Erste Hilfe! – Die Schulsanitäter der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule Kiel sind allzeit bereit

Erste Hilfe! – Die Schulsanitäter der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule Kiel sind allzeit bereit

Über sich hinauswachsen und mit den persönlichen Fähigkeiten eine Gemeinschaft bereichern – das stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern auch das Wohlbefinden, das soziale Netzwerk und den eigenen Erfahrungsschatz.

Helfen macht glücklich – daran besteht laut Glücksforschung kein Zweifel. Kein Wunder also, dass sich in Schleswig-Holstein rund 43 Prozent aller Menschen ab 14 Jahren ehrenamtlich betätigen: sei es beim Bundesfreiwilligendienst oder in den Bereichen Bildung und Pflege – Ehrenamt ist so vielfältig wie unsere Gesellschaft. Engagement kann man bereits in der Schule lernen. Sei es in der Schülervertretung oder als Schulsanitäter. Erfahrungen, die in diesem Rahmen gesammelt werden, bereiten die Schülerinnen und Schüler auf ein Leben nach der Schule vor. Wer sich einbringt, nimmt eine wichtige Rolle in der Gemeinschaftsschule ein und lernt, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, Ansprechpartner zu sein, Anliegen zu formulieren und für andere einzustehen – wichtige Fähigkeiten, die im Berufsleben eine zentrale Rolle spielen. Besonders Schulprojekte bieten dafür die Möglichkeit, über sich hinauszuwachsen und auch andere zu begeistern.

Projekt: Schulsanitäter

Lehrerin Carina Baumann koordiniert den Schulsanitätsdienst

Carina Baumann hat in Kiel studiert und vor 18 Jahren den Dienst an der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule angetreten. Sie kümmert sich neben ihren Fächern um den Schulsanitätsdienst. Über mangelndes Interesse bei den Schülerinnen und Schülern muss sie sich an der FJGem keine Gedanken machen. Dieses Ehrenamt ist sehr beliebt. ME2BE sprach in einem Interview mit ihr über ihre Arbeit.

Wie sind Sie zur Projektleitung gekommen?

Das Projekt habe ich vor ungefähr 15 Jahren von meinem Chef übernommen, weil er anderweitig Kapazitäten brauchte. Damals war ich selbst noch Sanitätshelferin bei den Johannitern und da lag die Übernahme des Amtes auf der Hand. Bis heute sind die Johanniter unser Trägerverein.

Wie viele Schülerinnen und Schüler werden an der Schule zur Schulsanitäterin und zum Schulsanitäter ausgebildet?

Ich habe aktuell acht neue Schulsanitäterinnen und -sanitäter durch die Johanniter ausbilden lassen. Ursprünglich hatten sich zehn Aspiranten für dieses Amt beworben, aber zwei sind leider kurzfristig abgesprungen. Ich habe mich daraufhin mit einer Kollegin aus der Wik zusammengetan und so haben wir die vom Träger vorgeschriebene Auszubildendenzahl erreicht.

Ab welcher Jahrgangsstufe dürfen sich interessierte Jugendliche bei Ihnen für das Ehrenamt bewerben?

Ich nehme grundsätzlich nur Schülerinnen und Schüler aus den oberen Klassen, da eine gewisse Reife zur Bewältigung der Arbeit gegeben sein muss. Für die Jüngeren ist diese Aufgabe auch deshalb nicht geeignet, weil es sich bei den Einsätzen neben der professionellen Erstversorgung von größeren Wunden auch schon mal um die psychische Betreuung einer Mitschülerin oder eines Mitschülers handeln kann. Ab Jahrgangsstufe 9 sind die Jugendlichen einfach besser in der Lage, ihren Dienst zu versehen und sich auch eigenverantwortlich um Vollständigkeit und Instandhaltung ihres Equipments zu kümmern.

Wo findet die Ausbildung statt?

Diese findet an unserer Schule unter der Leitung der Johanniter statt. Eine Woche lang sind die Ausbilderinnen und Ausbilder ganztägig vor Ort. Insgesamt sprechen wir von 24 Unterrichtseinheiten von 45 Minuten. Die Ausbildung endet mit einer umfangreichen schriftlichen und einer praktischen Prüfung. Die praktische Prüfung wird anhand von Fallbeispielen, also zum Beispiel der Erstversorgung bei einem Asthmaanfall, simuliert und die angehenden Schulsanitäterinnen und -sanitäter müssen dann entsprechende Hilfsmaßnahmen einleiten.

Eine intensive Arbeitswoche. Sind die Schülerinnen und Schüler in dieser Woche vom Unterricht befreit?

Ja, aber sie müssen den Schulstoff selbstverständlich nacharbeiten. Das wissen aber auch alle Interessenten, da ich ihnen von Anfang an klar mache, dass ein Ehrenamt mit Mehrarbeit verbunden ist. Es darf nicht dazu kommen, dass sie durch Einsätze ihre schulischen Pflichten versäumen. Um dies auszuschließen, spreche ich im Vorfeld mit den betreuenden Klassenlehrerinnen und -lehrern und wir entscheiden gemeinsam, wem man tatsächlich diese Mehrarbeit zutrauen kann. Aber natürlich nehmen die Kolleginnen und Kollegen während der Ausbildungswoche Rücksicht in Bezug auf Klassenarbeitstermine oder die Einführung neuer Themengebiete. In der Regel findet die Ausbildung gegen Ende des Schuljahres statt, sodass es wenig Probleme diesbezüglich gibt.

Frau mit grauen langen Haaren und pinkem Shirt.

Carina Baumann Leiterin des Projekts Schulsanitäter.

 

Stellt der Träger denn auch das notwendige Material wie ‚Erste-Hilfe-Rucksäcke‘?

Die Grundausstattung kommt von den Johannitern. Hier werden auch Sauerstoff- und Blutdruckmessgeräte zur Verfügung gestellt. Um das Auffüllen von Verbandsmaterial oder Kühlpacks kümmert sich dann im Anschluss die Schule.

Hört sich insgesamt nach mehr als “Pflaster aufkleben” an. Die Schulsanitäterinnen und -sanitäter müssen belastbar sein!

Die Aufgabe ist durchaus ernst zu nehmen und auch bei Schulausflügen haben sie sich schon in kritischen Situationen bewähren müssen. Aus diesem Grunde klären wir im Vorfeld jeden Interessenten genau darüber auf, was auf ihn zukommen kann.

An Interessenten mangelt es Ihnen aber trotzdem nicht. Worauf führen Sie das zurück?

Nein, im Gegenteil. Die Schülerinnen und Schüler kommen aktiv auf mich zu. Neben dem ehrlichen Wunsch, sich auf diese Weise zum Wohle aller einzusetzen, ist der Vermerk im Zeugnis und das entsprechende Zertifikat für spätere Bewerbungen auch nicht außer Acht zu lassen.

Streben denn viele Ihrer Schützlinge nach dieser Erfahrung eine Ausbildung in diesem Bereich an?

Durchaus! Gerade der medizinische Bereich ist breit gefächert und eine spätere Berufswahl zum Beispiel als Krankenschwester oder Altenpfleger ist keine Seltenheit. Noch eine Anmerkung in eigener Sache: Ich bin ganz besonders stolz auf meine Schulsanitäterinnen und -sanitäter aus der letzten 10. Klasse. Sie haben eine großartige Arbeit rund um die Testungen während der Pandemie geleistet und waren der Schule eine große Hilfe in dieser Krisensituation. Ich freue mich nun auf die Zusammenarbeit mit den nachrückenden Schulsanitäterinnen und -sanitätern.

TEXT Anja Nacken
FOTO Privat