Stefan Flint und Danja Hüttenmüller sind an der Goethe-Gemeinschaftsschule als Studienleiter für Kolleginnen und Kollegen in der Ausbildung zuständig
Die Goethe-Gemeinschaftsschule hat gleich zwei Lehrkräfte, die stets ganz nah dran sind am pädagogischen Puls der Zeit: Stefan Flint ist hauptamtlich als Lehrer für Deutsch als Zweitsprache (DaZ), Englisch und Philosophie an der Goethe-Gemeinschaftsschule beschäftigt und für seine nebenberuflichen Aufgaben als Studienleiter für das Fach DaZ für einige Stunden freigestellt. Bei Danja Hüttenmüller ist es umgekehrt. Sie ist hauptamtlich beim Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH) als Studienleiterin beschäftigt. Die Studienleiterin koordiniert die Pädagogik-Teams für die DaZ-Ausbildung und für weitere Fächer. Außerdem unterrichtet sie an der GGS eine Klasse im Fach Deutsch.
Lehrer für die Lehrer an der GGS
Wie muss man sich diese Arbeit konkret vorstellen, wie funktioniert das, wollen wir wissen: Wie können die beiden Studienleiter sichergehen, dass das, was sie in der Lehrerausbildung vermitteln, im Klassenraum, sprich: in der Realität, auch wirklich funktioniert? Die beiden Studienleiter versichern übereinstimmend, dass alles, was sie im Rahmen einer Ausbildungsveranstaltung vermitteln, auch einem Realitäts-Check unterworfen wird. “Wir reflektieren viel im Pädagogik-Team, aber auch mit der Schulleitung und dem Kollegium“, beteuert Danja Hüttenmüller. “Wir als Studienleiter sehen uns da als Mittler zwischen Theorie und Praxis“, ergänzt Stefan Flint. “Wir sind ja immer die Ersten, die über neue Methoden und Studienergebnisse Bescheid wissen.“
Viele Kolleginnen und Kollegen, deren eigene Ausbildung schon länger zurückliegt, seien ja teilweise noch mit ganz anderen Grundlagen groß geworden, berichtet die Studienleiterin. Danja Hüttenmüller macht dies am Beispiel “Konstruktive Unterstützung” fest. Diese sei laut einer Studie eine der wichtigsten Säulen für guten Unterricht. Ob das, was jemand als Lehrperson unternimmt, bei Schülerinnen und Schülern tatsächlich Wirkung zeige, lasse sich jedoch nur in der Praxis erfahren.
„Wir sind ja immer die Ersten, die über neue Methoden und Studienergebnisse Bescheid wissen.“ – Stefan Flint
“Man kann sehr viel darüber lesen und reflektieren, doch diese Erkenntnisse konkret aufs Parkett zu bringen, ist noch einmal etwas ganz anderes”, weiß auch Stefan Flint. Und aus diesem Grunde müsse man in Lehrveranstaltungen für Lehrkräfte auch immer beides anbieten: die einen brauchen ganz viel theoretischen Background. Die anderen hätten eher eine Hands-on-Mentalität.
Frische Methoden für guten Unterricht
Hat man denn früher seine Klasse nicht motiviert? “Doch, schon”, sagt Danja Hüttenmüller, “aber mehr aus dem Bauch heraus.” Heute gibt die Lehrerin in ihrem eigenen Unterricht beispielsweise systematisches Feedback, indem sie am Ende jeder Stunde immer zwei Schülern Hinweise zu ihrer Lernleistung und zu ihrem Sozialverhalten gebe. “Gerade letzteres hat ja in den vergangenen Jahren eine immer größere Bedeutung erlangt, auch in der Arbeitswelt”, so Hüttenmüller. Stefan Flint pflichtet ihr bei. Er verrät noch, dass es bei der praktischen Anwendung von Methoden nicht nur darauf ankomme, ob Schülerinnen und Schüler diese gut annehmen, sondern auch, ob eine Methode sich für das Lehrpersonal gut in die Unterrichts-Routine einbauen lasse. “Es nützt ja dem Lernerfolg der Kinder nichts, wenn wir eine gute Idee zur konstruktiven Unterstützung nur einmal probeweise durchführen und dann nie wieder”, argumentiert Stefan Flint.
Was läuft heute anders als früher?
Kommen also nur Klassen mit jungen Lehrern in den Genuss innovativer und zeitgemäßer Unterrichtsmethoden? Natürlich nicht. Auch ältere Kolleginnen und Kollegen profitieren von dem Austausch und von den Impulsen der beiden Studienleiter. Die Angebote des IQSH zur Fort- und Weiterbildung werden gerne genutzt und angenommen. Insbesondere Online-Kurse sind beliebt. Beispielsweise ein nur 60-minütiger Kurs “Wie kann ich KI im Unterricht anwenden?” ist ja recht niederschwellig und wird daher gerne angenommen.
„Deutsch als Zweitsprache (DaZ) ist das neue Normal!” – Danja Hüttenmüller
Die Gesellschaft habe sich jedoch gewandelt und somit müsse sich die Schule als Institution den veränderten Bedingungen anpassen. “DaZ ist das neue Normal!“, sagt Danja Hüttenmüller. In jeder Gemeinschaftsschule, die sie in ihrer langjährigen Tätigkeit besucht hat, liegt der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund bei mindestens 50 Prozent. In manchen Schulen noch sehr viel höher. Daher sei es umso wichtiger, dass sich Lehrkräfte jeden Alters und jeder Schulart im Klaren darüber sind, dass heutzutage auch ihre eigene interkulturelle Kompetenz gefragt ist, um Schülerinnen und Schüler zu einem für sie bestmöglichen Schulabschluss zu führen. Wie man in Klassen mit sehr unterschiedlichen Sprach- und Leistungsniveaus guten Fachunterricht auf deutsch macht? Das kann man lernen. In einer Fortbildung. Und am Ende ist kulturelle Vielfalt ja auch ein Geschenk.
TEXT Natascha Pösel
FOTO Henrik Matzen