…und stellt mit seinem Konzept das Hotelfach auf den Kopf. „Live, love, laugh and surf“ heißt das Motto. Sehr zur Freude von Gästen, Mitarbeitern … und Auszubildenden im Hotelfach. Danke, endlich mal was Neues!
Malte und Tina sind Stammgäste und checken zum dritten Mal im Beach Motel in St. Peter-Ording ein (für Insider: SPO). „Wir kommen aus Aachen“, erzählt die 36-jährige Tischlerin, „und gönnen uns noch mal fünf Tage Kite-Spaß in Sankt Peter. Seit drei Jahren buchen wir im Beach Motel SPO, entweder einen Bulli-Stellplatz mit Strom und Zugang zu WCs und Duschen oder ein ‚Beach Loft‘, wenn wir Lust auf richtige Betten haben. Auf jeden Fall sind wir immer in unmitelbarer Strandnähe und genießen die Atmosphäre, die perfekt zu uns passt. Genau so was hat immer gefehlt!“
Von außen erinnert das Beach Motel SPO an eine Strandvilla in den „Hamptons“, jenem exklusiven Küstenstreifen auf Long Island, im US-Bundesstaat New York, an den der ostamerikanische Jet-Set im Sommer seine legendären Partys feiert. Holzbauwände in Naturfarbtönen, passend zu Strand und Hauptdüne. Das Interieur begeistert durch eine Mischung aus Vintage-Look, Lounge-Style und Tropical Resort. Alles ist cool und beachy, wirkt aber zu hundert Prozent authentisch und nicht wie eine Kopie der Kopie. Wer mit Flip Flops an der Rezeption steht, fällt nicht auf, Anzug- und Krawattenträger schon eher. Dabei richtet sich das Angebot keineswegs nur an Surfer und Kiter, sondern an alle, die sich vom klassischen Hoteldesign nicht mehr angesprochen fühlen.
„Wer stehen bleibt, geht zurück!“ Das Mantra der freien Wirtschaft hat Jens Sroka perfekt verstanden. Mit seinen lifestyligen Beach Motels in St. Peter-Ording und Heiligenhafen sowie der benachbarten „Bretterbude“ hat der Hamburger Hotelier den Zeitgeist erfasst. Der Erfolg gibt ihm recht: Tourismus in Schleswig-Holstein boomt, doch die Gäste haben veränderte Ansprüche an ihre Umgebung. Wer braucht heute das Hotelerlebnis von gestern? Im Beach Motel gibts weder Drehtüren, Marmorböden oder Messingbeschläge, noch Hoteluniformen, weiße Tischdecken oder die ‚Präsidentensuite‘. Das Team trägt individuelle Kleidung, duzt sich mit den Gästen und die Zimmernamen lauten ‚Beach‘ und ‚Ocean‘, die Suiten ‚SURF‘N TRAVEL‘, ‚FATBOY‘ oder ‚FRITZ-KOLA‘-Suite. Designerlebnis pur! Jeder Raum könnte in exklusiven Interieur-Books abgedruckt werden.
Bei unserem Trip nach St. Peter-Ording sprachen wir mit Hotel Director Matthias Empen (Matze) und Vice Director Lina Wolf (Lina) über den Spirit des Beach Motels SPO und das besondere Ausbildungskonzept.
Moin Matze, moin Lina. Danke für die Einladung. Echt cool, euer Beach Motel! Da möchte man glatt einchecken…
Matze: Vielen Dank. Leider müssen wir euren Check-In verschieben. Wir sind komplett ausgebucht!
Wir möchten anders sein und überraschen!
– Matthias (Matze) Empen
Die hohe Anzahl der Übernachtungen beweist den Erfolg eures Konzepts. Was ist die Kernidee des Motelkonzepts?
