Wer einen Kaffee in Eckernförde genießen will, hat zuerst ein Ziel: Café und Konditorei Heldt am Rathausmarkt! Mit Bürgermeister Jörg Sibbel nehmen wir Platz in dem gemütlichen Altstadthaus. Vom Rathaus braucht der 49-Jährige kaum eine Minute, doch in dieser Zeit grüßen ihn einige Bürger, auch zum Händeschütteln nimmt sich Jörg Sibbel Zeit. Seit 2007 leitet der Diplom-Verwaltungswirt (FH) die Geschicke der Stadt. In diesem Jahr haben die Eckernförder den parteilosen Kandidaten für weitere acht Jahre wiedergewählt – mit 85,7 Prozent der Stimmen! Sein Wahlkampfslogan lautete ganz einfach „Jörg Sibbel. Unser Bürgermeister“.
Herr Sibbel, Sie sind schon seit vielen Jahren Bürgermeister von Eckernförde. Was macht den Reiz der Stadt aus?
Es ist toll, hier Bürgermeister sein zu können. Und ohne Übertreibung kann ich sagen, dass Eckernförde eine der schönsten Städte in Schleswig-Holstein ist – einmalig gelegen zwischen Eckernförder Bucht und Windebyer Noor. Hier zu leben, ist sehr attraktiv, denn Eckernförde ist die Stadt der kurzen Wege: Wir haben zum einen eine lebendige Innenstadt mit der Einkaufszone rund um den Rathausplatz, die immer gut besucht ist – nicht nur an Sonnabenden. Hier kann man schön bummeln gehen oder nach Herzenslust shoppen. Von hier aus kommen Sie in ein paar Minuten direkt zum Hafen mit der Klappbrücke, Fischkuttern, Traditionsseglern, Gastronomieschiffen und Sportbooten. Wenn Sie dann ein Stück weiter gehen, erreichen Sie direkt die Strandpromenade mit dem vier Kilometer langen, weißen Sandstrand. Und genau zwischen Strand und City liegt die herrliche Altstadt. Diese vier Highlights liegen nur 150 Meter auseinander – perfekt für Einkaufsbummler, Urlauber, Tagesbesucher und Badefreunde.
Was sind Ihre persönlichen Highlights?
Ich gehe gerne am Wochenende mit meiner Frau ins Café Heldt zum Frühstücken. Ansonsten bin ich gerne am Strand und am Hafen unterwegs. Und dann haben wir eine tolle Aussichtsplattform auf dem Petersberg mit einem wunderbaren Blick über Eckernförde – da gehe ich auch gerne hin.
Was kann Eckernförde jungen Leuten bieten?
Das Freizeitangebot ist ausgezeichnet. Wir haben natürlich vielfältige Wassersportarten, die hier angeboten werden. Außerdem sind viele Vereine aktiv, die Fußball, Leichtathletik, aber auch Trendsportarten anbieten. Und nicht zu vergessen: Viele junge Leute verbringen die schönen Sommertage am Strand – um dann abends den Sonnenuntergang zu genießen.
Welche Veranstaltungen machen Eckernförde bunt?
Da wäre zum einen die Aalregatta, bei der über 120 Dickschiffe Wettfahrten unternehmen. Es sieht toll aus, wenn die Jachten in den Eckernförder Hafen einlaufen – zur Begrüßung bekommen die Crews traditionell Aale überreicht. Das unterstreicht den maritimen Charakter und die Bedeutung des Segelsports. Die größte Veranstaltung ist das Piratenspektakel im August, wenn an drei Tagen 150.000 Besucher zu uns kommen. Da bin ich ja auch immer gefordert.
Was hat denn der Bürgermeister mit Seeräubern zu tun?
Er verteidigt das Rathaus. Denn die Piraten überrennen ja immer die Stadtwache. Zuerst legen sie kämpfend am Strand an, um dann marodierend durch die Stadt bis zum Rathaus zu ziehen. Dort fordern sie vom Bürgermeister die Herausgabe der Stadtkasse. Der Bürgermeister wehrt sich, und es gibt immer einen großen Kampf zwischen mir und dem Piratenanführer. Im vergangenen Jahr konnte ich übrigens das Geld der Stadt erfolgreich verteidigen.
Bürgermeister kann man ja nicht einfach so werden. Welchen Berufswunsch hatten Sie denn als Abiturient?
Als Jugendlicher wollte ich zur Polizei. Schon damals musste ich eine Brille tragen – und das war damals ein Ausschlusskriterium, sodass meine Bewerbung dort aussichtslos war. Im Nachhinein bin ich glücklich, dass es ganz anders gekommen ist. Ich habe dann die Beamtenlaufbahn eingeschlagen mit einem dualen Studium als Diplom-Verwaltungswirt in der Kommunalverwaltung. Dann habe ich mich mit 28 Jahren als Amtsleiter in Nortorf beworben und die Stelle bekommen. Dabei habe ich viel von Kommunalpolitik mitbekommen. Irgendwann wurde ich gefragt, als Bürgermeister in Osterrönfeld zu kandidieren. Das war der Beginn meiner politischen Karriere, die mich später nach Eckernförde geführt hat.
Welche Qualitäten muss ein Bürgermeister denn haben?
Dreierlei: Sie müssen wirklich für die Bürger ansprechbar sein. Man muss kommunikative Fähigkeiten haben, aber auch eine feine Antenne für die Bedürfnisse der Leute. Der zweite Bereich: Sie müssen politisch denken können und mit diplomatischem Geschick mit den politischen Kräften in der Stadtvertretung zusammenarbeiten. Dabei kann man nicht alle Ideen immer voll durchsetzen, sondern man muss bereit sein, Kompromisse zu erarbeiten. Denn in einer Demokratie geht es ja immer darum, Entscheidungen mit Mehrheiten zu organisieren. Und zum Dritten muss der Rathauschef auch Verantwortung für seine Mitarbeiter tragen. Immerhin arbeiten bei uns 250 Kolleginnen und Kollegen. Dazu kommt nicht zuletzt, dass er verantwortungsvoll mit dem städtischen Etat von 38 Millionen Euro umgehen muss – das Geld sozusagen, das der Bürgermeister gerade erfolgreich gegen die Piraten verteidigt hat.
TEXT & FOTO Joachim Welding