als Lebens-, Welt und Wertorientierung zu betrachten.

DIGI:BO ist eine Möglichkeit sich aktiv mit der eigenen beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. Julian stößt dabei immer wieder auf ähnliche Fragen: Was kann ich? Was will ich eigentlich? Wo kann ich das machen? Auf unserer Plattform gibt es deshalb nicht nur Berufs- und Studiengangprofile, sondern darüber hinaus auch regionale Unternehmen, die sich präsentieren. Und wer sich ein eigenes Bild geschaffen hat, ist auch bereit, ein Praktikum zu absolvieren. Ansprechpartnerinnen und -partner für Praktika lassen sich ebenso auf DIGI:BO finden, wie auch unser Ratgeber. Eine Schülerin (15) gibt zu: “Bewerbungstipps sind sehr hilfreich. Ich habe keine Ahnung, wie das alles geht.”

Und dafür sind wir ja da! Gerne lernen wir von ME2BE auch auf der nächsten Messe wieder viele werdende Auszubildende und ihre zukünftigen Ausbildungsunternehmen kennen. Wir freuen uns auf’s nächste Mal in Oldenburg in Holstein!

Euer ME2BE-Messeteam

TEXT Patricia Rohde

FOTOS Patricia Rohde