Matze: Die Idee, mit der wir vor fünf Jahren gestartet sind, basiert auf der Grundüberlegung, Gästen in einem entspannten Ambiente auf Augenhöhe zu begegnen. Wir haben festgestellt, dass Strandurlaub nach wie vor hochattraktiv ist, die traditionellen Hotelangebote weniger. Wir bieten individuelle Roomdesigns; man kann aber auch draußen auf einem Stellplatz im Bulli übernachten. Deshalb sind wir auch kein Hotel, sondern ein Motel. Darüber hinaus sind wir als Team authentisch und treten nicht als neutrale Dienstleister auf, die jeden Gast nach Katalog-Standards bedienen, weil sie dafür bezahlt haben. Zum Beispiel sind wir nicht uniformiert und duzen unsere Gäste. Wir möchten anders sein und überraschen!
Okay, jetzt sind wir neugierig. Womit überrascht ihr uns?
Lina: In unseren drei Häusern überraschen wir auf je- den Fall mit den unterschiedlichen Zimmerkategorien und individuell eingerichteten Themen-Suiten. Für mobile Gäste haben wir Stellplätze für Surfer-Vans und VW Bullis mit Zugang zu externen Waschräumen, Toiletten sowie zu einem Trockenraum für Neopren Equipment inklusive Waschmaschine und Trockner. Im „Surfhouse“ bieten wir Surf- und Streetwear an sowie Surf-Equipment. Im Fahrradverleih „Cruiser King“ können sich sie Gäste „Electra“-Beachcruiser leihen. Es gibt einen Wellnessbereich mit Sauna und Spa, die leckerste Pizza der Welt im Restaurant ‚dii:ke‘, ein Private Cinema mit „Trust Bar“ und 10 Sitzplätzen, diverse Shops, kreative Cocktails in der ‚Old-Night- Owl‘-Bar sowie in der rund um die Uhr geöffneten ‚Hang-Ten‘-Bar, eine ‚Games Corner‘ mit Spielekonsole und Kickertisch. Das größte Zugpferd ist natürlich der 12 Kilometer lange Strand direkt vor unserer Tür. Mit einem Kaffee morgens auf den Strand und das Meer zu blicken … das bleibt ewig spannend!
Wow. Hört sich aufregend an. Aber wo ist die Mini-Bar geblieben?
Matze: Ganz ehrlich: Auf die haben wir bewusst verzichtet. Wer braucht noch die Mini-Bar mit Getränkepreisen, über die man sich nur aufregt? Früher erwartete man Hotelzimmer mit Mini-Bar und Safe, King-Size-Bett und großem Badezimmer. Warum eigentlich? Die meiste Zeit verbringt man außerhalb der Räume. Hauptsache, die Betten sind sauber und bequem! Unsere Besucher schätzen das umfangreiche Angebot außerhalb der Zimmer.
Und wie nehmen die Gäste das Duzen an?
Matze: Entspannt und dankbar. Wir können auch nicht mehr anders, wenn wir authentisch bleiben wollen. Am Anfang war es ein schmaler Grat für uns und für manche Gäste. Mittlerweile haben wir diese Kultur etabliert. Ich erinnere mich an eine Tagungsgruppe. Die Teilnehmer kannten weder St. Peter-Ording, noch waren sie unsere lockere Atmosphäre gewohnt. Anfangs erschienen alle in Anzügen, und wir ernteten skeptische Blicke. Am Ende der Tagung trugen die Teilnehmer nur noch Freizeitkleidung und waren völlig entspannt!
Lina: Die Kunst ist, zu duzen, dies aber ehrlich und respektvoll zu tun. Dass die Beziehung zwischen Team und Gästen gut funktioniert, erleben wir bei vielen Stammgästen. Manche rufen vorher bei uns an, um zu erfahren, ob bestimmte Teammitglieder während ihrer Reisezeit im Dienst sind. Nicht selten kommt es vor, dass uns Gäste am Empfang umarmen und sich freuen, uns wiederzusehen!
Was für Gäste beherbergt ihr? Wer fühlt sich von dem Angebot angesprochen?
Das ist bunt gemischt. Zu uns kommen sowohl jüngere Paare als auch ältere Gäste. Unser Durchschnittsgast ist 46 Jahre alt, jung geblieben, locker, sportlich und schätzt unser breites Angebot. Die meisten Gäste kommen aus Hamburg oder Nordrhein-Westfalen. Das Reiseverhalten hat sich generell etwas verändert. Früher hat man mit der ganzen Familie einmal im Jahr einen vierwöchigen Sommerurlaub ‚an der See‘ verbracht. Heute geht der Trend eindeutig zu mehreren kürzeren Trips über das Jahr verteilt. Das kommt uns entgegen, denn somit ballt sich nicht alles zur Sommersaison.
