Wie der Hund Sara das Schulleben der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule bereichert
Als sich die Mathematik- und Physiklehrerin der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule Anja Goos in den Kleinpudel Sara verliebte, wusste sie noch nicht, dass die Hündin sie auch im Schulalltag begleiten würde. Aus dem persönlichen Herzensprojekt wurde schnell ein Schulprojekt, von dem nun alle Beteiligten profitieren.
Frau Goos, erzählen Sie uns doch bitte, wie Sie auf die Idee kamen, Sara als Begleithund ausbilden zu lassen!
Ich habe mich vor zwei Jahren dazu entschlossen, die kleine Pudeldame Sara aufzunehmen und mich natürlich in diesem Zusammenhang sehr intensiv mit dem Thema Hundeerziehung und Ausbildung beschäftigt. Dabei bin ich auf das Thema Begleithund aufmerksam geworden. Die zahlreichen Studien über die positive Wirkung dieser speziell geschulten Hunde auf das Schulklima haben mich als Lehrerin sehr interessiert, und ich habe nicht lange gezögert, die Möglichkeiten zu einer Ausbildung mit der Schulleitung zu besprechen.
War die Schulleitung sofort mit ihrer Idee einverstanden?
Ja, meine Idee fand großen Anklang, und vor der offiziellen Anmeldung zu dieser dreijährigen Ausbildung habe ich mir selbstverständlich auch das Einverständnis der Elternschaft meiner 9. Klasse, in die ich sie regelmäßig mitnehme, eingeholt. Im nächsten Jahr ist die Ausbildung beendet, und Sara ist schon jetzt aus dem Schulalltag kaum noch wegzudenken. Alle kennen sie und während meiner Pausenaufsicht nutzen viele Kinder die Gelegenheit, sie zu streicheln. Ich freue mich immer zu sehen, dass selbst diejenigen, die vorher ein wenig Angst hatten, ihre Scheu verloren haben.
Wie sieht eine Ausbildung zum Schulbegleithund genau aus?
Bevor man eine Ausbildung beginnen kann, muss der Hund einen Wesenstest durchlaufen, bei dem Eigenschaften wie Freundlichkeit, Stressresistenz und Folgsamkeit überprüft werden. Erst dann darf mit der eigentlichen Ausbildung begonnen werden. Während der Ausbildungszeit lernt der Hund die spezifischen Anforderungen eines Einsatzes in der Schule kennen, und ich trainiere mit ihm das entsprechende Verhalten. Dann folgt der sogenannte Hundeführerschein, der mit einer dreistündigen Prüfung verbunden ist. Dabei werden Hundehalter und Hund verschiedenen Tests unterzogen.
Und wie gestaltet sich der Schulalltag mit Sara?
Ich führe sie immer an der Leine durch das Schulgebäude. In der Klasse richten wir ihr zunächst ihren Platz mit Decke und Wassernapf ein. Danach gebe ich sie frei und sie darf dann zu den Kindern gehen und sich Streicheleinheiten abholen. Anschließend geht sie auf ihre Decke. Bei Schulveranstaltungen ist sie auch anwesend.
Können sich die Schülerinnen und Schüler noch auf den Unterricht konzentrieren?
Ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht. Die Schülerinnen und Schüler wissen, dass sie den Hund nicht rufen dürfen und wir uns nach den Streicheleinheiten auf den Stoff konzentrieren.
Was machen Sie denn, wenn ein Kind Angst hat?
Darauf achte ich sehr und nehme mir die Zeit, die ängstlichen Kinder mit dem Hund vertraut zu machen. Meist klappt das sehr schnell und die Begeisterung über Sara, die ein echter Icebreaker ist, überwiegt.
Auf was achten Sie, um auch den Hund nicht zu überfordern?
Ich achte darauf, dass sie ihre Ruhezeiten in ihrer Box in einem separaten Raum hat. Die vielen Leute, die unterschiedlichen Eindrücke und die permanente Geräuschkulisse sind fordernd, und ich muss nicht nur die Kapazitäten meiner Schülerinnen und Schüler, sondern auch die meines Hundes berücksichtigen.
In welchen speziellen pädagogischen Bereichen kann Sara zukünftig ‚arbeiten‘?
Wir müssen schauen, wie sich das Projekt entwickelt, aber Sara könnte zum Beispiel als Lesehund für Kinder mit Vorlese-Ängsten fungieren oder im Bereich der Streitschlichtung eingesetzt werden. Wir haben da schon viele positive Erfahrungen mit ihr gemacht. Ein Hund ist einfach vorurteilsfrei und oftmals wirkt allein schon seine Anwesenheit entspannend und deeskalierend. Im Gegensatz zu einer Lehrerin oder einem Lehrer, erwartet ein Hund nichts von einem.
Wie würden Sie die Vorteile eines Schulhundes zusammenfassen?
Durch meine persönlichen Erfahrungen kann ich nur die positiven Aspekte, die auch durch Studien belegt sind, unterstreichen. Ein Schulbegleithund ist eine Bereicherung und durch seine Anwesenheit werden innerhalb der Schülerschaft nicht nur Verantwortung und Rücksichtnahme geschult, sondern manchmal sogar Spannungen abgebaut. Diese positiven Aspekte, die übrigens auch im Bereich der Kranken- und Altenpflege Anwendung finden, sollten zu einem verstärkten Einsatz von Begleit- und Therapiehunden generell führen.
Hier erfahren sie mehr über die Lehrkräfte der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule.
TEXT Anja Nacken
FOTO Sebastian Weimar