Der Metallbaubetrieb Meos GmbH aus Melsdorf bei Kiel ist ein Unternehmen mit Tradition. Gegründet 1903 als „Karl Schlötel Stahlbau und Elektroinstallation“ wurde das Unternehmen 2010 durch Dr. Reinhard Mehl von der Familie Schlötel übernommen und zog 2019 in den Neubau nach Melsdorf um.
Hier produziert die Firma unter anderem Baugruppen, Prototypen sowie Serien in den Bereichen Yachtequipment und Industrie. Die rund 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produzieren in der Fertigungshalle Produkte aus nahezu allen Werkstoffen wie Edelstahl, Aluminium, verschiedener, auch hochfester, Stähle und Titan, von kleinen gelaserten Bauteilen bis hin zu Fahrzeugen oder kompletten Relings für mehr als einhundert Meter lange Yachten.
Da MEOS eine professionelle Ausbildung am Herzen liegt, setzt sich das Unternehmen auch für die berufliche Orientierung an Schulen ein und führt regelmäßig Betriebsbesichtigungen durch. Kürzlich durften über hundert Schülerinnen und Schüler der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule Kiel an einer digitalen Betriebsführung teilnehmen. Bei dieser Gelegenheit haben auch wir von ME2BE von Unternehmensinhaber Dr. Mehl, Ausbilder Philipp Fleischer und Betriebsleiter Manuel Sander Wichtiges zur Ausbildung bei MEOS erfahren.
Herr Dr. Mehl, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aktuell in Ihrem Unternehmen tätig?
Wir haben rund 66 Mitarbeiter, davon circa 45 in der Fertigung, 7 Auszubildende und etwa 13 im Büro. Die hauptsächliche Fachrichtung in Fertigung und den technischen Büroanteilen sind Metallbauer (Schlosser) sowie Schweißer, wir beschäftigen aber auch Industrie- und Zerspanungsmechaniker.
Sie führen (digitale) Betriebsführungen durch, um interessierte Schülerinnen und Schüler zu erreichen und bieten auch Praktika an. In welchen Bereichen?
Wir bieten unter anderem Praktika im Rahmen berufsqualifizierender Maßnahmen am RBZ an. Außerdem können angehende Studenten im Maschinenbau ein Maschinenbau-Praktikum absolvieren. Ferner beteiligen wir uns an dem Lehrlingsaustausch mit anderen Innungsbetrieben.
Welche Ausbildungen bietet Ihr Betrieb an?
Vor allem für Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik. Als wachsendes Unternehmen stellen wir zwei neue Auszubildende pro Jahr ein, die nach erfolgter Gesellenprüfung und guten Leistungen auch übernommen werden. Voraussetzung für eine Ausbildung bei MEOS ist ein Praktikum, um sich gegenseitig kennenzulernen.
Herr Fleischer, Sie betreuen die Metallbauer-Azubis. Wie läuft eine typische Ausbildung ab?
Die Ausbildung zum Metallbauer dauert im Regelfall 3,5 Jahre. Jeder Azubi durchläuft während dieser Zeit alle Bereiche unserer Fertigung und kann dadurch sämtliche Kenntnisse und Fertigkeiten erlernen.
Die Ausbildung findet dual in der Berufsschule sowie im Ausbildungsbetrieb statt. Sie beinhaltet alle Punkte des Ausbildungsrahmenplans, ist jedoch noch etwas an unseren Betrieb angepasst. Auszubildende werden schon nach kurzer Zeit in den laufenden Fertigungsbetrieb eingebunden und lernen mittels echter Aufträge. Das Fachwissen wird dabei von Gesellen und „alten Hasen“ an die heranwachsenden Metallbauer weitergegeben. Zusätzlich hat der Auszubildende die Möglichkeit, nach ca. zwei Jahren Lehrzeit, sich einen Fachbereich auszusuchen, in dem er sich spezialisieren möchte.
Gibt es Besonderheiten, die der Betrieb anbietet?