Wie seid ihr selbst zum Beach Motel gekommen?
Matze: Ich bin ein Kind der ersten Stunde, stamme aus St. Peter-Ording und habe nach einer Hotelfachlehre viele Jahre in einem Hamburger Surfshop im Einzelhandel gearbeitet. Irgendwann rief mich ein Schulfreund an und fragte, ob ich nicht aufgrund meiner Gastro-Erfahrung bei einer Hoteleröffnung in SPO einsteigen wolle. Das ursprüngliche Konzept war noch konsequenter auf junge Gäste ausgerichtet, mit Mehrbettzimmern und SB-Bierkühlschränken auf den Fluren. Ich fand das ziemlich spannend und sagte zu. Das Konzept haben wir dann bis zum heutigen Beach Motel weiterentwickelt. Bereut habe ich diesen Schritt nie!
Lina: Ich komme aus Hamburg, habe BWL und Marketing studiert und war schon immer ein Fan des Kitesurf World Cups in St-Peter-Ording. 2014 habe ich hier am Strand übernachtet und morgens im Beach Motel gefrühstückt. Das war mein erster Kontakt. Beruflich habe ich an zwei Hoteleröffnungen in Hamburg mitgewirkt, ehe ich nach Portugal gezogen bin und dort in Surfcamps gearbeitet habe. Das Beach Motel SPO hatte ich irgendwie immer im Kopf und war auch regelmäßig als Gast hier. Als ich 2017 von der vakanten Stelle als stellvertretende Hoteldirektion erfuhr, bewarb ich mich sofort. Das war genau die Chance, auf die ich gewartet hatte!
Thema Ausbildung. Das Hotel- und Gaststättengewerbe beklagt einen extremen Fachkräfte- und Nachwuchsmangel. Nur wenige Schüler möchten Hotelfachfrau oder Hotelfachmann werden. Eure Azubis hingegen schwärmen in den höchsten Tönen vom Beach Motel SPO. Was macht ihr richtig, was andere falsch machen?
Lina: In erster Linie begegnen wir unseren Auszubildenden auf Augenhöhe. Wir duzen uns und vermitteln ihnen generell eine Wertschätzung für ihre Arbeit. Für uns sind sie keine günstigen Arbeitskräfte, sondern Teammitglieder, die wir motivieren möchten, auch nach der Ausbildung bei uns zu bleiben. Die Atmosphäre des Beach Motels kommt uns entgegen. Junge Leute entdecken uns im Web oder auf Facebook, fühlen sich angesprochen und bewerben sich bei uns gut motiviert.
Matze: Für das negative Image des Hotelfachs ist die Branche mitverantwortlich. Jahrelang mussten Azubis hauptsächlich Betten machen, Geschirr abwaschen und Klos putzen. Ich selbst habe hier im Ort vor siebzehn Jahren die Ausbildung zum Hotelfachmann absolviert und ähnlich negative Erfahrungen gemacht. Diese Fehler machen wir nicht. Unsere Auszubildenden durchlaufen alle Bereiche des Beach Motels, erleben jede Menge Abwechslung, erhalten verantwortungsvolle Aufgaben und können sich einbringen.
St. Peter-Ording verändert sich positiv. Es wurde viel investiert. Wie blickt ihr in die Zukunft? Was fehlt noch?
Matze: Ja, es ist unglaublich viel in Bewegung gekommen. Der frühere ‚Kurort-Charme‘ hat kaum noch gezogen. Mittlerweile ist auch der letzte Gastronom aufgewacht und stellt sich auf die neue Situation ein. Früher war die Weinmesse unser touristisches Highlight im Jahr. Heute haben wir eine Tourismuszentrale und Mega-Events, wie das ‚Kite Surf Masters‘, Beach- volleyballturniere und Konzerte. Was noch fehlt, ist ein Skater-Park …
Lina: … und vielleicht ein breiteres Angebot leichter Küche, zum Beispiel ein vietnamesisches Restaurant.
