Interview mit Thore Hansen, Leiter des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer zu Kiel (IHK)
ME2BE: Moin, Herr Hansen. Herzlich willkommen auf der BOM. Was werden Sie sich auf unserer Messe anschauen?
Thore Hansen: Moin, moin. Mein Ziel ist es, mir einen kompletten Überblick über die Berufsorientierungsmesse der Friedrich-Junge-Schule zu verschaffen. Die BOM ist mir schon länger ein Begriff. Seit ich im Oktober 2018 die Abteilung Aus- und Weiterbildung in der IHK übernommen habe, ist der Termin in meinem Kalender notiert.
Was genau macht eine IHK?
Die Industrie- und Handelskammern beraten, unterstützen und vertreten Wirtschaftsunternehmen in ihrer Region. Beispiel Existenzgründung: Angenommen, Sie möchten eine Firma gründen, wissen aber nicht genau, wie das funktioniert. Bei der IHK erhalten Sie dazu eine individuelle Beratung und erfahren, welche juristischen, finanziellen und betriebswirtschaftlichen Faktoren zu berücksichtigen sind. Beispiel Ausbildung: Wenn eine Firma Azubis ausbilden möchte, prüfen wir, ob die nötigen Voraussetzungen dafür gegeben sind. Die IHKs führen auch alle beruflichen Prüfungen in Industrie und Handel durch, das sind bundesweit jedes Jahr über 600.000! Nicht zuletzt bilden wir selbst aus. Zurzeit absolvieren elf Azubis eine Ausbildung zur Kauffrau oder zum Kaufmann für Büromanagement bei der IHK zu Kiel.
Für wie viele Firmen ist die IHK Kiel zuständig?
In Deutschland gibt es insgesamt 79 IHKs, drei davon in Schleswig-Holstein: in Flensburg, Kiel und Lübeck. Die IHK Kiel vertritt rund 67.000 Mitgliedsunternehmen und ist zuständig für die Kreise Rendsburg-Eckernförde, Plön, Steinburg, Pinneberg sowie die kreisfreien Städte Kiel und Neumünster.
Was erwartet die Wirtschaft von Schulabgängern?
Unsere Firmen stellen jedes Jahr mehrere tausend Schulabgänger ein, um sie in einer dualen Ausbildung zu Fachkräften entwickeln zu können. Die Erwartungen in den einzelnen Branchen und Berufsfeldern sind allerdings sehr unterschiedlich. Allgemein gesprochen erwarten sie von ihren Nachwuchskräften grundlegende fachliche, persönliche und soziale Kompetenzen, zum Beispiel Grundkenntnisse in allen Schulfächern sowie die mündliche und schriftliche Beherrschung der deutschen Sprache. Außerdem sollten die Grundlagen für eine stabile Persönlichkeit sowie für Teamfähigkeit, Lern- und Leistungsbereitschaft vorhanden sein. Das Wichtigste ist die Freude an dem Beruf, für den sie sich bewerben.
Auf der BOM haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich bei rund 70 Firmen über ihre Karrieremöglichkeiten zu informieren. Haben Sie einen Tipp für die perfekte Orientierung?
In jeder Schülerin und jedem Schüler steckt Potenzial! Mein Tipp lautet: Beschäftigt euch ausführlich mit euren persönlichen Kenntnissen, Fähigkeiten, Neigungen und Talenten und überlegt, welche Berufe dazu passen könnten. Oft werden Praktika bei Firmen in der Nachbarschaft verabredet, weil die Wege kurz
sind, selbst wenn der Beruf kaum bekannt ist. Sinnvoller ist es, Informationen und Erfahrungen in denjenigen Berufen und Firmen zu sammeln, die euch wirklich interessieren!
Wie verlief Ihre persönliche Berufsorientierung? Was war Ihr Traumberuf?
Mein erster Berufswunsch entstand während der Schulzeit. Ich wollte etwas zum Thema ‚Umweltschutz’ machen. Nach dem Abitur glaubte ich daher, das Studium der Umwelt- und Hygienetechnik sei passend. Leider war es das nicht. Deshalb wechselte ich in ein Lehramtsstudium mit der Fächerkombination Chemie und Sport. Das passte sehr gut. Mein weiterer Berufsweg führte mich später von der Schule in die private Wirtschaft, unter anderem als Manager für Sportveranstaltungen wie die Kieler Woche. Und jetzt beschäftige ich mich mit den Themen Aus- und Weiterbildung bei der IHK Kiel.
An einer Sache habe ich mich immer orientiert: Meine Arbeit soll mir Spaß machen! Nur dann kann ich motiviert in den Tag starten und meine Leistung bringen!
TEXT Christian Dorbandt
FOTO Andreas Tamm