Gemeinsam Isoliert

Gemeinsam Isoliert

Elternvertreterin Manuela Mankowski und ihre Tochter Milena (7. Klasse) haben gerade zwei Wochen strenge Quarantäne hinter sich. Ein Verdacht auf Corona in der Parallelklasse der Schülerin veranlasste die Gesundheits­behörde dazu, den 7. Jahrgang der Friedrich­-Junge Schule für zwei Wochen nach Hause zu schicken. Wir wollen von den beiden wissen, wie sie diese Zeit erlebt haben.

Heimlich, still und leise oder mit großer ­Aufregung – Wie habt ihr von dem möglichen Corona-Fall an eurer Schule erfahren?

Milena: Der Schulleiter und die Klassenlehrerin sind nach der Pause mit in die Klasse gekommen und haben alle Schüler nach Hause geschickt.
Manuela Mankowski: Ich habe eine Whats-App von meiner Tochter bekommen und bin natürlich sofort losgefahren, um sie zu holen.

Milena, wie hat sich diese Situation für dich angefühlt?

Milena: Ich hatte Angst, mich angesteckt zu haben. Zu dem Zeitpunkt wussten wir ja noch gar nicht, dass der Schüler gar nicht in meiner, sondern in der Parallelklasse ist.

Was passierte dann?

Milena: Wir mussten jeden Tag in unser E-Mail-Fach schauen, um zu erfahren, wie es weitergeht und wann wir den Corona-Test machen müssen. Hausaufgaben haben wir weiterhin über die ISurf-App bekommen.

Frau Mankowski, wie wurden Sie über den weiteren Verlauf informiert?

Mankowski: Uns wurde aufgetragen, einen Anruf vom Gesundheitsamt abzuwarten, um zu erfahren, wie es weitergeht. Am nächsten Tag kam zusätzlich ein Brief mit konkreten Informationen, wie wir uns verhalten sollten und wie lange die Quarantäne dauern werde.

Zwei Wochen Ungewissheit, zwei Wochen nicht spazieren gehen, nicht einkaufen, keine Freunde treffen. Wie war das für euch, und welche Vorschriften gab es vom Gesundheitsamt?

Mankowski: Wir durften das Grundstück nicht verlassen und standen im täglichen Kontakt mit dem Gesundheitsamt. Unsere Familie hat sich für diese Zeit der Quarantäne quasi aufgeteilt: Mein Mann und meine große Tochter sind weiter zur Arbeit und zur Schule gegangen; außerdem haben sie uns mit Essen versorgt (lacht). Damit wir uns im Falle einer Infektion mit dem Virus nicht gegenseitig anstecken, gab es im Haus, so gut es ging, eine räumliche Trennung. Die Toiletten und Schlafräume wurden aufgeteilt, und zum Essen haben wir uns mit großem Abstand an einem Tisch getroffen – mein Mann und meine große Tochter an einem, Milena und ich am anderen Ende.

Konntet ihr die Zeit positiv nutzen?

Mankowski: Ja, das kann man schon sagen, wir hatten endlich mal wieder richtig viel Zeit für uns. Als Selbständige mit einem Kleingewerbe hatte ich seit Langem wieder richtig Muße, alle Aufträge in Ruhe abzuarbeiten, Kissen zu nähen und zu besticken – das war sehr schön. Mit unserem großen Garten und den vielen Räumen hatten wir wirklich großes Glück. Aber Familien, die in einer Wohnung ohne Balkon und vielleicht noch mit drei Kindern leben, die hatten es natürlich wesentlich schwerer. Und trotzdem ist es ein großer Unterschied, ob man nicht raus darf oder nicht raus will. Wir waren wirklich froh, als wir gestern nach zwei Wochen wieder unser Grundstück verlassen durften.
Milena: Wir haben richtig viele Schulaufgaben bekommen, aber es gab dennoch genügend Zeit, um mich auszuruhen.

Wie habt ihr den ersten Moment in Freiheit genutzt?

Milena: Wir haben uns riesig gefreut, uns an die Hand genommen und sind über die Grundstücksgrenze gehüpft!

Wie fühlt es sich nach zwei Wochen gemeinsamer Isolation an, wieder zur Schule zu gehen und Freunde zu treffen?

Milena: Ich halte immer noch viel Abstand und trage die Maske auch noch im Unterricht, weil die Infektionszahlen ja derzeit wieder steigen. Meine Freunde treffe ich momentan gar nicht, aber ich hoffe, dass wir uns bald mit Abstand wieder sehen können. Darauf freue ich mich sehr.

Was hat diese ‚Auszeit‘ noch mit euch gemacht? Hat sie auch zum Nachdenken angeregt?

Milena: Ich habe viel über das Virus nachgedacht – ob die Pandemie überhaupt zu stoppen ist und wie es in Zukunft weitergehen soll.

Hast du auch berufliche Pläne geschmiedet?

Milena: Ja, ich möchte unbedingt Ärztin werden, weil ich Menschen helfen möchte, die krank sind und weil meine Ärztin ein Vorbild für mich ist.

TEXT Sophie Blady
FOTO Anna-Leste Matzen