Steffen hat eine Ausbildung zum Hotelfachmann gemacht
Steffen ist Baujahr 1996 und ein echter Eiderstedter Jung. Nach dem Mittleren Schulabschluss an der Eider-Treene-Schule in Tönning entschied er sich zunächst für eine Tischler-Lehre, stellte allerdings fest, dass Holz nicht sprechen kann. Ihm fehlte der Kontakt zu Menschen. Den passenderen Ausbildungsplatz zum Hotelfachmann fand er kurze Zeit später an seinem Lieblingsstrand in St. Peter-Ording.
Schon beim ersten Gespräch spürte ich diese angenehm entspannte Atmosphäre und den Spirit, nach dem ich gesucht hatte!
„Das Beach-Motel St. Peter-Ording hat mich sofort angesprochen“, erinnert sich Steffen. „Es ist optisch unglaublich einladend, hat ein überzeugendes Konzept, und schon beim ersten Gespräch mit dem Hotel-Management spürte ich die angenehm entspannte Atmosphäre und diesen Spirit, nach dem ich gesucht hatte! Auszubildende, Angestellte, Aushilfen, Abteilungsleiter, Hoteldirektion: wir duzen uns – übrigens auch mit den Gästen, und ich fühle mich wie in einer großen Familie. Während meiner dreijährigen Ausbildung gab es nicht einen Moment, in dem ich mich unfair behandelt gefühlt habe. House- and Barkeeping, Frühstücksservice, Event-Betreuung, Rezeption … ich habe alle Stationen durchlaufen und wurde als Hotelfachmann perfekt ausgebildet. Nach insgesamt vier Jahren im Beach-Motel habe ich mich für ein Zwischenspiel auf einem der AIDA Cruise Liner entschieden. Obwohl es mir wirklich schwer fällt, das Beach-Motel zu verlassen, fahre ich demnächst zweimal für fünf Monate um die Welt. Ich bin einfach hungrig, Neues zu erleben. Und wer weiß, vielleicht sieht man sich irgendwann wieder.“
Lea Eva absolviert eine Ausbildung zur Hotelfachfrau
Lea ist ein Sonnenschein, nennt sich selbst „positiv verrückt“ und ist ziemlich glücklich! Nach Abschluss der zwölften Klasse hatte sie sich vergeblich um einen Ausbildungsplatz beworben. Eher zufällig erhielt sie den Tipp, sich im Beach-Motel St. Peter-Ording vorzustellen. Das könnte passen. Und es passte. Dass die Ausbildung zur Hotelfachfrau dermaßen attraktiv sei, hätte sie nicht für möglich gehalten.
Meine Freunde staunen, wie selbstbewusst ich geworden bin!
„Allein das Praktikum im Beach-Motel hat mich umgehauen. Obwohl ich niemanden kannte und eher schüchtern war, hat es mir riesigen Spaß gemacht. Und als ich am letzten Tag die Zusage für den Ausbildungsplatz erhielt, war ich unglaublich happy. Mittlerweile ist ein Jahr vergangen und ich freue mich noch immer auf jeden Arbeitstag. Die Klischees über die Hotelfachausbildung kann ich überhaupt nicht teilen. Ich erlebe etwas völlig anderes. Meine Aufgaben sind abwechslungsreich und lassen mir Spielraum, mich einzubringen. Das Besondere am Beach-Motel ist der zwischenmenschliche Umgang. Wir verstehen uns nicht nur innerhalb des Teams sehr gut, sondern auch mit unseren Gästen. Es kommt immer wieder vor, dass uns Stammgäste zur Begrüßung umarmen und uns beim Namen nennen. Da wir uns alle duzen, entsteht eine persönliche Atmosphäre, die es mir leicht macht, mich wohl zu fühlen und motiviert zu bleiben. Das merken auch meine Freunde. Die staunen, wie selbstbewusst ich geworden bin!“
TEXT Christian Dorbandt
FOTO Sebastian Weimar