Duales Studium zum Diplom-Finanzwirt:
Bernhard Walkhoff (65), Dekan an der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung Altenholz, über die dreijährige Ausbildung
ME2BE: Eine private Frage zuerst: Wie sind Sie persönlich zur Finanzverwaltung gekommen?
Bernhard Walkhoff: Ich bin schon sehr lange dabei. 1965 habe ich die Ausbildung begonnen, danach im Finanzamt gearbeitet. Später habe ich Lehrgänge absolviert, um weiterzukommen. Nach der Diplomprüfung war ich in der Betriebsprüfung von Unternehmen eingesetzt. Nach und nach habe ich bei Lehrtätigkeiten im Bildungszentrum der Steuerverwaltung in Bad Malente gemerkt, dass mir die Arbeit mit dem Berufsnachwuchs Spaß macht. 1994 habe ich dann an der FH Altenholz eine Stelle als Dozent bekommen, seit 2010 bin ich Dekan.
Welche Möglichkeiten bietet der Beruf des/ der Diplom-Finanzwirtes/wirtin?
Das Spektrum ist sehr groß. Die Anforderungen für einen Finanzbeamten mit Hochschulabschluss wie beim Dualen Studium sind natürlich hoch. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuentwickeln. Die Finanzverwaltung verfügt über viele verschiedene Dienststellen, etwa für die Veranlagung der Einkommenssteuer. Die kennt ja jeder Bürger, der seine jährliche Steuererklärung macht. Weitere Aufgaben sind die Veranlagung von Steuern, die Unternehmen zahlen, wie die Umsatz- und Gewerbesteuer, sowie die Klärung von steuerlichen Rechtsfragen und Tätigkeiten im Finanzministerium. Die Kollegen müssen also sehen, dass das Geld für den Staatshaushalt hereinkommt. Dabei spielt auch der Vollstreckungsbereich eine Rolle, wenn der Bürger oder ein Betrieb seinen Zahlungspflichten nicht nachkommt. Wir versuchen ja, die Steuergerechtigkeit Tag für Tag hinzubekommen. Das bedeutet: Die, die mehr Geld verdienen, müssen auch mehr an den Staat zahlen. Bei Unternehmen und Konzernen sind Steuerprüfer unterwegs, die sich mit den wirtschaftlichen Vorgängen gut auskennen. Und bei der Steuerfahndung – sozusagen die Kripo der Finanzverwaltung – ermitteln erfahrene Kollegen zusammen mit der Staatsanwaltschaft gegen mutmaßlich kriminelle Steuerhinterzieher. Für Diplom-Finanzwirte – also unsere Absolventen – gehört die Betriebsprüfung vor Ort in den Unternehmen zu den wichtigsten Aufgaben.
Wo setzt die FH Altenholz die Schwerpunkte in der Ausbildung?
Die Duale Ausbildung dauert insgesamt drei Jahre und setzt sich aus Theorieblöcken bei uns an der FH und Praxisblöcken im jeweiligen Heimatfinanzamt des Anwärters zusammen. Wir vermitteln unseren Studierenden das theoretische Basiswissen, wobei die Steuergesetze einen großen Raum einnehmen. All das muss natürlich in den praktischen Arbeitsalltag des Finanzamtes umgesetzt werden. Das gilt auch für den Umgang mit der speziellen Software, ohne die nichts läuft. Den Umgang mit den Menschen, also den Steuerpflichtigen, lernen unsere Anwärter in sozialwissenschaftlichen Seminaren und natürlich hauptsächlich in der Praxis.
Welche Voraussetzungen sollten die Bewerber mitbringen?
Rein formell müssen Interessenten mindestens die Fachhochschulreife mitbringen. Bewerbungen müssen dem Finanzamt direkt zugehen. Sie sollten außerdem ein wirtschaftliches Verständnis haben und sich für unternehmerische Zusammenhänge interessieren. Auch mathematische Fähigkeiten sind notwendig, denn es geht ja bei Steuern immer um Zahlen. Weil sie aber auch immer mit Menschen zu tun haben, die Steuern bezahlen sollen, brauchen Finanzbeamte hier Fingerspitzengefühl. Auch der Umgang mit Computern sollte selbstverständlich sein.
Zum Thema Steuern gibt es ständig Veränderungen. Bedeutet das für die Finanzbeamten auch lebenslanges Lernen?
Das wird so sein. Speziell im steuerlichen Fachwissen ist es extrem wichtig, sich ständig auf dem Laufenden zu halten. Denn die Steuergesetze ändern sich häufig, auch die Software und der Umgang mit dem Computer sind laufend von Neuerungen betroffen. Deshalb bieten wir zu allen Themen Fortbildungen an für die Kollegen, die schon im Beruf stehen.
Text & Foto Joachim Welding