Nachgefragt: Bildungsministerin Karin Prien über Hochschulen in SH

Nachgefragt: Bildungsministerin Karin Prien über Hochschulen in SH

In der Reihe ME2BE-Reihe „Nachgefragt“ können Schülerinnen und Schüler, Azubis und Studierende verantwortliche Politikerinnen und Politiker aus Schleswig-Holstein und Hamburg direkt befragen. Eric studiert im 1. Semester Informatik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Seine Fragen richtet er an die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU).

ERIC: Hallo Frau Ministerin. Meine erste Frage lautet: Was sind Ihre wichtigsten Ziele, Projekte oder Vorhaben – während Ihrer Amtszeit – im Bereich Hochschule und Wissenschaft?

Karin Prien: Unsere Hochschulen haben sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt, eigene wissenschaftliche Profile herausgebildet und gerade im Zuge der Hochschulpakte in den vergangenen Jahren ihr Studienangebot sinnvoll ausgebaut. Ziel unserer Arbeit in den nächsten Jahren wird es sein, diesen Profilierungsprozess weiter durch gute finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen zu unterstützen.

Was die Forschung anbelangt, so verfügen wir im Land mit den Meereswissenschaften und den Lebenswissenschaften, aber auch in den Geisteswissenschaften über Forschungsverbünde, die sich Hoffnungen machen können, im nächsten Jahr zu den knapp 50 bundesweit ausgezeichneten und damit in den nächsten Jahren finanziell von Bund und Ländern sehr gut ausgestatteten sogenannten Exzellenzclustern zu gehören. Angehende Forscherinnen und Forscher in diesen Themengebieten können dann also in Schleswig-Holstein Teil international sichtbarer Forschungsteams werden.

Auf Ebene des Bundes und durch Abstimmung mit den anderen Bundesländern werden wir uns bei den anstehenden Verhandlungen zu den Neuauflagen wichtiger Bund-Länder-Programme in der Wissenschaft wie den Nachfolgeprogrammen des derzeit laufenden Hochschulpakts 3 und des Paktes für Forschung und Innovation für eine angemessene finanzielle Beteiligung des Bundes einsetzen.

Ich sehe immer bessere Bleibeperspektiven für Studierende nach ihrem Studium.

Viele Studierende verlassen nach dem Studium ihre Studienstädte oder sogar das Land SH. Was können Sie tun, um zukünftig mehr Absolventen zum Hierbleiben zu bewegen?

Wenn es uns gelingt, die Vernetzung unserer Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit der schleswig-holsteinischen Wirtschaft – zum Beispiel durch gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte – zu steigern und auch die Gründungsaktivitäten aus den Hochschulen heraus auszubauen, sehe ich immer bessere Bleibeperspektiven für Studierende nach ihrem Studium. Dies ist für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Bundeslandes eine große, vielleicht sogar die zentrale Frage. Außerhalb dieser rein berufsbezogenen Standortfaktoren hat Schleswig-Holstein ja zum Glück sehr viel zu bieten – hier leben ja auch die im Bundesvergleich glücklichsten Menschen.

Junge, kreative Menschen suchen kreative Studiengänge. Ist SH diesbezüglich gut genug aufgestellt? Wo können Sie weitere Anreize schaffen?

Gemessen an der Größe des Landes und seines Hochschulsystems sind wir nicht so schlecht aufgestellt: Unsere beiden künstlerischen Hochschulen – die Musikhochschule Lübeck und die Muthesius Kunsthochschule Kiel – genießen einen sehr guten Ruf und auch der Fachbereich Medien der Fachhochschule Kiel bietet weitere kreative Studiengänge an. Unsere Hochschulen bieten zum Teil deutschlandweit einzigartige moderne Lehrangebote. Zudem hat fast jede Hochschule Informatikstudiengänge sowie mit der Informatik und anderen Fachrichtungen verknüpfte Studiengänge im Angebot. Und in puncto moderne Lehr- und Lernformen sind die Online-Angebote der Oncampus GmbH der FH Lübeck mit führend im Bundesgebiet.

Die Abiturientenzahlen steigen. Gibt es ausreichend Studienplätze im Land oder benötigen wir weitere Hochschulen in SH?

Neue Hochschulen im Land brauchen wir nicht, aber natürlich werden wir im Rahmen der weiteren Gespräche und Zielvereinbarungsverhandlungen mit den Hochschulen ausloten, inwiefern eine quantitative und/ oder qualitative Erweiterung des Studienangebots sinnvoll und möglich ist. Da ist aber auch bereits in den vergangenen zehn Jahren viel an neuen Kapazitäten und Angeboten entstanden.

Grundsätzlich müssen neue Studienangebote auf den wissenschaftlichen Profilen der Hochschulen aufgebaut sein. Dies gilt sowohl für Universitäten, die einen starken Bezug zu den Forschungsschwerpunkten aufweisen als auch für Fachhochschulen, die besonders an den Bedarfen der mehrheitlich privaten Arbeitgeber ausgerichtet sind.

TEXT Christian Dorbandt
FOTO Frank Peter, Merle Jurzig