Bei guten praktischen und theoretischen Leistungen des Auszubildenden während seiner Ausbildung, bieten wir ihm zum Ende seiner Lehrzeit eine Chance auf ein Auslandspraktikum. Ich selbst habe während meiner Ausbildung an einem Auslandspraktikum teilgenommen und für zwei Wochen in Finnland gearbeitet und dort zusätzlich am Berufsschulunterricht teilgenommen. In dieser Zeit konnte ich viel über das Handwerk an sich und die Arbeit im Ausland lernen. Insbesondere meine Englischkenntnisse habe ich dort verbessert. Das Auslandspraktikum war ein aufregendes Abenteuer in meiner Jugend, an das ich mich immer gerne erinnere.
Das war sicherlich eine schöne Erfahrung. Was müssen Interessierte denn mitbringen, damit sie eine Ausbildung bei MEOS bekommen?
Mit einem durchschnittlichen Notendurchschnitt (Haupt- oder Realabschluss) hat man in der Regel eine gute Basis. Mathematik, vor allem Geometrie, sollten einem aber doch besser leicht von der Hand gehen.
Da man zum Teil natürlich körperlich schwer arbeitet, sollte man vor allem fit und durchschnittlich belastbar sein. Am wichtigsten ist in meinen Augen jedoch die innere Motivation des Auszubildenden.
Wie überprüft der Betrieb, wer wirklich für die Ausbildung geeignet ist, Herr Sander?
Wir haben in der Vergangenheit festgestellt, dass manche Azubis praktisch sehr begabt sind, aber in den theoretischen Bereichen – also Mathe und logisches Denken – nicht den Anforderungen entsprechen und dadurch große Probleme in der Berufsschule haben.
Deshalb gibt es bei der Einstellung neben dem praktischen auch einen leichten theoretischen Test, den die Bewerber bestehen müssen.
Der Beruf erfordert also auch besondere geistige Fähigkeiten?
Ja. Die Zeichnungen, die man anfertigen muss, fordern einen, und in neue Projekte muss man sich immer wieder neu eindenken.
Was ist für Sie ein idealer Azubi, Herr Fleischer?
Ich persönlich bin ein Freund von Individualität und freue mich immer über Auszubildende ganz unterschiedlicher Charaktere. Wir arbeiten viel im Team, wo jeder Auszubildende oder Mitarbeiter seine persönlichen Stärken einbringen kann. Was mir aber vor allem wichtig ist, ist Ehrlichkeit.
Viele junge Menschen stehen vor der Entscheidung, ob sie eine Ausbildung machen oder zur Uni gehen sollen. Welche Vorteile hat das Handwerk, Herr Sander?
Im Vergleich zum Studium schneidet das Handwerk meines Erachtens nicht schlechter ab, denn auch das Handwerk bietet Karrieremöglichkeiten. Außerdem können sich Facharbeiterlöhne im Metallbau durchaus sehen lassen aber – wer seinen Meister macht, kann sogar einen eigenen Betrieb gründen. Handwerksberufe bieten daher eine sichere Zukunft.
Dürfen Eltern zum Bewerbungsgespräch mitkommen, Dr. Mehl?
Wir freuen uns, wenn die Eltern zu den Vorstellungsgesprächen mitkommen. Sie sind auch eingeladen, sich den Betrieb anzusehen. Es ist uns wichtig, dass wir den Eltern zeigen können, wo ihre Kinder lernen und arbeiten. Ich freue mich auch immer, wenn es den Eltern hier gefällt und sie feststellen, dass wir ein moderner Betrieb sind. Bei Problemen aller Art nehmen wir bei noch nicht volljährigen Auszubildenden auch direkten Kontakt mit den Eltern auf und versuchen im Dialog zwischen Azubi, Eltern, Schule und Betrieb Lösungen zu finden.
Die digitale Betriebsführung mit der Friedrich-Junge-Schule, begleitet uns heute. Haben Sie schon öfters mit Schulen im Bereich Berufsorientierung zusammengearbeitet?
Aktuell arbeiten wir hauptsächlich mit der FJG zusammen. Wir nehmen aber regelmäßig an Berufsorientierungsmessen teil und bieten generell Wirtschaftspraktika für Oberstufenschüler sowie allgemeine Schülerpraktika an. Daneben realisieren wir praktische Ausbildungsteile z.B. für die Walter-Lehmkuhl-Schule in Neumünster.
Und was planen Sie für die Zukunft?
Geplant sind vertiefende Betriebsbesuche für Interessenten der virtuellen Betriebsführung.
TEXT Juliane Urban
FOTOS: Mirja Künnemeyer, MEOS